Offener Bücherschrank
Schmökern bei jedem Wetter
Metelen
Seit dem Jahreswechsel steht er mitten im Ort und hat schon etliche Freunde gefunden: der öffentliche Bücherschrank. Eine erste Bilanz mit der Patin Hanne Sprey zeigt, dass das Angebot für frischen Lesestoff bereits jetzt von Bücherfreunden rege
Der Bücherschrank, der unmittelbar neben der ehemaligen Gaststätte Brinckwirth steht, hat bisher nur wenige sonnige Zeiten erlebt. Seit Ende des vergangenen Jahres ist sein Platz dort, und die Tage waren seitdem naturgemäß kurz und kalt. Jetzt aber, wenn das Frühjahr kommt und der Sommer, dann stellt Hanne Sprey sich vor, wie lebhaft es hier an warmen und sonnigen Tagen zugehen könnte. „Da ist ein Fahrradständer in der Nähe, eine Sitzbank, und dann der Bücherschrank . . .“, sinniert sie dieser Tage über Dinge, die zusammenpassen. Und manchmal, das hat sie selbst auch schon erlebt, kommt man über die Bücher wie nebenbei mit Leuten ins Gespräch.
Hanne Sprey ist zusammen mit Margret Hasken Patin dieses Bücherschrankes, der, um keinen falschen Eindruck zu erwecken, auch in den Wintermonaten durchaus das Interesse von Bürgern gefunden hat. „Ich bin wirklich angenehm überrascht, wie viel Bewegung da drin ist“, freut sich Sprey.
Regelmäßig schauen die beiden Frauen nach dem Rechten und sichten auch das Material, das einem ständigen Wechsel unterliegt, weil das Prinzip des Bücherschranks so funktioniert: Man nimmt ein Buch heraus und stellt in der Regel dieses oder eines oder mehrere andere aus dem eigenen Bestand wieder hinein.
„Am Anfang standen hier viele Bücher von Konsalik und Rosamunde Pilcher“, sagt Sprey. Mittlerweile sei das Angebot schon sehr vermischt. „Es gibt leichte Kost, Romane, Krimis, Sachbücher und etwas anspruchsvollere Literatur. Was leider noch Mangelware ist, sind Kinderbücher, die fehlen uns noch.“ Bis jetzt, erklärt Sprey, sei es selten passiert, dass sie und Hasken Bücher aus dem Schrank entfernt hätten. Wenn sie sich dazu entschließen, dann deshalb, weil der Inhalt unakzeptabel ist oder ein Buch selbst stark beschädigt.
Eine Metelenerin, die den Bücherschrank für sich entdeckt hat, ist Bärbel Sent-Kalcik. Trotz leichten Regens steht die 65-Jährige am Mittwoch vor den Regalen und inspiziert mit leicht geneigtem Kopf die Buchrücken. Sie packt schließlich drei Bücher ein, – „dabei wollte ich heute eigentlich nur eines mitnehmen“ – und holt aus ihrem Stoffbeutel ein paar Exemplare, die sie in den Schrank hineinstellt. „Das ist eine tolle Sache für Leute, die viel lesen. So wie ich“, schätzt die Rentnerin das Angebot. „Beim Lesen kann ich mir die Personen und die Handlung richtig gut vorstellen. Für mich sind gute Schriftsteller wie Maler, sie malen Bilder für den Kopf. Und überhaupt: Lesen bereichert.“
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