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Unternehmen in Saerbeck: Multicore geht in alle Welt

Enapter stellt Elektrolyseur der Megawattklasse vor

Saerbeck

Der Elektrolyseur, den Enapter am Mittwoch im Bioenergiepark vorgestellt hat, sieht von außen aus wie ein Container. Hinter den Wänden verbirgt sich aber eine Technologie, mit der pro Tag Wasserstoff für 100 Autos produziert werden könnte.   

Enapter-Geschäftsführer Sebastian-Justus Schmidt im Multicore. Das Herzstück des Megawatt-Elektrolyseurs sind 420 Module.   Foto: Katja Niemeyer

Der große hellgraue Kasten, der da auf dem Gelände des Bioenergieparks gleich neben einem Gebäude der Fachhochschule Münster steht, sieht eher unspektakulär aus. Die Grundfläche: 16 mal drei Meter. Das Gehäuse: erinnert an einen Container. Tatsächlich verbirgt sich dahinter aber ein Stück Hochtechnologie, entwickelt mit Unterstützung der FH Münster im Forschungslabor des Saerbecker Elektrolyseur-Herstellers Enapter.

Der hat den Prototypen des Megawatt-Gerätes — die genaue Bezeichnung lautet AEM-Multicore — am Mittwochvormittag (24. Mai) interessierten, geladenen Gästen vorgestellt. Gekommen sind unter anderem die stellvertretende NRW-Ministerpräsidentin Mona Neubaur und Landrat Dr. Martin Sommer sowie zahlreiche Wirtschaftsvertreter aus der Region.  

Der Strom, den der Multicore für die Elektrolyse benötigt, wird gleich nebenan von den Windrädern im Bioenergiepark produziert. Foto: Katja Niemeyer

Einer, der den Multicore federführend mitentwickelt hat, ist Enapter-Chef-Ingenieur Holger Eisenlohr. In einem Labor am Pisa-Standort des Unternehmens, erinnerte er sich während der Veranstaltung, seien die ersten Skizzen entstanden. Annähernd drei Jahre sei das jetzt her, sagte er. Jetzt steht Eisenlohr auf einer kleinen Bühne und verkündet: „Wir haben was Großes im Werden.“

Das Herzstück des Megawatt-Elektrolyseurs: 420 Kernmodule — sogenannte AEM Stacks — mit einer elektrischen Leistung von rund einem Megawatt. Mit ihnen, so erläuterte es Eisenlohr, ließen sich pro Tag 450 Kilogramm Wasserstoff herstellen. Was in etwa der Menge entspricht, die zum Betanken von 100 Wasserstoff-Autos benötigt werde.

Verzicht auf teure Materialien

Mit der Multicore-Produktion auf dem Saerbecker Campus, erklärte Enapter-Gründer und Geschäftsführer Sebastian-Justus Schmidt in seiner Grußrede, „machen wir einen Riesenschritt in Richtung Kostenoptimierung von Elektrolyseuren.“ Sowohl die Technologie, als auch der Verzicht auf teure Materialien wie Titan würden es in den kommenden Jahren ermöglichen, Wasserstoff günstiger zu machen als fossile Brennstoffe.

Saerbecks Bürgermeister Dr. Tobias Lehberg (vordere Reihe, 2.v.l.), NRW-Vizeministerpräsidentin Mona Neubaur und Landrat Dr. Martin Sommer. Foto: Katja Niemeyer

Mit der Nachfrage nach den Elektrolyseuren zeigte sich Schmidt sehr zufrieden. Sie sei „enorm“, sagte er. Für den Multicore, der laut Eisenlohr mit einem Basispreis von 1,2 Millionen Euro angeboten wird, lägen aktuell sieben Bestellungen vor.

Einsatzgebiete

So sollen zwei Geräte in ein deutsches Forschungszentrum und eine niederländische Betankungsanlage gehen. Weitere wurden für ein Dekarbonisierungsprojekt des südkoreanischen Industrie- und Handelsministeriums auf die Insel Jejudo geordert. Auch eine kanadische Initiative, die zur Energieautarkie der kanadischen Provinz Prince Edward Island beitragen will, hat Bedarf für zwei Megawatt-Elektrolyseure angemeldet.

Bislang strömt noch kein Wasserstoff

Neben dem Prototyp ragt ein orangefarbenes Rohr aus dem Boden. Dies, so erläuterte der Chef-Ingenieur, ist der Zugang zu der unterirdischen Gasleitung, die zum 1,6 Kilometer entfernten Enapter-Campus führt und leicht als Wasserstofftrasse umfunktioniert werden kann. Wasserstoff, produziert im AEM-Multicore, strömte hierdurch aber bislang nicht. Eisenlohr: „Der verpufft zurzeit einfach noch.“ Wer welchen benötige, scherzte er, könne vorbeikommen und „sich eine Tüte abholen“.

Elektrolyse

Der Ingenieur und sein Team tüfteln weiter an dem Gerät. Jeden Morgen, verriet er dem Publikum, würde eine App auf seinem Handy anzeigen, ob die Produktion rund läuft. Wenn es „leuchtet und blinkt“, können sich die Ingenieure entspannt zurücklehnen. In den kommenden Tagen, versprach Eisenlohr, werde der Multicore offiziell in Betrieb genommen. Den Strom, der in großen Mengen dafür benötigt wird, Wasser in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff zu spalten, produzieren die Windräder im Bioenergiepark.

Enapter-Chef-Ingenieur Holger Eisenlohr zum Wasserstoff

Grüner Wasserstoff, fasste NRW-Vizeministerpräsidentin Neubaur zusammen, „ist ein Schlüsselelement für die Energiewende“. Die Vorstellung des AEM-Megawatt-Elektrolyseurs sei ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einer grünen und nachhaltigen Wasserstoffwirtschaft.

Hohe Reaktionsfähigkeit und Flexibilität

Für Saerbecks Bürgermeister Dr. Tobias Lehberg sind der Multicore und die Energiewende etwas, „das man heute ein perfect match, also eine perfekte Kombination bezeichnet.“ Denn mit dem Gerät könne Wasserstoff dort hergestellt werden, wo er benötigt wird und das unter den Bedingungen, die eine zunehmend erneuerbare Erzeugungslandschaft mit sich bringe — „mit hoher Reaktionsfähigkeit und Flexibilität“.

Enapter, sagte Landrat Sommer, trage dazu bei, Wasserstoff als grünen Energieträger für die Wirtschaft zu etablieren. Die Entwicklung des AEM-Multicore sei ein wichtiger Schritt auf dem Weg des Kreises Steinfurt zur Klimaneutralität. Dieses Ziel soll bekanntlich spätestens 2040 erreicht sein. 

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