Weinerpark
Einsatz dauerte fast einen Tag
Ochtrup
Mehr als 20 Stunden dauerten die Löscharbeiten im Zusammenhang mit dem Brand eines Kunststofflagers im Weinerpark. Knapp 400 Feuerwehrleute waren im Rahmen des Einsatzes insgesamt vor Ort oder warteten im Bereitstellungsraum. Entwarnung gab es mit Blick auf die mögliche Schadstoffkonzentration in der Rauchwolke. Noch nicht geklärt ist, wie stark das Löschwasser belastet ist.
Hinter Ochtrups Feuerwehrleuten liegt ein Tag, wie sie ihn in dieser Form wohl noch nie erlebt haben. „Der einzige Einsatz, der mit dem hier vergleichbar ist, liegt schon viele Jahre zurück. Damals brannte die Textilfabrik Hagemann in Langenhorst“, bilanziert Ochtrups Feuerwehrchef Andreas Leusing den zurückliegenden Tag.
Schon als um 15.36 Uhr der erste Alarm auflief, deutete sich an, dass der Tag für die Einsatzkräfte ein ganz langer werden könnte. Der dichte Rauch über dem Lagerplatz war bis in die Ochtruper Innenstadt zu sehen. Rasch wurde Vollalarm ausgelöst.
„Wir hatten letztlich insofern noch Glück, dass der Wind den Rauch in eine Richtung trieb, in der keine Siedlungen liegen“, gewann Leusing im Nachgang des Einsatzes dem vorgefundenen Szenario noch etwas Positives ab. Für die Wehr war es eine Herausforderung, wie sie es sie seit Jahren nicht gegeben hatte.
Bereits kurz nach Einsatzbeginn meldeten sich die Gronauer Kameraden, die von ihrer Kreisleitstelle alarmiert worden waren, aber natürlich auch den Rauchpilz am Horizont gesehen hatten. Sie brachten nicht nur Einsatzkräfte, sondern auch eine Drehleiter und, besonders wichtig angesichts der Lage, einen Messwagen mit.
Dieser fuhr den Einsatzort, aber auch die nähere und weitere Umgebung ab, um Schadstoffe in der Luft zu messen. „Beim Brand von Kunststoffen entstehen giftige Gase und Dämpfe“, berichtet Andreas Leusing. Dadurch, dass der Rauch nicht nur stark emporgetragen wurde, sondern sich auch keilförmig von der Brandstelle aus verteilte, sei die Konzentration aber nicht belastend gewesen. Ein zweiter Messwagen der Feuerwehr Neuenkirchen ergänzte die Messungen. Auch Rußanhaftungen standen im Fokus.
Große Unterstützung
Im Gewerbegebiet selbst wurde rasch deutlich, dass angesichts der Dimension des Brandes eine zweite Einsatzleitung geboten war. Auch der Kreisbrandmeister war vor Ort, um die Kräfte zu koordinieren. Denn nicht nur die Ochtruper und Gronauer Kameradinnen und Kameraden waren gefordert. „Wir hatten fast aus dem gesamten Kreis Unterstützung“, freut sich Leusing über die Hilfe von außerhalb.
Nicht nur zusätzliches Gerät wie etwa die Drehleiter aus Steinfurt, sondern vor allem Mannschaften wurden benötigt. Sie ersetzten im Laufe des Einsatzes, der sich die ganze Nacht hindurch hinzog, die abgekämpfen Feuerwehrleute an den Strahlrohren. „Um 2 Uhr in der Nacht kamen etwa die Kameradinnen und Kameraden aus Heek“, zeigt sich Leusing dankbar über die Teams aus dem Nachbarort, die ab 6 Uhr dann wieder von ausgeruhten Ochtruper Kräften abgelöst wurden. Großes Lob verteilte er auch an diejenigen Feuerwehrleute, die später mithalfen, die Unmengen an Gerät und Schläuchen wieder einzusammeln, aufzurollen und zu verlasten.
Dies konnte allerdings erst in den Morgenstunden richtig beginnen. Bis dahin hatten die brennenden Kunststoffballen die Wehr in Atem gehalten. „Es handelte sich um Material, das aus Produktionen stammt und wiederverwertet werden sollte“, berichtet Leusing. Durch die hohen Temperaturen seien die Kunststoffe nicht nur geschmolzen, sondern immer wieder miteinander verbacken. Die Löscharbeiten gestalteten sich entsprechend schwierig.
Wichtige Unterstützung kam durch das Technische Hilfswerk Gronau. Das verfügt über zwei Fahrzeuge, die mit abgedichteten Fahrerkabinen auch unter solch schwierigen Rahmenbedingungen wie eben im Weinerpark arbeiten können. Ein Bagger und ein Radlader halfen mit, die brennenden und stark qualmenden Kunststoffe auseinanderzuziehen, damit diese abgelöscht werden konnten.


Drei Kilometer Schläuche
Die Dimension des Brandes wurde auch beim Löschmitteleinsatz deutlich. Etwa 3000 Meter B-Leitung verlegten die Wehren. Reines Löschwasser war allein in den ersten Einsätzen bei der Riegelstellung zur Rettung des Gebäudes wichtig. Um den brennenden Kunststoff abzulöschen, wurde Schaummittel eingesetzt, und das reichlich. „Wir haben allein zwischen 7000 und 8000 Liter Schaummittel gebraucht“, blickt Leusing auf den Einsatz zurück. Dieses wird als einprozentiger Zusatz dem Löschwasser beigemengt.
Das Gelände, auf dem es brannte, ist nach Angaben von Leusing so ausgerüstet, dass Löschwasser in speziellen Becken aufgefangen wird. „Wir wissen noch nicht, ob und wie stark es durch die Kunststoffe belastet ist“, beschreibt der Feuerwehrchef die mögliche Folgeproblematik des Großbrandes.
Der Betreiber der Anlage lasse das aufgefangene Löschwasser mit großen Tank-Saugwagen zur Kläranlage nach Ochtrup fahren. „Dort gibt es ein sogenanntes Havariebecken, in dem das Wasser zwischengelagert wird“, erklärt Leusing. Das Wasser werde zunächst beprobt, um eine Vorstellung davon zu bekommen, ob und wie es zu behandeln ist.
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