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Hospizarbeit im Corona-Jahr

Mit Fantasie und Übersicht

Ochtrup

Corona hat in diesem Jahr auch die Arbeit der Ehrenamtlichen des Hospizvereins Ochtrup

Marion Fenner

Mit Nähe und Zuwendung begleiten Ehrenamtliche des Hospizvereins Sterbende. Hospizkoordinator Dieter Lange-Lagemann berichtet, wie der Dienst im Corona-Jahr aufrecht erhalten wurde. Foto: Sebastian Kahnert (dpa) / Manuela von Wuthenau

Menschen am Ende ihres Lebens einfühlsam, würdig und respektvoll zu begleiten, Angehörige zu unterstützen und einfach auch mit kleinen Gesten da zu sein – dieser Aufgabe haben sich die ehrenamtlichen Mitarbeiter des Hospizvereins Ochtrup und Metelen verschrieben. Im zurückliegenden Corona-Jahr standen die Ehrenamtler vor ganz besonderen Herausforderungen, wie Hospizkoordinator Dieter Lange-Lagemann im Gespräch mit unserer Zeitung berichtet. „Mit viel Fantasie und Übersicht haben die Ehrenamtlichen das gemeistert.“ Im ersten Lockdown hätten sie insbesondere mit Bildern und Briefen den Kontakt zu den schwerkranken Menschen gehalten.

Direkte Begegnung

Mit entsprechender Schutzausrüstung, darunter auch FFP2-Masken, die der Verein erhalten habe, sei zusätzlich eine direkte Begegnung ermöglicht worden. „Wir mussten niemanden alleine lassen“, versichert Lange-Lagemann. Der Gesundheitswissenschaftler ist auch Krankenpfleger und weiß, wie wichtig gerade in Zeiten der Pandemie der Schutz der Ehrenamtlichen ist. Ein Teil der Helfer, die zur sogenannten Risikogruppe gehören, sei deshalb – auch auf eigenen Wunsch – nicht eingesetzt worden.

50 der rund 170 Mitglieder des Hospizvereins arbeiten in der Begleitung schwerkranker Menschen und deren Angehörigen. 21 Personen seien in diesem Jahr begleitet worden, etwas mehr als im Jahr zuvor, sagt Lange-Lagemann. Seit 19 Jahren ist der 57-Jährige in der Hospizarbeit tätig. Die Begleitung sei eine Aufgabe rund um die Uhr. An Wochenenden und Feiertagen stehen die Ehrenamtlichen ebenfalls zur Verfügung.

Dieter Lange-Lagemann

Zu den Aufgaben des Vereins gehört außerdem die Trauerarbeit. Denn mit dem Tod eines Menschen hört das Engagement nicht auf. Trauerarbeit sei ein wichtiger Bestandteil. In diesem Jahr mit Abstand, Maske und Hygieneregeln. Doch auch das müsse nicht unpersönlich sein, versichert der Sprecher des Hospizvereins. Statt des Trauercafés gab es Trauerwandungen an der frischen Luft mit der Möglichkeit, intensive Einzelgespräche zu führen.

Gerade aufgrund der Corona-Einschränkungen und der Besuchsverbote in Altenheimen und Krankenhäusern hätten Angehörige das Gefühl gehabt, nicht richtig Abschied von ihren Familienmitgliedern nehmen zu können. Einigen sei der persönliche Abschied gänzlich verwehrt gewesen. „Das kann eine sehr traumatische und belastende Erfahrung mit vielen Schuldgefühlen sein“, weiß Lange-Lagemann.

Postkarten

Jetzt im zweiten Lockdown sei es aufgrund der Schnelltests einfacher, Angehörige in den Einrichtungen zu besuchen. „Hier haben Politik und Gesundheitswesen in den vergangenen Wochen viel gelernt“, freut sich Lange-Lagemann über die Veränderungen. Natürlich sei das noch nicht so wie in früheren Zeiten, „aber immerhin etwas besser.“ Die Arbeit für die Ehrenamtlichen sei damit deutlicher einfacher geworden. Der Koordinator bewundert die vielen kreativen Ideen, die die Helfer gehabt hätten, um ihre Arbeit zu machen. Es seien an die Trauernden Postkarten geschrieben und Windlichter verschenkt worden – alles um zu zeigen: „Wir sind für euch da.“

Bereichernd

Die Arbeit im Hospizverein sei nicht nur für Sterbende und Angehörige ungemein wichtig, erzählt der Koordinator. Die Helfer bekämen eine Menge zurück, ist Lange-Lagemann überzeugt. Die Gespräche mit Menschen, die wissen, dass ihnen nicht mehr viel Zeit bleibt, seien etwas ganz Besonderes, spricht Lange-Lagemann aus eigener Erfahrung. Er selbst habe dabei eine Menge gelernt. Es gehe darin auch um Alltägliches, etwa wenn Personen aus ihrem Berufsleben erzählen. „Ich habe bei einem Filmvorführer am Bett gesessen, einem Holzschuhmacher zugehört und Menschen kennengelernt, die in der Töpferstadt in der Textilindustrie beschäftigt gewesen sind.“ Es seien intensive und auch für ihn bereichernde Gespräche gewesen.

Fortbildungen der Helfer finden derzeit auf digitalem Weg digital statt. „Die persönliche Beziehung fehlt allen“, stellt Lange-Lagemann klar. Wichtig sei es dem Verein, seine Ehrenamtlichen dennoch intensiv zu begleiten und zu betreuen. Sie müssten das Erlebte verarbeiten. „Gruppentreffen mit einem gegenseitigen Austausch fallen in diesen Zeiten komplett aus, die Supervision wird über das Telefon angeboten“, erklärt der Koordinator. Doch eins sei sicher: „Wir fangen alle wieder auf.“

„Letzte-Hilfe-Kursus“

Einen „Letzte-Hilfe-Kursus“ bietet der Hospizverein Ochtrup-Metelen am 11. Januar (Montag) um 19 Uhr an. „Wir vermitteln das kleine ,Ein mal eins‘ der Sterbebegleitung und zwar online als Zoom-Konferenz“, erläutert der Hospizkoordinator Dieter Lange-Lagemann. Das Umsorgen schwerkranker und sterbender Menschen am Lebensende soll den Teilnehmern darin vermittelt werden, heißt es in der Ausschreibung des Veranstalters. Das Angebot ist kostenlos. Anmeldungen nimmt der Hospizverein unter E-Mail: kontakt @hospizverein-ochtrup.de entgegen.

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