Europäische Woche in der Partnerstadt Estaires
Schatten lag über dem Treffen
Ochtrup/Estaires
Vertreter der vier Partnerstädte, Ochtrup, Valverde del Camino, Wieluń und Estaires, sind in Nordfrankreich anlässlich der Europäischen Woche zusammengekommen. Beherrschendes Thema war der Krieg in der Ukraine. Vier junge Flüchtlinge berichteten vor Ort aus ihrer Heimat. Es wurden auch zukünftige, gemeinsame Projekte besprochen.
Am Anfang stand die Wiedersehensfreude, als städtische Vertreter und Partnerschaftsvereine aus Valverde del Camino, Estaires, Wieluń und Ochtrup jetzt in Frankreich zur „Europäischen Woche“ zusammenfanden. Dort wurden die Gäste mit der gewohnten Herzlichkeit in ihren teils schon ganz vertrauten französischen Gastfamilien aufgenommen.
Dass dennoch ein Schatten über dem sonst jährlichen Treffen lag, war diesmal nicht der Pandemie geschuldet, sondern hatte mit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine zu tun, der, wie sich alle vier Städtepartner einig waren, einen ungeheuerlichen Völkerrechtsbruch bedeutet und die europäische Friedensordnung in ihren Grundfesten erschüttert.
Blick in die Heimat
Vier ukrainische Flüchtlinge im Alter von 16 bis 19 Jahren, die die polnische Delegation zum Treffen begleitet hatten, gaben im Plenum eine bewegende Präsentation: In Wieluń seien sie dankbar für die wiedergefundene Sicherheit, aber auch tieftraurig, weil sie ihre zerstörte Heimat, ihre Zukunftspläne, teilweise sogar ihre eigenen Angehörigen zurücklassen mussten.
„Der Krieg geht in ihren Köpfen immer weiter“, erklärte Zenon Kołodziej, Wieluńs Fachbereichsleiter für Bildung und Kultur.
Einerseits sei es für sie wichtig, Beziehungen zur Ukraine aufrechtzuerhalten. Andererseits stelle das auch eine andauernde Traumatisierung für sie dar. „Wir müssen gemeinsam den geflüchteten Kindern und Jugendlichen etwas zum Ausgleich bieten, das sie entlastet und ihnen den ständigen Druck nimmt“, war sein eindringlicher Appell.
Gemeinsame Veranstaltungen für Jugendliche
Gleich am nächsten Tag fand der Gedanke in einem Workshop über die zukünftigen Projekte der Partnerstädte seinen Niederschlag.
Jugendbegegnungen, Sportturniere und Sommercamps sollen in Zukunft den Fokus verstärkt auf gemeinsame Freizeitgestaltung, auf Spiel und Spaß für die Jugendlichen legen. Vielleicht könne man hier und da die ukrainischen Jugendlichen gezielt ansprechen und miteinbeziehen, so der Gedanke. Die Vertreter des Freundeskreises Städtepartnerschaften Ochtrup (FSO) informierten sich bei diesem Arbeitstreffen noch einmal über Hilfsgüter, zum Beispiel Unterrichtsmaterialien, die mit dem Schulbeginn in Polen fällig werden könnten.
„Hier warten wir auf konkrete Anfragen aus Wieluń, damit wir weiterhin passgenau helfen können“, sagte der erste Vorsitzende Markus Konermann.
Er erläuterte auch noch einmal die Organisation des Ochtruper Vereins mit seinen individuellen Ansprechpartnerinnen für jede der drei Partnerstädte, die im besten Fall auch ihrerseits ein konkretes Pendant in der jeweiligen Partnerstadt hätten. So könnten die Fäden der verschiedenen Begegnungen besser verknüpft werden.
„Europäisches Dorf“
Ablenkung von den eher bedrückenden Themen gab es natürlich bei diesem Treffen auch immer wieder. Musik und Tanz waren dafür vielleicht das beste Mittel an den Gemeinschaftsabenden. Ein „europäisches Dorf“ im Stadtpark von Estaires mit regionaltypischen Produkten der Partnerstädte, jede Menge interessanter Besichtigungen und – natürlich – das gemeinsame, gute französische Essen gehörten dazu.
Ein Ausflug nach Brüssel mit Besuch im Europäischen Parlament und einer Ausstellung über die wechselvolle Geschichte der EU führte einmal mehr vor Augen, was eine junge polnische Deutschlehrerin und Übersetzerin vor dem Plenum in einfachen, treffenden Worten zusammenfasste: „Es ist wichtig, dass wir zusammen sind.“
Startseite