Konzertlesung mit Norbert Nientiedt und Sebastian Rümmelein
Alltägliche Begegnungsgeschichten mit Botschaft
Saerbeck
Auf der Visitenkarte von Norbert Nientiedt steht „Verdeckter Seelsorger“, er sucht nicht, er findet die Begegnungen mit Menschen oder sie finden ihn.
In beeindruckend schöner, feierlicher Umgebung mit viel Raum, weichem Licht und farbenfrohen Fenstern fand die Konzertlesung mit Alltagsgeschichten des Münsteraner Autors Norbert Nientiedt in der St. Georg Pfarrkirche in Saerbeck statt und konnte mehr als 45 Gäste begeistern.
Lebendig erzählte Norbert Nientiedt, der auf Einladung der Seniorenlotsen des Mehrgenerationenhauses gekommen war, gesammelte wahre Begegnungen und ließ die Anwesenden darin eintauchen.
Scheinbar unbedeutende Alltagssituationen entwickelten sich für ihn oft zu vielsagenden Begegnungen. So wie ein Erlebnis im Bus, mit dem Norbert Nientiedt zur Halle Münsterland unterwegs war.
Fünf junge Männer stiegen zu und beschallten alle mit lauter Musik, als eine ältere Frau höflich bat, die Musik leiser zu machen. Sofort wurde sie angeblafft mit den Worten: „Oma, halt die Schnauze, du hast uns nichts zu sagen.“ Sofort stand eine junge Frau auf und ging zu den Männern: „Solange ich hier im Bus bin, bleibt der Ghettoblaster aus, und Sie entschuldigen sich jetzt sofort bei der Frau.“ Diese klare Ansage zeigte zunächst Wirkung bis der Anführer der Gruppe ausflippt. Plötzlich handelten Fahrgäste: Mehrere standen auf. Norbert Nientiedt fragt sich bis heute, warum er so lange gebraucht habe, dem inneren Ruf „Tu doch was“ zu folgen?
Norbert Nientiedt ist begeistert von all dem Mut, der Klugheit und der Tatkraft vor allem der Frauen in seinen Begegnungen. So wie bei Larissa mit lila Haar, Tattoos und Piercing an fast allen Körperteilen. Die Schülerin, die von vielen schon abgeschrieben war, hilft heute mit vollem Einsatz anderen Menschen. Oder die ‚taffe‘ Lehrerin Frau Split, die sich das Heft zum Wohle ihrer Schüler nicht aus der Hand nehmen lässt und ihre Position vehement verteidigt.
Die Botschaften dieser kleinen Alltagsgeschichten fanden den direkten Weg zum Publikum und dieses bedankte sich mit kräftigem, lang anhaltendem Applaus.
Norbert Nientiedt sucht nicht, er findet die Begegnungen mit Menschen oder sie finden ihn. Er ist offen für die Menschen, fragt nach aus Interesse, er geht achtsam und aufmerksam durch den Alltag. So steht auf seiner Visitenkarte ‚verdeckter Seelsorger‘. Norbert Nientiedt hat Theologie studiert und eine Priesterausbildung absolviert. Vierzig Jahre arbeitete er als Lehrer und Schulseelsorger an der Berufskolleg Hildegardisschule in Münster.
Musikalisch begleitet wurde der Autor zwischen den Lesestücken von Sebastian Rümmelein, der mit seiner ausdrucksstarken Stimme und den Klängen seiner Gitarre die Lesung klangvoll bereicherte. Gut gewählt waren Lieder zum Beispiel von John Lennon, Leonard Cohen, Cat Stevens, Reinhard Mey und anderen, die gefühlvoll und thematisch abgestimmt auf die Texte einstimmten.
Am Ende der rund anderthalbstündigen Lesung bedankten sich Brigitte Wolff-Vorndieck (Projektleiterin Mehrgenerationenhaus) und Maria Schwering (Seniorenlotsen) bei Norbert Nientiedt für „Geschichten, die zum Schmunzeln und zum Nachdenken angeregt haben“ und bei Sebastian Rümmelein für die einfühlsame musikalische Umrahmung der Geschichten.
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