Camphill schließt Laden in der Innenstadt
Aufgabe ist kein Rückzug
Burgsteinfurt
Die Camphill-Dorfgemeinschaft schließt Ende Mai ihren Werkstattladen an der Wasserstraße. Die Aufgabe des Geschäfts bedeutet aber keinen Rückzug aus der Innenstadt.
Die Entscheidung, das nimmt man Geschäftsführer Bastian Kratz ab, ist dem Vorstand alles andere als leicht gefallen. Aber sie ist nach allem Abwägen von Für und Wider getroffen und nun auch öffentlich gemacht worden: Die Camphill-Dorfgemeinschaft wird ihren Werkstattladen an der Wasserstraße 10 Ende Mai schließen. Das ist die traurige Nachricht. Die gute ist, dass die Aufgabe des Geschäfts nicht mit einem Rückzug von Camphill aus der Burgsteinfurter Innenstadt verbunden ist. Die Behinderteneinrichtung, in der 70 Menschen mit unterschiedlichen Handicaps von rund 100 Mitarbeitern betreut werden und die in der Bauerschaft Sellen zwei Höfe mit landwirtschaftlichem Betrieb, in der Steintorfeldmark ein großes Werkstattgebäude sowie in der Stadt mehrere Häuser für Wohngruppen betreibt, wird sich aus dem Leben der Innenstadt nicht zurückziehen. Das hat Kratz gestern unmissverständlich im Gespräch mit unserer Zeitung deutlich gemacht. Das denkmalgeschützte Haus, das Camphill nach Kauf und umfangreicher Sanierung 2004 wieder eröffnet hat und vor zwölf Jahren auch ein Symbol der Integration der Dorfgemeinschaft in das städtische Leben war, soll einer neuen Nutzung zugeführt werden. Ein Verkauf der Immobilie schließt der Verein aus. Auch die vorübergehend verwaiste Wohnung im Obergeschoss soll in absehbarer Zeit wieder von einer Wohngruppe bezogen werden.
„Camphill fehlen für die Fortsetzung des Betriebs Mitarbeiter“, erklärte Kratz, der seit einem Jahr zusammen mit Anita Dolscheid die Geschäftsführung der Einrichtung übernommen hat, die Entscheidung. Nicht zuletzt aufgrund der neuen Gastronomie in unmittelbarer Nachbarschaft sei das Café nicht mehr konkurrenzfähig gewesen, fügt Kratz an, dass auch finanzielle Gründe dazu beigetragen haben, einen Schlussstrich zu ziehen. „Es hat halt alles nicht mehr richtig gepasst“, sagte Kratz und verwies auf das Konzept, dass die Hausbewohner ursprünglich auch den Laden betreiben sollten. Man habe sich frühzeitig eingestehen müssen, dass dieses Modell nicht funktioniert. Auch die Idee, dort die Weberei unterzubringen, habe nicht den erhofften Erfolg gebracht. So wird man vorerst auf den Verkauf von Waren aus der Camphill-Bäckerei und den Werkstätten im Ortskern verzichten müssen. Auch das vertraute Bild, von Camphill-Bewohnern, die täglich die frischen Backwaren im Bollderwagen von der Steintorfeldmark zur Wasserstraße transportiert haben, wird bald Vergangenheit sein.
Zurzeit, so Kratz, werden von einer Arbeitsgruppe Ideen gesammelt, wie und möglicherweise auch mit welchem Partner sich die Geschäfte fortsetzen lassen können. Der Geschäftsführer hofft, dass bis Mitte des Jahres ein Konzept auf dem Tisch liegt, wie es an der Wasserstraße weitergeht – auf jeden Fall mit Camphill-Beteiligung und dem festen Willen, Teil des innerstädtischen Lebens zu bleiben.
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