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Rektor Michael Groll

Lehrersein war immer sein Ding

Borghorst

Michael Groll geht nach 37 Jahren Lehrersein in den Ruhestand. Er hat keinen Tag bereut, freut sich aber trotzdem auf die neue Zeit.

Von Axel Roll

Für Michael Groll ist das Glas immer halb voll. Darum fällt ihm der Abschied als Rektor der Realschule am Buchenberg auch leichter, als manche denken. Foto: Axel Roll

Wer schon im zarten Alter von 13 auf der Straße seine Tafel aufbaut und den Nachbarskinder Lesen und Schreiben beibringt, der muss sich später keine Gedanken über die Berufswahl machen. So war es jedenfalls bei Michael Groll. Lehrer, das war immer sein Traumberuf. Den er 37 Jahre lang träumen konnte. Aber auch wenn dieser Traum am 31. Juli offiziell endet – Angst hat der 63-jährige Rektor der Realschule am Buchenberg vor der neuen Realität deswegen noch lange nicht. Das Gegenteil ist eher der Fall.

Wer kann das schon von sich sagen? Michael Groll ist nicht nur mit sich im Reinen, wenn für ihn das letzte Mal die Schulglocke ertönt. „In den 37 Jahren habe ich nicht einmal meinen Job verflucht.“ Warum? Dem Fast-Pensionär fallen mehr als eine Handvoll Gründe dafür ein. Einer der wichtigsten: „Ich habe immer von Schülern, Lehrern und Eltern viel positive Rückmeldung bekommen.“ Daraus zog Michael Groll durchaus selbstbewusst für sich den Schluss: „Lehrer, das kann ich einfach.“

Damit schaut der ausgebildete Pädagoge für Sport, Biologie und Physik nicht nur auf das rein Fachliche. Er ist überzeugt davon, dass seine Bodenständigkeit und seine Authentizität ihm noch viel mehr geholfen haben, in all den Jahrzehnten vor den Heerscharen von Schülerinnen und Schülern bestehen zu können. „Kinder spüren das, ob man sie ernst nimmt“, hat Michael Groll immer wieder erfahren.

Die Nase in den Wind drehen, nach neuen Ufern Ausschau halten, das war nie so sein Ding. Michael Groll ist Ur-Borghorster, ist hier groß geworden, zum Gymnasium gegangen, hat in Münster studiert – und gleich das erste Praktikum an der Realschule am Buchenberg absolviert. Wo er, wie er weiß, gleich Eindruck auf den damaligen Rektor Brohm gemacht hat. Trotzdem ahnte der angehende Pädagoge damals noch nicht, dass ihn seine berufliche Laufbahn Jahre später einmal „Back to the roots“ führen würde.

Prägend war erst einmal die Zeit an der Bischöflichen Marienschule in Dülmen. „Da bin ich 13 Jahre lang wirklich gerne hingefahren.“ 2003 ergab sich dann aber die Möglichkeit, zurück zum Buchenberg zu kommen. Und die Gelegenheit ließ sich Michael Groll nicht entgehen. Zwei Jahre später war er Konrektor und malte in den Ferien mit Begeisterung die Stundenpläne zu Hause im Wohnzimmer auf Tapetenrollen. Vor neun Jahren folgte er Dieter Chilla auf den Rektorenstuhl.

Natürlich gab es große Herausforderungen im langen Lehrer-Leben für Michael Groll. Die Einführung des Ganztags, die Inklusion. Auf die letzte hätte er gerne verzichtet: Corona. Gemeistert habe er sie im Gleichschritt mit Lehrern, Schülern und Eltern alle. „Da muss man einfach Teamplayer sein.“ Eine Eigenschaft, die er aus dem Sport, eine weitere Konstante in seinem Leben, mitgenommen hat. Der Fußball wird ihn unter anderem übrigens auch im Ruhestand weiter als Trainer beschäftigen.

Ob sich im Laufe der Jahrzehnte die Schüler geändert haben? Michael Groll schüttelt den Kopf. „Die Zeit hat sich natürlich verändert.“ Darum sei der Lehrer immer häufiger als Erzieher gefragt. Mit der Folge, dass die Ansprüche der Eltern gestiegen seien. Michael Groll hat hinter seinem Schreibtisch ein Bild eines kleinen, trotzig, aber liebevoll dreinblickenden Jungen stehen. Es ist zeitlos.

Natürlich genießt Michael Groll bei seinen Schützlingen einen Spitznamen. „The brain.“ Das Gehirn. Der Nickname spielt auf sein gutes Gedächtnis an. Was übrigens nicht bedeutet, dass der Rektor nachtragend wäre. . .

Er kennt aber seine Pappenheimer. Und darum hält er es durchaus für möglich, dass eines seiner Abschiedsgeschenke eine Happy-Meal-Tüte von McDonald‘s sein könnte. Seine gelegentlich aufflammende Leidenschaft für Burger und Pommes hat sich in der Schülerschaft lange rumgesprochen. Michael Groll nimmt sich wieder einmal nicht so ernst: „Auch wenn ich Bio-Lehrer bin – auf Kohlrabi kann ich gut verzichten.“

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