Schützen wollen mehr Frauen für ihren Verein begeistern
Prinzen werben um Prinzessinnen
Borghorst
Frauen in den Verein, Verzicht auf die Gratulationsorgien beim Fest, 200 Jahre Emmausgang und ein Bierpreis von 1,90 – die Prinzen-Schützen haben am Freitag eine bunte Palette an Themen abgehakt. Die Regularien einer Jahreshauptversammlung spielten dabei nur eine untergeordnete Rolle.
Schon vor acht Jahren haben die Prinzen-Schützen in ihre Satzung dem weiblichen Geschlecht den roten Teppich ausgerollt. Allerdings, das müssen sich die Mitglieder des Borghorster Traditionsvereins eingestehen, ist bislang kaum eine Dame darüber geschritten. Schützinnen gibt es bislang kaum unter dem grünen Schützenhut. Das hat vielleicht damit zu tun, vermutet Vorsitzender Kai Laukemper, dass die Männer den Frauen bislang zu wenig zugehört haben. Was erwarten sie von einem Schützenverein? Was wäre für sie Voraussetzung, um den Aufnahmeantrag zu unterschreiben? Die Prinzen wollen es jetzt wissen.
Wie Kai Laukemper bei der gut besuchten Jahreshauptversammlung am Freitag im Vereinslokal Lindenhof erläuterte, will der Vorstand eine Befragung in der Damenwelt starten. Vorbild sind die Bürgerschützen in Mesum. Auch die haben erst gefragt und dann ein mundgemeißeltes Konzept erstellt. Ergebnis: Von 93 Frauen, die sich hatten vorstellen können, die Uniformjacke anzuziehen, traten 78 tatsächlich ein und bilden jetzt eine eigene Gilde im Verein. „Wir dürfen hier nichts verpennen“, betonte Laukemper unter dem zustimmenden Tischeklopfen seiner Vereinskameraden.
Natürlich stand das nahende Schützenfest über Fronleichnam (15. bis 19. Juni) im Mittelpunkt der Versammlung – die üblichen Regularien wie Jahresberichte und Vorstandswahlen waren in Rekordzeit abgehandelt. Als Neuerung wird es erstmalig eine Open-Air-Kegelparty geben, die sich nach den Worten von Kai Laukemper bei anderen Vereinen als ein echter Kracher entwickelt hat. Das Kinderschützenfest wird einen Extra-Termin im Vereinsjahr bekommen und mit einem anderen Borghorster Verein zusammengefeiert. Mit welchem, das wollte der Vorstand noch nicht sagen. Ein zartes Pflänzchen, das sich zu einem gemeinsamen Schützenfest der Erwachsenen entwickelt?
Die Inflation macht auch vor dem Bierpreis nicht halt. 1,90 Euro wird das O,2-Glas in diesem Jahr wohl kosten. Bislang waren es 1,60 Euro. „Trotzdem wird eine Refinanzierung des Schützenfestes nicht klappen“, betonte der Vorsitzende. Dabei hat der Vorstand einen Super-Deal mit der Krombacher-Brauerei abgeschlossen. Folge: Erstmalig gibt es bei den Prinzen kein Rolinck-Bier mehr, sondern den Gerstensaft des Mutterhauses.
Um das Fest selbst wieder lockerer, entspannter und interessanter für alle Teilnehmer zu machen, verzichtet der Verein beim Königsball auf die endlos langen Gratulationsorgien und die Bühne, um den König zurück in sein Volk zu holen. Und auch beim Kaiserschießen soll es nach dem Wunsch des Führungsgremiums „verpflichtungsfrei“ ablaufen. „Es sollen sich möglichst viele Könige beteiligen“, so Laukemper.
Im kommenden Jahr haben die Prinzen wieder ein ganz dickes Jubiläum vor der Brust: 200 Jahre Emmausgang. Ein kleines, feines und modernes Festbuch ist unter der Ägide des Ehrenvorsitzenden Helmut Eierhoff schon so gut wie fertig. Der Festausschuss steckt mitten in den Planungen. Zum runden Geburtstag wird es auch ein Metallabzeichen geben, das die Emmauslaterne zeigen wird. Der Clou: Zum Jubiläum wird Klaus Uhlenbrock einen Kinofilm drehen. Dafür sucht der Vorstand Statisten.
Die Versammlung schloss mit der Feststellung, dass sich die Prinzen weiter sozial engagieren werden. Die ersten Ideen liegen auf dem Tisch: Für die Opfer des Ukraine-Kriegs den Bierpreis auf zwei Euro anheben oder Spendenboxen beim Schützenfest aufstellen. Der Vorstand erstellt ein Konzept.
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