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Interview mit einem Experten

Sonnenschutz: So geht es richtig

Steinfurt

Der Tag des Sonnenschutzes fällt auf den 21. Juni – und damit auch auf die Sommersonnenwende. Prof. Dr. Thomas Jüstel ist Experte für UV-Strahlung und erklärt, warum Sonnenlicht einerseits gefährlich, andererseits aber auch gesund ist.

Wichtig: Sonnenschutz mit einem hohen Lichtschutzfaktor auftragen. Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

Der Tag des Sonnenschutzes fällt auf den 21. Juni – und damit auch auf die Sommersonnenwende, an der die Sonne auf der Nordhalbkugel der Erde am höchsten steht und die höchste Strahlungsintensität hat. Prof. Dr. Thomas Jüstel ist Experte für UV-Strahlung Hochschule Steinfurt und erklärt im Interview, warum Sonnenlicht einerseits gefährlich, andererseits aber auch gesund ist – und wie es in der Medizin eingesetzt werden kann.

Warum ist es wichtig, sich vor der Sonne zu schützen, Herr Prof. Dr. Jüstel?

Prof. Dr. Thomas Jüstel: Weil eine zu hohe Dosis – also Bestrahlungsstärke mal Zeitdauer – zu Hautschäden führen kann. Sowohl zu kurzfristigen Hautschäden, das kennen wir alle als Sonnenbrand oder Sonnenallergie, als auch zu längerfristigen wie den diversen Arten von Hautkrebs.

Und wie kann man sich davor schützen?

Jüstel: Der beste Schutz ist, Schatten aufzusuchen und sich zurückzuziehen. Wobei man auch im Schatten nicht 100-prozentig sicher ist, weil durch Reflexion zum Beispiel an Häuserwänden auch UV-Strahlung in beschattete Bereiche gelangt. Es ist aber dennoch ein effektiver Schutz, da im Schatten die Bestrahlungsstärke deutlich geringer ist. Wenn man darüber hinausgehen möchte, helfen Sonnenschutzmittel wie Sonnenmilch oder -cremes. Diese Mittel enthalten im Wesentlichen zwei Arten von Schutzsubstanzen: Anorganische Partikel, meistens Titandioxid oder Zinkoxid. Das sind kleine Teilchen, die UV-Strahlung absorbieren oder reflektieren, sodass sie nicht mehr auf die Haut gelangen kann. Sie geben der Sonnencreme ihren weißen Farbton. Es gibt aber auch organische Moleküle, unsichtbare Bestandteile, die ebenfalls UV-Strahlung absorbieren. Die Filterwirkung hängt mit der Konzentration der Teilchen oder der Moleküle zusammen, der Wirkungsgrad wird über den Sonnenschutzfaktor angegeben.

Prof. Dr. Thomas Jüstel erklärt im Interview, warum Sonnenlicht einerseits gefährlich, andererseits aber auch gesund ist. Denn: Die Dosis macht das Gift. Foto: Robert Rieger

Was genau ist denn UV-Strahlung?

Jüstel: UV-Strahlung ist ultraviolettes „Licht“: Der Teil des Sonnenspektrums, den wir nicht sehen können und der eine höhere Energie als sichtbares Licht hat. Er liegt auf der kurzwelligen Seite des Sonnenspektrums. UV-Strahlung ist der Bereich zwischen 200 und 380 Nanometern. Unterteilt wird in UV-A, -B und -C. UV-A und UV-B verursachen den Sonnenbrand. UV-C ist jedoch nicht im Sonnenlicht auf Meereshöhe enthalten, da es durch die Ozonschicht in der Stratosphäre herausgefiltert wird. Das ist auch lebenswichtig, denn UV-C-Strahlung ist für alle Arten von Zellen tödlich und damit sehr gefährlich.

Nun hat der Sommer begonnen und damit auch die Urlaubszeit. Ist Sonnenbaden ausschließlich schädlich oder ist es in gewissem Maße auch gesund – Stichwort Vitamin D?

Jüstel: Es gibt auch biopositive Effekte, dazu gehören auch die Bräunung und die Vitamin-D-Synthese. In der Haut gibt es Vorstufen wie das Cholesterin, die durch das Sonnenlicht zu Vitamin D umgewandelt und dann über die Blutbahn im Körper verteilt werden. Gespeichert wird das Vitamin D dann in der Leber. Vitamin D ist deshalb wichtig, weil es eigentlich ein Hormon ist. Es beeinflusst den Stoffwechsel, wirkt stimmungsaufhellend und stärkt das Immunsystem. Man erkältet sich ja in der Regel im Sommer seltener als im Winter – es wird vermutet, dass dies auch am Vitamin-D-Spiegel liegt. Es gibt also reichlich positive Wirkungen.

Also müsste man eine Balance finden, um sich nicht in der Sonne zu verbrennen, aber trotzdem Vitamin D zu produzieren.

Jüstel: Genau. Das Wichtige bei Sonnenstrahlung ist wie immer: Die Dosis macht das Gift. Wenn man mittags rausgeht und sich zehn Minuten im Freien aufhält, ist dies für die meisten Leute ungefährlich. Bei hellen Hauttypen kann es danach aber schon problematisch werden. Man sollte das Sonnenlicht also in Maßen genießen, aber es ist aufgrund der Vitamin-D-Bildung eben besonders wichtig.

UV-Strahlung ist auch Gegenstand Ihrer Forschung an unserer Hochschule. Welches Potenzial hat ultraviolettes Licht für die Wissenschaft?

Jüstel: UV-C-Strahlung ist weit verbreitet in der Anwendung, um Oberflächen, Luft und Wasser zu desinfizieren. Sie wirkt gegen Mikroorganismen aller Art: Viren, Bakterien oder Pilzsporen zum Beispiel. In der Medizin gibt es aber auch Bestrahlungskammern, in denen Hautärzte UV-B-Strahlung anwenden, um Hautkrankheiten wie Psoriasis oder Dermatitis zu behandeln. Künftig könnte es möglich werden, dass man mit UV-C-Strahlung auch Krebs behandelt. Dazu müssen Nanopartikel entwickelt werden, die unter Röntgenbestrahlung UV-C-Strahlung emittieren und diese im Tumor selektiv Krebszellen töten. Das ist ein grundsätzlich neuer Ansatz, an dem wir zurzeit grundlegende Materialforschung betreiben.

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