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„CaritasZeit“ über Chancen und Risiken des technischen Wandels in der Altenhilfe

Sozial braucht digital

Steinfurt

Wie viel Digitalisierung kann, braucht und darf Altenhilfe? Haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter des Caritasverbandes, Politiker und Verwaltungsfachleute haben am Freitagvormittag während einer weiteren „CaritasZeit“ im Borghorster Heinrich-Roleff-Haus nach Antworten auf diese Frage gesucht.

Dirk Drunkenmölle

„Wie viel Digitalisierung kann, braucht und darf Altenhilfe“ war gestern das Thema der „Caritas-Zeit“, zu der die Domus Caritas haupt- und ehrenamtliche Kräfte ins Heinrich-Roleff-Haus eingeladen hatte. Caritas-Geschäftsführer Burkhard Baumann (u.l.) und Dr. Boris Krause (u. 2.vl.) riefen dazu auf, Möglichkeiten der Digitalisierung im Interesse der Menschen auszuloten. Dr. Gesa Linnemann demonstrierte Christa Faber (o.l.), Vorsitzende des Bewohnerbeirates, wie eine Cyberbrille funktioniert.

Wie viel Digitalisierung kann, braucht und darf Altenhilfe? Haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter des Caritasverbandes, Politiker und Verwaltungsfachleute haben am Freitagvormittag während einer weiteren „CaritasZeit“ im Borghorster Heinrich-Roleff-Haus nach Antworten auf diese Frage gesucht. Wichtig sei, so folgten die Teilnehmer dem Aufruf der deutschen Bischöfe zum Caritas-Sonntag 2019, die Chancen und Möglichkeiten des technischen Fortschritts zu nutzen und sich gleichzeitig bewusst zu sein, dass diese stets die Begegnungen von Mensch zu Mensch ergänzen aber nicht ersetzen dürfen.

Was Burkhard Baumann, Geschäftsführer der Domus Caritas in seiner Begrüßung meinte, als er von einem „Megatrend Digitalisierung“ sprach, erklärte Dr. Gesa Linnemann, Nachwuchsprofessorin an der Fachhochschule Münster und Mitarbeiterin im Referat „Altenhilfe und Sozialstationen“ des Diözesancaritasverbandes Münster. Linnemann zeigte an Beispielen auf, wie viele technische Entwicklungen schon Einzug in den (Pflege-)Alltag genommen haben und was in Zukunft noch alles möglich werden kann, um beispielsweise die elektronische Dokumentationen zu erleichtern, Sicherheit, Komfort und Mobilität in und außerhalb der Wohnungen zu erhöhen, Vitalfunktionen und Medikamenteneinnahme zu überwachen oder Notrufsysteme auszubauen. Einen Einsatz von Pflegerobotern werde es wohl nicht geben, wohl aber neue und intelligente Lösungen, um Pflegekräfte zu entlasten und die medizinische und pflegerische Versorgung der Patienten zu verbessern. Etwa mit Videokonferenzen oder Telemedizin. Linnemann stellte auch Unterhaltungstechnik wie eine Cyber-Brille oder eine Computer-Katze vor, die Streicheleinheiten mit entspanntem Schnurren quittiert.

Linnemann machte deutlich: „Wir können nichts verordnen. Wir müssen vielmehr schauen, welche individuellen Bedürfnisse vorhanden sind.“ Autonomie, Sicherheit und Gesundheitsförderung seien unter anderem maßgeblich dafür, über den Einsatz digitaler Hilfsmittel zu entscheiden.

Daran knüpfte Dr. Boris Kraus, Theologe und Geschäftsführer des Ethikforums im Bistum Münster, an. „Wollen und dürfen wir das, was wir heute können und in Zukunft möglich ist?“, regte Krause seine Zuhörer an, über Werte und darüber zu diskutieren, wo die neuen Möglichkeiten für die Menschen hilfreich sind und wo ein vorsichtiger Umgang mit dem digitalen Wandel geboten ist. Für „gute Entscheidungen“ brauche es Kenntnis darüber, was technisch geht, aber auch Verständigung über das, was Caritas will – so etwa Menschenwürde, Vitalität, Fürsorge, Teilhabe und Gerechtigkeit. Krause appellierte an seine Zuhörer, einen Konsens darüber herbeizuführen, wie gehandelt werden müsse: „Wenn wir es ernst meinen, haben wir die moralische Pflicht, die zur Verfügung stehende Technik danach zu sondieren.“ Es gehe in erster Linie nicht um ökonomische Ziele, sondern um Beziehungsqualität, Chancenoffenheit, Technikzutrauen, Folgenabschätzung und darum, eine ethische Kompetenz zu entwickeln. Ein Ziel, dem sich die Caritas in ihrer diesjährigen Kampagne „Sozial braucht digital“ besonders verschrieben hat.

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