Gastronomie beobachtet wachsende Verunsicherung bei den Kunden
„Und was kommt jetzt?“
Steinfurt
Immer neue Verordnungen für die Gastronomie. Da ist es schwierig, den Überblick zu behalten. Mit der Folge, dass viele Gäste gar nicht erst in die Lokalitäten kommen. Die Steinfurter Gastronomen wollen sich aber nicht unterkriegen lassen.
Christoph Kötters fasst die Misere in einem kurzen Satz zusammen: „Man kann sich auf nichts einstellen.“ Darum stellt sich der Café-Betreiber mit seiner Frau Christiane ständig die Frage: „Und was kommt jetzt?“ Seit Donnerstag ist es die Corona-Regel, dass Geboosterte ohne Schnelltest bewirtet werden dürfen. Für viele Gastronomen eine Erleichterung, großer Jubel kommt da trotzdem nicht auf, wie eine Umfrage unter ihnen ergab.
Hotelier Frank Schünemann schaut relativ entspannt auf die jüngsten Entwicklungen: „Wir haben sehr viel älteres Publikum und das ist in der Regel geboostert.“ Außerdem sei der Januar von Hause aus ein sehr ruhiger Monat. Natürlich habe auch er in der Weihnachtszeit unter vielen abgesagten Gesellschaften gelitten. Unterm Strich, ist Schünemann überzeugt, „werden wir aber einigermaßen durch die Pandemie kommen.“ Wenn der Virus keine weiteren Überraschungen parat halte.
Ähnlich schätzt Kollegin Jutta Dömer vom Borghorster Lindenhof die Situation ein. „Das Tagesgeschäft bestreiten wir mit unseren vielen Stammgästen.“ Die seien alle geboostert. Trotzdem werde natürlich immer streng kontrolliert. Zum Glück sei das Hotel einigermaßen ausgelastet. Hauptsächlich Monteure nutzten den Lindenhof für Übernachtungen.
Was Christoph Kötters vom Café Mauritius fehlt, das ist Laufkundschaft. „Es kommt kaum jemand vorbei, um mal eben einen Kaffee zu trinken oder ein Stück Kuchen zu essen.“ Die Leute seien gehemmt und stark verunsichert. Was ihm persönlich am meisten auf den Wecker geht? „Dass wir hier ständig Polizei spielen müssen.“ Es sei schon häufiger vorgekommen, dass er persönlich bekannte Kunden nach Hause schicken musste, weil die ihre Impfunterlagen nicht dabei hatten. Das stoße nicht immer auf Verständnis. Was übrigens auch Berthold Probst von der anderen Seite des Buchenbergs bestätigen kann: „Wir haben es schon einige Male erlebt, dass Kunden die Kontrollen nicht verstanden haben.“ Sein Personal könne mit solchen Situationen aber sehr gut umgehen. Gleichwohl: „Der Aufwand für diese Kontrollen ist für uns enorm.“ Aber notwendig, der Sicherheit wegen. „Schließlich sind wir das unseren Gästen schuldig.“
Außer-Haus-Lieferungen und Catering sowie Familienfeiern haben beim Café Mauritius einen großen Anteil am Gesamtgeschäft. Und genau auf diesem Feld ist seit vielen Wochen die sprichwörtliche tote Hose. „Viele Feiern waren gebucht, sind dann aber abgesagt worden“, erzählt Christoph Kötters. Mit ein Grund dafür, dass er das Café Mauritius bis zum 10. Januar geschlossen hatte. Und auch im Augenblick schauen Christoph und Christiane Kötters sehr genau auf die Gästezahlen. „Gegebenenfalls müssen wir unsere Öffnungszeiten weiter anpassen.“
Dabei sind die Gastronomen mit Elan in die kalte Jahreszeit gestartet. Frank Schünemann: „Der Sommer war spitze, besser als 2019.“ Sein Vier-Sterne-Haus habe noch nie so viele Urlauber gehabt. Und das mit Kindern. Seine Erklärung: „Die Leute wollten einfach raus.“ Die befragten Kolleginnen und Kollegen können ihm da nur zustimmen. Jutta Dömer vom Borghorster Lindenhof: „Der Sommer war auch für uns sehr gut.“ Auch Christoph Kötters freute sich in der warmen Jahreszeit über „eine viel höhere Nachfrage“. Der Partyservice sei gut gebucht gewesen und sogar die Frühstücksbüffets – traditionell eigentlich eher im Winter nachgefragt – seien häufig ausgebucht gewesen.
Berthold Probst kann da nur zustimmen. Über die Umsätze in den Sommermonaten könne er nicht klagen. Nach seinen Beobachtungen waren weniger Touristen von weiter weg in Steinfurt unterwegs. „Das waren oft die Münsterländer selbst, die für einen Tagesausflug in der Stadt waren.“ Generell seien in den Monaten wieder mehr Menschen in Steinfurt gewesen.
Auch wenn der Sommer jetzt noch weit, weit weg ist. Gäste, die ihren Kaffee lieber draußen genießen möchten, hat Berthold Probst trotzdem schon. Darum habe er extra ein paar Tische vor dem Café stehen lassen. „Das sind die Raucher oder die wenigen Kunden, die sich noch nicht haben impfen lassen.“
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