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Corona veränder auch die ehrenamtliche Arbeit der Hospiz-Initiative Steinfurt

Wiederentdecktes Briefeschreiben

Steinfurt

Sie folgen dem Gebot der Menschlichkeit. Sie sind da, wenn Menschen den Tod vor Augen haben, begleiten sie und ihre Angehörige auf dem Weg, voneinander für immer Abschied zu nehmen. Rund 30 Frauen und Männer unterschiedlichen Alters aus Steinfurt, Horstmar, Laer und Nordwalde engagieren sich als ehrenamtliche Sterbebegleiter in der von mittlerweile 135 Mitgliedern getragenen und vor 22 Jahren gegründeten ambulanten Hospiz-Initiative Steinfurt. Corona hat auch ihre Arbeit verändert.

Dirk Drunkenmölle

Menschliche Nähe und Zuwendung sind so wichtig, Sterbende bis zum Tod zu begleiten. Soweit es geht, versuchen Koordinatorin Vera Hilder und die Mitarbeiter der ambulanten Hospiz-Initiative Steinfurt ihren ehrenamtlichen Dienst auch während der Pandemie aufrecht zu erhalten. Foto: dru

Sie folgen dem Gebot der Menschlichkeit. Sie sind da, wenn Menschen den Tod vor Augen haben, begleiten sie und ihre Angehörige auf dem Weg, voneinander für immer Abschied zu nehmen. Rund 30 Frauen und Männer unterschiedlichen Alters aus Steinfurt, Horstmar, Laer und Nordwalde engagieren sich als ehrenamtliche Sterbebegleiter in der von mittlerweile 135 Mitgliedern getragenen und vor 22 Jahren gegründeten ambulanten Hospiz-Initiative Steinfurt. Corona hat auch ihre Arbeit verändert.

So weit es möglich ist, können die Kontakte in einer Zeit, in der mehr denn je Abstand geboten ist, aber aufrechterhalten werden. „Wir wollen niemanden allein lassen“, ist Vera Hilder, die als Koordinatorin hauptamtlich für den Verein tätig ist, froh, dass der Gesetzgeber Sterbebegleitung unter Beachtung bestimmter Auflagen weiterhin möglich macht. Allerdings stehen Hilder aktuell nicht mehr so viele Mitarbeiter zur Verfügung. Weil viele selbst zur Risikogruppe zählen, haben sie sich vorübergehend zurückgezogen. Hilder: „Die Entscheidung ist absolut nachvollziehbar.“

27 Menschen hat der Verein in diesem Jahr betreut, 2019 waren es noch 35. „Die Nachfrage ist allerdings ungebrochen“, weiß die 52-jährige studierte Sozialpädagogin aus ihrer Praxis, wie groß der Wunsch Schwerkranker und Sterbender ist, in vertrauter Umgebung in Würde sterben zu können. Angehörige sind dankbar für die Unterstützung und Entlastung, die sie mit Hilfe der Initiative erfahren können.

Hilder stellt in diesem Zusammenhang klar: „Der Verein übernimmt keine pflegerischen Aufgaben.“ Das ist erstens nicht erlaubt und zweitens auch nicht gewollt. Vielmehr bringen die Begleiter Zeit mit. Viel Zeit, um über Ängste und Sorgen, aber auch über glückliche Moment des Lebens mit den zu begleitenden Menschen zu sprechen und zu lachen. Es wird vorgelesen, miteinander gesungen, gebetet, ermutigt, getröstet, aber auch geweint und zusammen geschwiegen, wenn die Worte fehlen. Auch wenn der Corona-Schutz unmittelbare Nähe zurzeit weitgehend ausschließt, jeder sei bemüht, menschliche Wärme und Zuwendung auszudrücken. Ein Lächeln, ein Kopfnicken, ein Fingerzeig – manchmal lasse sich in ganz kleinen Gesten spüren, wie groß die Dankbarkeit Sterbenskranker ist, dass jemand in ihrer letzten Phase des Lebens in ihrer Nähe ist.

In der Regel kommen die Hospiz-Mitarbeiter einmal in der Woche zu Besuch. „Während der Kontaktbeschränkungen mussten wir unsere Begleitungen und fast alle weiteren Angebote ruhen lassen,“ blickt Hilder auf den ersten Lockdown zurück. Seitdem werde verstärkt Kontakt mit dem Telefon gehalten. Auch das Briefeschreiben sei wiederentdeckt worden.

Wie eine Begleitung beginnt? „Am einfachsten geht das telefonisch“, verweist Hilder auf ihre tägliche Erreichbarkeit sowie die Sprechstunden in ihrem Büro in der Wettringer Straße 6. In der Regel findet dann ein Besuch vor Ort statt, und es wird geklärt, was gewünscht ist, was die Initiative anbieten kann und welche weiteren Möglichkeiten in Zusammenarbeit unter anderem mit dem Hausarzt, Pflege- und Sozialdiensten es gibt, Hilfe zu leisten. Dann wird von der Koordinatorin ein ehrenamtlicher Begleiter ausgewählt, angefragt und vorgestellt. Die weitere Begleitung wird dann mit Betroffenen und Angehörigen gemeinsam verabredet.

Hilder verweist darauf, dass alle Mitarbeiter, die in der Sterbe- und Trauerbegleitung tätig sind, intensiv auf ihre Aufgaben vorbereitet und qualifiziert worden sind. Hilder: „Sie werden in ihrer Tätigkeit unterstützt durch Gruppentreffen und Supervision. Gemeinsame Fortbildungen und auch geselliges Miteinander fördern den Zusammenhalt.“ Natürlich wünscht sich Vera Hilder, dass das Virus bald bekämpft ist und die Arbeit der Hospiz-Initiative bald wieder ohne Beschränkungen fortgesetzt werden kann.

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