Ensemble Chordofonia konzertiert auf Haus Marck
Eine exquisite Besonderheit
Tecklenburg
Musikalisch ausdrucksstark und technisch überaus präzise begeistert das Ensemble Chordofonia seine Zuhörer.
Welcher Konzertliebhaber denkt wohl beim Stichwort „Kammerorchester“ spontan an Mandolinen und Gitarren? Genau diese Instrumente spielte aber das Ensemble Chordofonia am Sonntag auf Haus Marck zum Abschluss des Burgen- und Schlössertages Münsterland 2022. Dem Euregio Musikfestival war es wieder gelungen, mit dem erst 2019 gegründeten Orchester eine exquisite Besonderheit zu bieten.
Chordofonia sieht sich selbst zwar in jahrhundertealte, wechselnde Traditionen der Zupfmusik eingebettet, will aber nach eigenem Bekunden „Visionen gestalten“ und dabei „neue Pfade auf künstlerischer und pädagogischer Ebene beschreiten.“ Die musikalisch ausdrucksstarken und technisch überaus präzisen Interpretationen der international gefragten Musiker rissen das mit der Zupfmusik kaum vertraute Publikum erstaunlich schnell mit.
Erfahrene Leitung
Unter der erfahrenen Leitung von Annika Hinsche, selbst Mandolinenspielerin und auf Zupfinstrumente spezialisierte Dirigentin, spielte das neunköpfige Orchester ein beeindruckendes Programm, welches das Publikum im besten Sinne des Wortes pädagogisch an die Fremdartigkeit der Musik heranführte.
Chordofonia eröffnete das Konzert mit drei Sätzen aus „Le Tombeau de Couperin“ von Maurice Ravel, das – in der traditionellen Orchesterfassung – wegen seiner melodischen und tänzerischen Musik bis heute bekannt und beliebt ist. Somit waren die Hörer sofort offen für das ungewohnte Klangspektrum. Zusätzlich sorgte eine knappe, aber sehr informative Einführung in die gespielten Werke für besseres Verständnis. Da war der Weg zum italienischen Komponisten Raffaele Calace (1863-1934) nicht mehr weit, der als Sohn eines Instrumentenbauers nicht nur selbst Mandolinenspieler war, sondern auch zur Verbesserung der neapolitanischen Mandoline beitrug. Calace sorgte seinerseits für einen Boom der Mandolinenmusik in Japan. So vorbereitet war es für die faszinierten Hörer fast schon selbstverständlich, bei der Komposition „Novemberfest“ des hoch geschätzten japanischen Komponisten Yasuo Kuwahara (1946-2003) sowohl die Herbststürme als auch die Wucht einer sich aus diesen Tumulten erneuernden Lebenskraft herauszuhören.
Bei Werken von Lars Wüller (geb. 1975), Balz Trümpy (geb. 1946) und Koray Berat Sari (geb. 1990) erschien nach der Pause die ungewohnte Stilrichtung schon viel vertrauter. Mühelos identifizierte man Stimmungswechsel, genoss neue rhythmische Elemente wie unterschiedliches Klopfen oder die von zwei Gast-Solisten dargebotenen weiteren Klangfarben.
Mit lang anhaltendem Applaus dankte das Publikum für ein Konzert der besonderen Art. Zum großen Erfolg dürfte neben den Spielern die Dirigentin mit ihrer differenzierten Körpersprache überdurchschnittlich zu beigetragen haben. Noch beim Herausgehen hörte man anerkennend: „Und es reichte ihr ein leichtes Zucken mit der Augenbraue“.
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