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Altherrenclub: Vortrag über das Leben der Heuerleute

Rasanter Wechsel vom Knecht zum Handwerker

Tecklenburg-Leeden

Das Leben der Heuerlinge war jetzt Thema beim Altherrenclub. Nach der Andacht und dem traditionellen Weggeessen stellte Wilfried Brönstrup den pensionierten Rektor Bernd Robben aus Emsbüren vor, der das Buch „Wenn der Bauer pfeift, müssen die Heuerleute kommen“ geschrieben hat. Leeden sei der Mittelpunkt des untersuchten Gebietes von Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, so Robben.

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Das Leben der Heuerlinge war jetzt Thema beim Altherrenclub. Nach der Andacht und dem traditionellen Weggeessen stellte Wilfried Brönstrup den pensionierten Rektor Bernd Robben aus Emsbüren vor, der das Buch „Wenn der Bauer pfeift, müssen die Heuerleute kommen“ geschrieben hat. Leeden sei der Mittelpunkt des untersuchten Gebietes von Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, so Robben. Außerdem hatte Brönstrup das Buch von Rudolf Dunkmann aus Leeden, das 1980 erschienen ist, mit dem Titel „Aus dem Leben eines Heuerlings und Arbeiters“ mitgebracht, das im Internet als PDF-Datei erhältlich ist.

Dunkmann ist 1902 geboren und 1982 verstorben. Er hat als Mitglied und teilweise Schriftführer in den meisten Leedener Vereinen aktiv am Gemeindeleben mitgewirkt und in seinem Buch die Gebräuche der Vergangenheit detailliert beschrieben. Brönstrup nannte in Bezug auf den Altherren-Club nur ein Beispiel: Am Abend vor einer Hochzeit wurde Wegge gegessen. Die Altherren-Clubtradition ist also uralt, schreibt er in einem Bericht.

Bernd Robben hat einen Bauernhof geerbt, ist aber in das zugehörige Heuerhaus gezogen. Das Heuerhaus und das Buch von Dunkmann haben ihn inspiriert, das Heuerlingswesen zu erforschen. In seinem gut gegliederten Beamer-Vortrag vor dem Altherren-Club und Gästen aus Lengerich und Lienen berichtete er, dass die Größe der Höfe Gradmesser für Ansehen und Stellung des Hofeigentümers, aber auch der Kinder war. Der Älteste erbte den Hof. Das reflektierte auch auf die Knechte und Heuerleute . Im Gegensatz zu Süddeutschland wurden die Höfe nicht geteilt, sondern es wurden für die Kinder Heuerhäuser gebaut.

Bei den Heuerhäusern, zu denen zum Beispiel drei Hektar Fläche gehörten, reichten die Einkünfte nicht. So zogen in der Zeit nach dem 30-jährigen Krieg etwa 35 000 Heuerleute im Mai jeden Jahres nach Holland um dort in harter Arbeit Geld zu verdienen. In den Wohnhäusern der seinerzeit zwei Millionen Holländer durften sie nicht wohnen, sondern in Scheunen und ähnlichen Gebäuden. Sie arbeiteten unter anderem als Torfstecher und als Seeleute.

Die Heuerhäuser waren schlecht (ohne Schornstein) ausgestattet. Die Kühe brachten die Wärme. Geschlafen wurde im „Durk“ mit zum Teil sechs Personen. Durch die Räucherung entstanden Krankheiten, zum Beispiel Tbc, Schwindsucht und Kindbettfieber.

Nach dem 2. Weltkrieg wurden viele Heuerleute Handwerker und Mechaniker. Statt Knecht beim Bauern zu sein, bauten sie Maschinen für die Bauern. Das war dann der rasante Wechsel vom Knecht zum eigenständigen Handwerker.

Es gab zu den Ausführungen von Bernd Robben viel Erstaunen und Applaus. Im Anschluss nahm er Video-Interviews mit einigen Interessierten auf, die aus ihrer Vergangenheit als Heuerleute berichteten. So erzählte Andreas Finke aus Leeden, dass er im Heuerhaus des Ritterguts Rehorst in Leeden mit der Familie gewohnt habe, Schmiedemeister geworden sei und später bei Amazone-Dreyer gearbeitet habe, um bei der Montage von Landmaschinen für Bauern mitzuwirken. Ein klassischer Fall. Robben bringt alle Interviews mit Einverständnis ins Internet. Er hat derzeit noch rund 800 Seiten Material,das er für die Nachwelt zu bearbeiten habe.

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