Gesamtschule Lotte-Westerkappeln 4.0
Die Oberstufe wird digitalisiert
Westerkappeln/Lotte
Die Gesamtschule Lotte-Westerkappeln (GeLoWe) ist auf dem Weg zu 4.0. Was das bedeutet, machte am Mittwoch in einer Versammlung des Schulzweckverbandes der stellvertretende Schulleiter Stefan Verlemann deutlich. Ein Schwerpunkt werde auf die Digitalisierung der Oberstufe gelegt.
Die Bezeichnung „4.0“ stammt eigentlich aus der Wirtschaft und meint eine vierte industrielle Revolution. Es geht dabei um eine umfassende Digitalisierung der Produktionsabläufe. Dem Ziel 4.0 haben sich mittlerweile auch das Handwerk, der öffentliche Dienst und ebenso Bildungseinrichtungen verschrieben – mit unterschiedlichen Fortschritten.
Die Gesamtschule Lotte-Westerkappeln tüftelt zurzeit in Zusammenarbeit mit dem Zweckverband Kommunale ADV-Anwendergemeinschaft West (kurz: KAAW) an einem Medienkonzept. Die Gemeinden Westerkappeln und Lotte sind dort Mitglied, nächstes Jahr will auch der Schulzweckverband dem KAAV beitreten, hat die Verbandsversammlung am Mittwoch beschlossen. Von der technischen Beratung durch die Anwendergemeinschaft, die heute mit rund 40 Mitgliedskommunen kooperiert, könne die Schule nur profitieren, „auch weil wir keine Fehler machen, die andere schon gemacht haben“, meint Verlemann.
„Wir sind eigentlich ganz gut aufgestellt“, erklärt Verlemann zum Status quo an der Gesamtschule. Alle Klassenräume verfügten über Beamer und Desktop-PCs in den Klassenräumen, die Fachräume seien teilweise mit Tablets ausgestattet. Für das mobile Arbeiten habe die Gesamtschule mittlerweile drei Notebookwagen im Einsatz.
An beiden Standorten der Gesamtschule (Westerkappeln und Wersen) gibt es Informatikräume. Für Wersen steht eine Erneuerung an. Es stelle sich aber die Frage, ob das noch sinnvoll ist, gibt Verlemann zu bedenken. Zukunftsweisender sei wohl das mobile Arbeiten. Überdies gebe es an der Gesamtschule zwei I-Pad-Koffer mit jeweils 16 Geräten.
Schwachpunkt: Die Basisinfrastruktur der beiden Standorte unterscheide sich noch. Während es in Wersen dank Glasfaseranschluss und Kabelnetz einen schnellen Zugang ins Internet mitsamt WLAN gibt, „ist Westerkappeln noch eine Baustelle“, bedauert der stellvertretende Schulleiter. Dort sei nur ein langsamer DSL-Anschluss vorhanden. „WLAN macht da gar keinen Sinn.“
Die Westerkappelner Bürgermeisterin Annette Große-Heitmeyer berichtet, dass das Schulzentrum im Zuge des Glasfaserausbaus in den Außenbereichen mitangeschlossen werden soll. Es habe die Überlegung gegeben, bei der in Kürze beginnenden Sanierung des Nahwärmenetzes gleich Kabel mitzuverlegen. Das sei aber aus Gründen der Fördermittelpraxis nicht gestattet.
Weil es keinen Glasfaseranschluss in Westerkappeln gibt, „hängen noch andere Punkte“, erläutert Verlemann. Beispielsweise sei eine Vernetzung der Verwaltung an beiden Standorten nicht möglich. Dies sei aber so schnell wie möglich erforderlich, „damit Schule gut funktioniert“.
Bei der Digitalisierung gehe es aber nicht nur um die technische Ausstattung. Es gebe auch eine Medien-AG, die den Prozess pädagogisch begleitet. Ab dem nächsten Schuljahr soll es nur noch digitale Klassenbücher geben. „Dieses Jahr mussten wir noch 175 Kursbücher führen“, berichtet der stellvertretende Schulleiter. Vorteilhaft sei auch das Programm IServ, ein kostenpflichtiger Schulserver, der den Aufbau eines Schulnetzwerks inklusive Webportal ermöglicht. Zugang haben Schüler und Lehrer. Auf diesem Wege lassen sich beispielsweise Klausuren, Vertretungs- und Mensa-Pläne erstellen oder es können Hausaufgaben gemeinschaftlich bearbeitet werden.
Als „ganz wichtiges Projekt“ bezeichnet Verlemann die digitale Oberstufe. Diese startet zum Schuljahr 2020/21. Im Vergleich zu Gymnasien in den Nachbargemeinden wähnt der stellvertretende Schulleiter die GeLoWe schon einen Schritt voraus. Da es noch keine Oberstufe gibt, müsse kein Tanker angehalten werden, sondern das Schiff könne neu vom Stapel laufen. Alle Oberstufenschüler sollen verpflichtend mit einem I-Pad arbeiten. „Wir wollen das zum Markenzeichen unserer Oberstufe machen.“
I-Pads seien mittlerweile erschwinglich, sagt Verlemann zu den Kosten. Für Schüler aus Familien mit schmalem Geldbeutel könne man über verschiedene Finanzierungsmodelle nachdenken; beispielsweise Leasing über den Förderverein, erläutert er auf Nachfrage von Friedhelm Lange (CDU).
Martin Laumann-Stening hat hinsichtlich der Kosten für die Digitalisierung Bedenken, ob die Kommunen Schritt halten können. Denn ohne feste Erneuerungszyklen der Hardware werde es nicht gehen. „Man tut sich keinen Gefallen damit so lange zu warten, bis nichts mehr läuft“, warnt Verlemann. Letztlich müsse die Finanzierung mit dem Schulträger geklärt werden.
Die Digitalisierung sei kein Selbstzweck, stellt der stellvertretende Schulleiter klar. Es gehe darum, mit modernen Medien den Unterricht noch besser zu differenzieren und Schüler noch individueller zu fördern. Die Schule der Zukunft, die GeLoWe 4.0, will aber wohl an Bewährtem festhalten. „Wir werden nicht alles auf links drehen“, versichert Verlemann.
Startseite