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Vierfache Mutter in Salzgitter erschossen

Haftbefehl wegen Mordes gegen Westerkappelner beantragt

Westerkappeln

(Aktualisiert) Eine 30-jährige Frau ist am Montagabend in Salzgitter regelrecht mit einem Kopfschuss hingerichtet worden. Ihr Ex-Partner, ein 38-jähriger Westerkappelner, soll der Täter sein. Er wurde am Dienstagmittag von einem Spezialeinsatzkommando der Polizei an seiner Wohnung festgenommen. Die Staatsanwaltschaft hat Haftbefehl gegen ihn wegen Mordes beantragt.

Frank Klausmeyer

In Handschellen wurde der 38-jährige Westerkappelner (2. von links) abgeführt. Spezialkräfte der Polizei hatten ihn zuvor widerstandslos festgenommen. Die vermutliche Tatwaffe wurde in seinem Wagen gefunden.Einen Schreckmoment gab es für zwei Junge Männer aus Westerkappeln und Lotte, die zufällig den Einsatzort passierten. Beamte des Einsatzkommandos zerrten sie unter vorgehaltenen Waffen aus dem Auto. Foto: Frank Klausmeyer

Um 13.19 Uhr war es am Dienstag mit der Ruhe an der Friedensstraße vorbei. Vor dem Autohaus Klaas stoppt ein roter Van. Schwer bewaffnete Spezialkräfte der Polizei springen aus dem Wagen und stürmen ins Haus Nummer 1. Aus einiger Entfernung sind zwei Knallgeräusche zu hören. Dann ist der Einsatz eigentlich auch schon beendet und der 38-jährige Westerkappelner festgenommen. Anton B. soll seine 30-jährige frühere Lebensgefährtin am Abend zuvor in Salzgitter auf offener Straße vor den Augen der gemeinsamen vier Kinder mit einem gezielten Kopfschuss getötet haben. Hintergrund ist offenbar ein Streit ums Sorgerecht für die vier Kinder.

Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hat gegen den 38-Jährigen Haftbefehl wegen Mordes beantragt. Das sagte am Mittwoch der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Hans-Christian Wolters. Zu Berichten, wonach der Schütze möglicherweise mit der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Kontakt stehe, gebe es noch keine gesicherten Erkenntnisse, sage Wolters. Es müssten noch viele Zeugen befragt werden.

Mit Mietwagen nach Salzgitter gefahren

Die Bluttat ereignete sich am Montag kurz nach 19 Uhr am Jägerweg in Salzgitter. Anton B. soll mit einem weißen VW Golf, den er angemietet hatte, in die kleine Straße der knapp 100.000 Einwohner zählenden niedersächsischen Stadt gefahren sein. Nach Polizeiangaben stieg er aus, ging auf seine Ex-Partnerin und deren 32-jährige Begleiterin – laut Medienberichten eine Schwester – zu und feuerte mindestens zwei Schüsse ab. Die 30-Jährige starb noch am Tatort, die andere Frau wurde in ein Krankenhaus gebracht. „Sie ist jetzt außer Lebensgefahr“, sagte ein Polizeisprecher.

Wohnanschrift problemlos zu ermitteln

Danach habe der Täter sich wieder ins Auto gesetzt und sei geflüchtet. Schnell stand der 38-Jährige in dringendem Tatverdacht. Seine Wohnanschrift in Westerkappeln war problemlos zu ermitteln. Vor der Festnahme wurde das Mehrfamilienhaus an der Friedensstraße deshalb observiert.

Gegen 13.15 Uhr fährt Anton B. am Dienstag mit dem weißen Golf auf den rückwärtigen Parkplatz des Hauses. Noch bevor er die Tür seiner Dachgeschosswohnung öffnet, wird er von den Polizeibeamten einer Spezialeinheit aus Münster überwältigt. Der Mann leistet bei seiner Festnahme keinen Widerstand.

Bei der Durchsuchung des Wagens fanden die Beamten die vermutliche Tatwaffe und beschlagnahmen sie, bestätigt das Polizeipräsidium Münster.

Zeitgleich zum Zugriff hätten Spezialkräfte auch vor einer anderen Wohnung an der Friedensstraße gestanden. Weil dort niemand geöffnet habe, wurde die Tür gewaltsam geöffnet. Offenbar rührten von daher auch die beiden Detonationen. Es handelt sich nach Informationen unserer Zeitung um die Wohnung der Mutter des Tatverdächtigen. Dort habe es aber keine Erkenntnisse gegeben, die im Tatzusammenhang mit dem Beschuldigten stehen, sagte eine Polizeisprecherin.

Zwei Männer kontrolliert

Einen ordentlichen Schreck werden zwei junge Männer aus Westerkappeln und Lotte bekommen haben. Während des Einsatzes bog der Lotter in die Friedensstraße ein, um seinen Arbeitskollegen vor dessen Wohnung aussteigen zu lassen. Mit vorgehaltenen Waffen wurden die beiden von der Polizei aus dem Fahrzeug gezerrt und mussten minutenlang mit ausgestreckten Händen auf dem Autodach verharren. Der Fahrer aus Lotte wurde anschließend mit zur Wache nach Ibbenbüren genommen, weil er sich nicht ausweisen konnte. Nach Überprüfung der Personalien durfte er aber wieder gehen. Die beiden Männer stünden in keinerlei Verbindung zu dem Tatverdächtigen, sagte die Polizeisprecherin.

30-Jährige vorher schon mit dem Tod bedroht

Hintergrund des Familiendramas soll ein Streit ums Sorgerecht gewesen sein. Die 30-Jährige hatte ihren Ex-Partner – verheiratet war das Paar angeblich nicht – Ende vergangenen Jahres mit den gemeinsamen vier kleinen Kindern (2 bis 6 Jahre alt) verlassen. Am Montag gab es einen gemeinsamen Termin vor dem Amtsgericht Tecklenburg, wo Anton B. offenbar das Umgangsrecht versagt wurde. Daraufhin soll er der 30-Jährigen nach Informationen unserer Zeitung gedroht haben, sie umzubringen.

Aktuelle Adresse der Frau im Gericht erfahren

Wie das regionale Internetportal „news38.de“ berichtet, hat der aus dem Kosovo stammende Schütze, der schon seit seiner Schulzeit in Westerkappeln lebt, erst bei dieser Verhandlung die aktuelle Adresse der Frau erfahren, die vor ihm zunächst ins Frauenhaus nach Wolfenbüttel geflüchtet und später zu Angehörigen nach Salzgitter gezogen sein soll. Weil der 38-Jährige als gewalttätig gegolten habe, sei die Frau in Polizeibegleitung vor Gericht erschienen – und von Beamten auch wieder zurück eskortiert worden, meldet „news38.de“. Die Direktorin des Amtsgerichtes wollte zu den Geschehnissen keine Stellung nehmen.

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