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Westfalia 06 Westerkappeln schwimmt mit starkem Jugendbereich gegen den Trend

Tennis-Boom ist noch nicht vorbei

Westerkappeln

Der Westerkappelner Tennis hat anderen Vereinen einiges voraus. Nach Angaben des Deutschen Tennis-Bundes (DTB) befindet sich die Mitgliederentwicklung seit dem Boom der 1980er und 1990er Jahre bundesweit im Sinkflug. Westfalias Tennisabteilung hingegen erfreut sich eines guten Zuspruchs, was wohl nicht zuletzt daran liegt, dass sich der Verein stark in der Jugendarbeit engagiert.

Luca Höptner

Starke Rückhand –  Madita (7) spielt den gelben Filzball mit Wucht übers Netz. Dass der Schläger beinah größer als ihr Arm ist, ist kein Problem. Foto: Luca Höptner

Der Schläger ist fast größer als der Arm. Trotzdem spielt die siebenjährige Madita wacker die gelben Filzbälle mit Wucht zu Bettina Reiser zurück. Vielleicht wird das Mädchen ja die nächste Steffi Graf? Wer weiß das schon ? Bettina Reiser bringt Madita und ihren drei Mitspielern in der Tennishalle am Gartenkamp den jedenfalls schon mal das nötige Rüstzeug bei.

Bettina Reiser trainiert beim TSV Westfalia 06 die „Tennisminis“ und bringt die Knirpse mächtig ins Schwitzen. Madita ist eine von zurzeit 148 Kindern und Jugendlichen der Westerkappelner Tennisabteilung.

Seit Jahren gebe es im Nachwuchsbereich stabile Mitgliederzahlen, sagt die stellvertretende Sportwartin Mareike Nietiedt, die ebenfalls Trainerin ist. Damit hat der Westerkappelner Tennisclub anderen Vereinen einiges voraus. Nach Angaben des Deutschen Tennis-Bundes (DTB) befindet sich die Mitgliederentwicklung seit dem Boom der 1980er und 1990er Jahre im Sinkflug. Westfalias Tennisabteilung hingegen erfreut sich eines guten Zuspruchs, was wohl nicht zuletzt daran liegt, dass sich der Verein stark in der Jugendarbeit engagiert. „Für uns ist das das Allerallerwichtigste überhaupt“, erklärt Mareike Nietiedt. „Wir versuchen, in jedem Jahrgang eine Mannschaft zu stellen.“

Da es am Anfang vor allem auf gute Koordination ankommt, werden oft spielerische Einheiten wie Werfen, Dribbeln und Fangen eingestreut. Dass dieses Training funktioniert, zeigt Madita, die den Ball souverän übers Netz zu ihren Mitspielern schlägt. Sie und die drei anderen Kids gehören mit ihren sieben Jahren zwar nicht mehr zu den ganz Jüngsten, sind aber im Vergleich zu den anderen Spielern auf den Nebenplätzen immer noch die „Minis“. Laut Nietiedt sind die jüngsten Vereinsmitglieder erst vier Jahre alt. Die ersten Kleinfeldspiele – also quer über eine Feldhälfte – sind bereits ab fünf Jahren möglich und finden regelmäßig statt.

Dass jedes Jahr ein großer Teil des Vereinsbudgets in die Jugendarbeit investiert wird, zeigt sich auch bald an einer neuen Ballwand. Die Wand ersetzt quasi den Gegenspieler. Nach Auskunft Nietiedts wird diese in Kürze auf dem Vereinsanlage an der Wilkenkampstraße gebaut. Nietiedt betont, dass viel Geld durch Spenden des sogenannten „Club 44“ zusammenkomme. Diese Spenden würden ausschließlich für die Jugendarbeit verwendet.

Letztlich sei es auch diesem Zusammenschluss von Vereinsmitgliedern zu verdanken, dass die Ballwand doch gebaut wird. Dies stand lange auf der Kippe, weil es am nötigen Kleingeld mangelte. „Außerdem“, erläutert Nietiedt weiter, „finanziert der ,Club 44´ eine Menge Sportgeräte wie zum Beispiel Bälle“. Davon profitieren sicherlich auch Madita und ihre Mitspieler, die sich gerade bei einem Übungsspiel austoben.

Dass in Westerkappeln viel für die Jugend getan wird, zeigt sich auch an dem jährlich im Sommer stattfindenden Tenniscamp, das immer ein Highlight für die Kinder ist. Es werden viele Spiele gespielt und anschließend wird auf dem Tennisplatz übernachtet.

Die Trainer wollen nicht nur Schweiß sehen. In der Übungsstunde wird auch viel gelacht. Alle scheinen viel Spaß zu haben. Das gehört dazu. So zählen Madita und ihre Mitstreiter im Training beispielsweise nicht mit normalen Punkten, sondern in Jahren. Gewonnen hat, wer als erstes seinen 13. Geburtstag feiern darf. Welches Kind will nicht gerne groß sein...

Da die Trainingsstunde fast vorbei ist, ruft Bettina Reiser die Kinder zum Bälle sammeln zusammen. Eine Arbeit, die den Jungs und Mädchen immer am wenigsten Spaß macht. Am Ende gehen die Kinder trotzdem glücklich und erschöpft durch die Tür zu ihren Eltern, die darauf warten, sie abzuholen.

Übrigens gibt es bei Westfalia kein Mindestalter; so können theoretisch auch Kinder unter vier Jahren den Ball schlagen. Fraglich ist jedoch, ob der Schläger dann nicht doch größer ist, als der Knirps, der ihn hält.

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