Station Ende Juli am Start
Bahnhofsdisco wird Radparkplatz
Ahlen
Einst Gaststätte und Disco, demnächst Radstation: Ahlens Bahnhof wird für noch mehr Mobilität Baustelle. Ab Sommer sollen hier 210 Fahrräder sicher parken. Verkauf und Werkstatt wird‘s auch geben...
Zehn Jahre lang war er Pendler zwischen den Bahnhöfen Ahlen und Essen. „Dreimal wurde mir hier draußen mein Fahrrad gestohlen“, sagt Dennis Hadrika. Was ihm demnächst nicht mehr passieren würde. Der Leiter des Technischen Gebäudemanagements bei der Stadt Ahlen bringt jetzt als Projektleiter die neue Radstation im Bahnhof in die Gänge. Die soll Ende Juli an den Start gehen – mit Fahrradladen, Werkstatt und 206 sicheren Abstellplätzen. Gesamtkosten: rund eine Million Euro.
Ehemalige Ahlener Bahnhofsdisco weicht Fahrradparkplätzen
Nichts mehr mit Kneipennostalgie im Bahnhofsbau: Zwei Abbruchunternehmen haben in den vergangenen Wochen vom Teerfußboden bis zur Theke rausgeschafft, was jahrzehntelang Treffpunkt war. Viel mehr als blankes Gemäuer hat der verwinkelte Hohlkörper in diesen Stunden nicht mehr zu bieten. Doch in Kürze wird der Bestand weitere Federn lassen. „Die Mauer kommt weg“, zeigt Baudezernent Thomas Köpp am Mittwochvormittag gleich auf das, was sich links neben dem ehemaligen Gaststätteneingang bis hin zu einer kleinen Brücke zieht.
Dazwischen zwei Fenster, die für den neuen Haupteingang verschwinden. Eine breite Gitterrostbrücke wird dann zu einer automatischen Glasschiebetür führen, durch die die Räder – vorbei an Schließfächern im Vorraum – in den großen Saal rollen. Einst spielte hier die Discomusik, demnächst wird auf dem Parkett doppelstöckig geparkt.
Dennis Hadrika kommt auf 104 Stellplätze, Mobilitätsmanager Lukas Ossenbrink legt weitere 102 nach – hinten im ehemaligen Biergarten, überdacht von einer Stahlkonstruktion. Von hier eröffnet ein Aufriss des Mauerwerks eine neue Verbindung zum Personengang des Bahnhofs, um auf möglichst kurzem Weg zu den Gleisen zu kommen. „Ob wir dann noch die Stellplätze am ZOB brauchen, bleibt abzuwarten“, lässt Thomas Köpp zur Stunde offen. Etwas mehr Freiraum täte dem Arrangement aber sicherlich ganz gut.
Tageskarten oder Monatstickets – App für die Nutzung im Gespräch
Um auf die beiden Radparkplätze zu kommen, müssen sich Nutzer vorab registrieren. Mit einem Chip, Bürgermeister Berger bringt alternativ eine App ins Spiel, öffnet sich die Glasschiebetür. Bei den Tarifen, kündigt Dennis Hadrika an, orientiere sich die Radstation an den NRW-Strukturen.
Heißt: Tageskarte zwischen 70 Cent und einem Euro, das Monatsticket für sieben bis zehn Euro, die Jahreskarte wie mit einer zusätzlichen Null für 70 bis 100 Euro. Schüler könnten mit Rabatten rechnen. „Je nachdem, wie hoch die Qualität des Rades ist, wird das Interesse sein“, mutmaßt der Bürgermeister. Dennis Hadrika nickt zustimmend. Zehn Jahre Gratisparken hätten für ihn durch den Verlust dreier Räder ja auch ihren Preis gehabt.
Auch Werkstatt und Verkaufsraum sind in der Radstation geplant
Parken ist nicht alles in der Radstation: Durch den ehemaligen Gaststätteneingang geht es künftig an die Theke des Verkaufs mit Artikeln rund ums Rad. Der Schankraum teilt sich in der Mitte und ist im hinteren Bereich Werkstatt, die Dennis Hadrika schon jetzt gut gebrauchen könnte. An seinem Rad ist der Ständer abgebrochen. „Ich könnte es am Morgen hier abgeben, dann mit dem Zug zur Arbeit fahren und am Abend fertig repariert wieder mitnehmen.“ So einfach sei‘s.
Die Radstation, nonstop geöffnet und videoüberwacht, ist Herzstück der Mobilitätsstation, die Lukas Ossenbrink auf das blicken lässt, was rund um den Bahnhof läuft und rollt: Eine Info-Stele werde das Komplettangebot vom Busbahnhof bis zum Park & Ride-Parkplatz in einheitlichem Design auflisten, eine neue Lade-Infrastruktur empfehle den Bahnhof als E-Bike-Tankstelle. Die Gesamtkosten beziffert Dr. Alexander Berger mit rund einer Million Euro. Gut die Hälfte finanziere sich über Zuschüsse.