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Architekten gaben Impuls

Kunstmuseum eröffnet Ausstellung „Fragile – Alles aus Glas“

Ahlen

In Anwesenheit zahlreicher Kunstschaffender und Leihgeber wurde am Samstag die Ausstellung „Fragile – Alles aus Glas“ im Kunstmuseum eröffnet.

Von Dierk Hartleb

Timm Ulrichs reagiert mit der ihm eigenen Ironie seiner Arbeit „Das große Glas“ (1990, 2012, 2014) auf das gleichnamige Werk Marcel Duchamps aus dem Jahr 1915. Foto: Dierk Hartleb

„Glas ist in unserem Alltagsleben überall da.“ Mit dieser Feststellung leitete Dr. Martina Padberg am Samstagnachmittag in ihrem Grußwort in die Ausstellung „Fragile – Alles aus Glas“ im Kunstmuseum ein. Als sie vor zwei Jahren Kenntnis erhielt, dass ihre Kollegin Dr. Rita Täuber in Heilbronn eine Ausstellung zum Thema Glas plane, habe sie die Idee sofort fasziniert und darin bestärkt, sich daran zu beteiligen. Weil das Thema Licht, mit dem sich die vorangegangene Doppelausstellung zur Fotografie beschäftigte, im Kunstmuseum seit seinen Anfängen und der Vorstellung des Werkes von Adolf Luther einen besonderen Stellenwert genieße, habe es nahe gelegen, die Präsentation mit entsprechenden Arbeiten zu ergänzen.

Obwohl die Fähigkeit, Glas herzustellen, zu den ältesten Kulturtechniken gehöre – wobei bis heute ungeklärt ist, ob sie in Mesopotamien oder Ägypten erfunden wurde – setzt die künstlerische Beschäftigung mit Glas, die sakrale Glasmalerei ausgenommen, erst mit Beginn des 20. Jahrhunderts ein und wird maßgeblich von Architekten wie Bruno Taut, Hermann Finsterlin, Wenzel Hablik und Hans Scharoun und ihren architekturutopischen Vorstellungen geprägt. Ausführlich widmete sich die Kunsthistorikerin dem Wirken des Schriftstellers, Zeichners und Erfinders Paul Scheebart, der Einfluss auf das Entstehung einer neuen Baukultur nahm.

Kuratorinnen Dr. Rita Täuber und Dr. Martina Padberg Foto: Dierk Hartleb

Parallel dazu entwickelte sich eine „ornamentbefreite, skulpturale Form beim Zier- und Gebrauchsglas, die in der Ausstellung mit einem „Prolog“ mit markanten Beispielen bekannter Designer nur gestreift wird. Eine besondere Rolle maß Täuber dem österreichischen Architekten, Gestalter und Kulturkritiker Adolf Loos zu, der beim Ringen um die gute Form den „Wasserbecher“ 1929/31 gestaltete. „Weniger geht nicht“, kommentierte die Rednerin den Verzicht auf jegliche Verzierung.

Mehr als 200 Jahre Kunstgeschichte

Mit den Gästen der Vernissage, unter denen sich einige Kunstschaffende wie Lena von Goedecke, Sebastian Richter und Timm Ulrichs sowie etliche Leihgeber befanden, begab sich Täuber auf einen informativen und kurzweiligen Exkurs durch mehr als 200 Jahre alte Kunstgeschichte des Werkstoffs Glas. Dieser endete mit aktuellen Arbeiten von Thomas Schütte und seinen Köpfen aus Glas, von denen einer in der Ausstellung gezeigt wird, Louisa Clement („Transformationsschnitt“, 2015) und der doppelbödigen Schönheit der Glaskugeln von Mona Hatoum „Natura Morte, 2012). Aber auch wichtige Stationen wie die aus USA rührende „Studioglas“-Bewegung von Harvey Littleton, der mit seinen Hinweisen zur Verbesserung der Schmelzöfen dazu beitrug, dass Künstler selbst als Glasbläser tätig werden konnten, und nicht mehr auf professionelle Hilfe von Glashütten angewiesen waren, wurden nicht ausgelassen. Auch die Protestkultur der späten 1960er-Jahre, die sich in Aktionen wie „Shatterscatter“ von Barry Le Va, der Scheiben zerstörte, äußerte oder die vom „Hausheiligen“ Adolf Luther zerschlagenen Flaschen sparte Täuber nicht aus.

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