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35. Ahlener Stadtfest lässt Corona vergessen

Das Feiern kein bisschen verlernt

Ahlen

Künstler wie Westernhagen-Double „Mariuzz“, die darauf brannten, endlich wieder live aufzutreten. Ein dankbares Publikum, das das Feiern nicht verlernt hat. Und dazu perfektes Wetter. Unter diesen Vorzeichen konnte das 35. Ahlener Stadtfest nur ein großer Erfolg werden.

Von Peter Harke

Stimme, Haarpracht, Habitus: Peter Zahn, Frontmann der Westernhagen-Coverband „Mariuzz“, ist dem „Meister“ in jeder Hinsicht verblüffend ähnlich und liefert die beste Show des 35. Stadtfestes. Foto: Peter Harke

Man muss nur in die strahlenden Gesichter der drei Jungs von „Til“, der sympathisch-frischen Pop-Punk-Band aus dem Sauerland, blicken, um zu ahnen, was es für sie bedeutet, nach mehr als zweijähriger Zwangs­­­pause wieder auf der Bühne zu stehen und endlich ihre 2020 abgebrochene „Arsch hoch“- Tour nachholen zu können. Denn „ . . . nix is schöner als wie live!“, so das Motto der „Los Gerlachos“. Das Duo aus Herne ist kurzfristig eingesprungen für die Kollegen von „Moodish“. Sie hat ebenso Corona ereilt wie die Penzberger Musikanten, die darum in kleinerer Besetzung nach Ahlen gekommen sind als geplant. Nein, die Pandemie ist nicht vorbei, und zwei Flugstunden von hier, mitten in Europa, herrscht Krieg. Doch alle, die Künstler wie das Publikum, verbindet an diesem Wochenende das legitime Bedürfnis, das alles wenigstens für ein paar Stunden mal auszublenden. Marius Müller-Westernhagens Hymne an die Freiheit, aus tausend Kehlen mitgesungen, lässt sich auch so interpretieren: Das Einzige, was hier und jetzt zählt, ist die Lust aufs Leben.

Peter Zahn („Mariuzz“)

Peter Zahn, dem „Meister“ in jeder Hinsicht verblüffend ähnlicher Kopf der Westernhagen-Coverband „Mariuzz“, gehen die Bilder, wie er sagt, „zu Herzen“. Tags zuvor in Hannover, da sei „nicht halb so viel Stimmung gewesen“. Könnte sein. Das Feiern haben die Ahlener jedenfalls ganz offensichtlich kein bisschen verlernt. Sie sind wieder hier, auf dem Marktplatz, um Freunde zu treffen, miteinander Spaß zu haben, zu guter „Mucke“ zu tanzen, ohne zwei Meter Abstand zum Nebenmann und ohne die blöde Maske. Das fühlt sich gut, nicht falsch, an, und das Stadtfest fühlt sich an, als sei es nie wirklich weg gewesen. Alles sehr vertraut. Nur Wetterkapriolen fehlen diesmal völlig. Drei Tage kein Tropfen Regen. Unglaublich. Wie meinte noch Bürgermeister Dr. Alexander Berger bei der Eröffnung: „Das haben wir uns auch wirklich verdient.“

Programm steckt voller Überraschungen

Das Programm ist wie immer eine bunte Wundertüte, voller Überraschungen. Die Mitarbeiter des städtischen Kulturbüros waren kreativ beim Texten für den Flyer, haben die Infos zu den auftretenden Gruppen jeweils auf drei kurze Schlagworte verknappt. „Lieder – Leidenschaft – Migrationsvordergrund“: Was mag sich dahinter verbergen? Der Musiker Ezé Wendtoin aus Burkina Faso spricht mit seiner fröhlichen Art nicht nur die Kinder an, er hat auch eine politische Botschaft: Kein Mensch ist illegal – ob aus Freital oder Senegal – sch...egal! In einer multikulturellen Stadt wie Ahlen mal erst recht.

Wandernde Rosensträuche hat Ahlen so auch noch nicht gesehen. Das „Zebra Stelzentheater“ sorgt für magische Momente auf dem Marktplatz. Foto: Ralf Steinhorst

Offensichtlich auf Anhieb, worum es unter der Überschrift „Städtepartner – Verbundenheit – Jubiläum“ geht: Differdingen, Teltow, Penzberg und Berlin-Schöneberg haben aus besonderem Anlass, der auch am Samstagvormittag auf dem Platz der Städtepartnerschaft vor der Friedrich-Ebert-Halle noch gesondert zelebriert wird, nicht nur offizielle Delegationen entsandt, sondern auch kulturelle Botschafter. Blasmusik, Swing und Schlager – mit diesem Dreiklang startet das Ahlener Stadtfest am Freitagabend in seine 35. Ausgabe, bevor „Truck Stop“ die Pferde satteln und mit den Coun­try-Fans gen Westen reiten. So kann es weitergehen und tut es auch: Deutschrock, Britpop, afrikanische Trommelklänge – für jeden Geschmack etwas. Dazu Tanzshows, Akrobatik, Jonglage, Nachdenkliches beim Stadtfest-Gottesdienst am Sonntagvormittag und auch jede Menge Humor. So vergehen drei Tage wie im Flug. Viel zu schnell. Hoffentlich heißt es schon in einem Jahr wieder, wenn nichts dazwischenkommt: „Welcome back!“.

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