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„Museum der Menschheit“ als Freiluftausstellung eröffnet

„Ein Fest der Menschlichkeit“

Ahlen

In eine große Freiluftgalerie hat sich die Stadt am Wochenende verwandelt. Der niederländische Dokumentarfotograf Ruben Timman zeigt 70 Großporträts von Einheimischen und Menschen aus aller Welt und sendet damit eine wichtige Botschaft.

Von Dierk Hartleb

Diese überdimensional großen Porträts auf dreimal sechs Metern, angebracht unter dem Mannschaftgang der Zeche, stellten bei der Montage höchste Ansprüche an das Aufbauteam um Detlef Wonnemann.

Es war der Tag der großen Bögen, die geschlagen wurden: Bürgermeister Dr. Alexander Berger rekurrierte auf die französische Nationalversammlung 1789 und die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte, Klaudia Froede als Mitglied des Initiativkreises auf den langen Weg der Entstehung der Ausstellung, Veranstalter Dietmar Zöller auf den Dialog von Sozialarbeit, Kunst und Kultur, und nicht zuletzt der Fotograf Ruben Timman als Gründer des Museums der Menschheit und sein Mitstreiter Gez Asafu-Agyei, auf den Traum, der sich nach vielen Jahren erfüllt hat.

Die Ruine der Stärkefabrik Hundhausen und das umgebende Areal wurde am Samstagvormittag zur Nahtstelle, die die Stadt verbindet und trennt, als dort die Ausstellung „Museum der Menschheit“ eröffnet wurde.

Prägende Ausstellung

„Es geht um Wertschätzung, Respekt und Selbstbewusstsein“, erklärte Innosozial-Geschäftsführer Dietmar Zöller und äußerte seine Überzeugung: „Die Ausstellung wird die Stadt prägen“. Aus der Festellung, dass Ahlen Heimat für Menschen aus 111 Nationen ist, leitete Alexander Berger die Festellung ab: „Ahlen ist selbst ein kleines Museum der Menschheit“ und versicherte zugleich, die großartigen Chancen, die aus der Vielfalt erwachsen, ebenso zu erkennen wie die daraus resultierenden Herausforderungen. Die Ausstellung ist „ein Fest der Menschenwürde und der Menschenrechte“.

Als Mitglied des Initiativkreises, der die Ausstellung vorbereitet hat, blickte Klaudia Froede zurück in das Jahr 2001, als Ruben Timman im Traum auf einer Reise durch Vietnam der damalige UN-Generalsekretär Kofi Annan erschien, der ihn durch das Museum der Menschheit führte, wobei der Träumer erschreckt feststellte, dass dieses Museum vom Verfall bedroht war. „Dieser Traum hat Ruben Timman nie losgelassen“, fuhr Klaudia Froede fort.

Ahlen ist ein guter Standort

Im Jahr 2019 erhielt das Museum in einer ehemaligen Munitionsfabrik in Zaandam nicht nur ein festes Zuhause, sondern erstmals wurde eine Ausstellung mit Fotografie in Deutschland, nämlich in Warburg, gezeigt. Dort habe sie auch Dietmar Zöller gesehen. Durch einen Besuch in Ahlen habe sich der Ausstellungsmacher überzeugen lassen, dass Ahlen mit der Bahn als Trennungslinie und der früheren Zeche ein guter Standort für eine Ausstellung sei.

Die Vorsitzende des Integrationsrates, Ergül Aydemir, bezeichnete die Ausstellung als einen Denkanstoß, um über Vorurteile und Diskriminierungen in der Schule, am Arbeitsplatz, bei der Ausbildungsplatz- oder Wohnungssuche nachzudenken.

Gebrochenheit spielt zentrale Rolle

Mit Gez Asafu-Agyei als Übersetzer an seiner Seite beschrieb Ruben Timman, wie er Schritt für Schritt an der Realisierung seines Traumes gearbeitet habe. Eine zentrale Rolle in seiner Arbeit nimmt der Begriff Gebrochenheit ein, die er sowohl bei sich selbst als auch bei den anderen Menschen spürt, die Teil der Würde ist.

Gerd Buller, Co-Vorsitzender des Kunstvereins und Mitveranstalter, verglich die Freiluftausstellung, die sich von der Zeche bis zum Kunstmuseum zieht, mit der Kunstspur des Kunstvereins zum zehnjährigen Bestehen 1998.

Selda Otegen und Hanife Güneri begeisterten die Besucher – darunter zahlreiche aus Warburg und Holland – mit musikalischen Beiträgen, während die zwei Mitglieder der Zirkus Standart aus Münster das Publikum mit einigen Kabinettstückchen unterhielten.

Die Ausstellung ist bis 23. Oktober in Ahlen zu sehen.

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