Nach Abschiebung aus den USA
Ex-SS-Wachmann landet in Ahlen
Ahlen
Die Stadt hat nach den Worten von Bürgermeister Dr. Alexander Berger keine Einflussmöglichkeit auf die auf „höchster Ebene“ getroffene Entscheidung gehabt, dass der frühere SS-Wachmann Jakiw Palij nach seiner Abschiebung aus den USA nach Ahlen überstellt wurde.
Ein auf Weisung von US-Präsident Donald Trump aus den Vereinigten Staaten abgeschobener früherer SS-Helfer und Lageraufseher befindet sich seit Dienstagvormittag in einer privaten Altenpflegeeinrichtung in Ahlen. Der 95-jährige Jakiw Palij war Medienberichten zufolge am Morgen mit einer Militärmaschine, aus New Jersey kommend, auf dem Flughafen Düsseldorf gelandet. Von dort wurde er mit einem Krankentransportwagen des Deutschen Roten Kreuzes direkt nach Ahlen gefahren, wie auf Fotos zu sehen ist, die die „Bild“-Zeitung veröffentlichte.
Bürgermeister Dr. Alexander Berger bestätigte die Ankunft von Jakiw Palij in Ahlen und erklärte dazu in einer knappen schriftlichen Stellungnahme: „Die Stadt Ahlen und ich als Bürgermeister sind am 15. August von Landrat Dr. Olaf Gericke über die Entscheidung der Bundes- und der Landesregierung informiert worden, in einem privaten Ahlener Pflegeheim einen 95-jährigen Mann mit NS-Hintergrund aus den USA unterzubringen.
Die Stadtverwaltung und der Kreis Warendorf haben als örtlich zuständige Behörden für einen reibungslosen Ablauf der an anderer Stelle getroffenen Maßnahmen gesorgt. Da wir an den Entscheidungen nicht beteiligt gewesen sind, werde ich auf jede weitere Beurteilung und Kommentierung verzichten.“
Bürgermeister Dr. Alexander Berger
Auf Nachfrage teilte Berger ergänzend lediglich noch mit, dass der Stadt Ahlen durch die Unterbringung und medizinische Versorgung des hochbetagten und gebrechlichen Mannes keine Kosten entstehen. Diese werden in vollem Umfang von Bund und Land getragen.
Nach Informationen unserer Zeitung hat Palij ein Einzelzimmer im „Seniorenzentrum am Domizil“ im Herbrand bezogen. Zu der Frage, ob er dort unter Polizeischutz steht, um ihn von der Öffentlichkeit abzuschirmen, erklärte der Pressesprecher der Kreispolizeibehörde Warendorf, Peter Spahn: „Wir sind vor Ort.“ Aufgrund des möglicherweise zu erwartenden Medienandrangs habe die Polizei „natürlich Kräfte abgestellt, um einen ordnungsgemäßen Betrieb in der Einrichtung zu gewährleisten“. Zu „Art und Umfang“ der getroffenen Maßnahmen könne er aber keine Auskunft geben, so Spahn.
Wie sich der Aufenthalt von Palij und sein Zusammenleben mit den anderen Bewohnern im „Domizil“ gestalten wird, bleibt offen. Der Betreiber des Seniorenheims war am Dienstag bis Redaktionsschluss nicht zu erreichen. Vonseiten der Strafverfolgungsbehörden hat der Staatenlose, der bis Montag unbehelligt im New Yorker Stadtteil Queens von Sozialhilfe lebte, obwohl ein US-Gericht seine Abschiebung erstmals schon 2004 angeordnet hatte, wohl nichts zu befürchten. Gegen ihn wird in Deutschland nicht mehr ermittelt. Seine Beteiligung an Kriegsverbrechen der Nazis hat Palij, der ab 1941 als „Hilfswilliger“ der SS im Arbeits- und Ausbildungslager Trawniki in Polen diente, stets bestritten.
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