Verhaltenstrainer Michael Tenbrink bei „Keiner geht verloren“
Gewalt beginnt bei der Sprache
Ahlen
Wie kann man jungen Menschen den respektvollen und empathischen Umgang mit anderen nahebringen? Verhaltenstrainer Michael Tenbrink kennt da Strategien.
Für Michael Tenbrink ist die Sprache der Ausgangspunkt. „Früher begrüßte man sich mit ,Hallo, wie geht‘s?‘ oder ,Was geht?‘ meist mit dem Zusatz ,Alter‘ unter Jugendlichen“, berichtet der frühere Polizeibeamte. Die heutige Begrüßungsformel unter den Heranwachsenden sei nicht einmal mehr zitierfähig.
„Was wir erleben, ist eine beispiellose Verrohung der Sprache“, analysiert Michael Tenbrink nüchtern, der sich als Verhaltenstrainer selbstständig gemacht hat. Mit der Verrohung sinke auch die Schwelle zur Gewaltbereitschaft, ist der 52-Jährige überzeugt.
Eine Erfahrung, die Bernhard Recker bestätigt. Der ehemalige Lehrer, der vor mehr als zehn Jahren gemeinsam mit seiner Frau Sylvia den Verein „Keiner geht verloren“ (KGV) gründete, hört von Arbeitgebern Ähnliches. Das KGV-Angebot bezieht sich zwar in erster Linie auf Schülerinnen und Schüler ab Jahrgangsstufe acht, die Gefahr laufen, den Abschluss in der Zehnten zu verfehlen. In der Praxis erstreckt sich das Betreuungsangebot der Pädagoginnen und Pädagogen aber auch auf die Zeit danach, wenn die meisten eine Ausbildung antreten. „Aus den Betrieben wird uns gemeldet, dass sich nicht wenige Azubis schwertun, sich an die Spielregeln zu halten“, sagt Bernhard Recker. Das Ergebnis sind Konflikte, die auch schon mal aus dem Ruder laufen können.
Erfahrungen aus der Polizeiarbeit
Da sind Experten wie Michael Tenbrink in seinem Job als Verhaltenstrainer gefragt. Dabei kann der Ahlener auf eine langjährige Erfahrung zurückgreifen. Sechs Jahre arbeitete er als Einsatztrainer bei der Kreispolizei in Warendorf. Davor lernte er den Polizeialltag im Wach- und Wechseldienst im Polizeipräsidium Bielefeld und später bei der Kreispolizeibehörde Warendorf kennen. Dazwischen liegen weitere fünf Jahre als Mitglied der Einsatzhundertschaft im Polizeipräsidium Dortmund. Aus diesen verschiedenen Einsatzbereichen resultieren seine Erfahrungen bei der Deeskalation, die er in Trainingskursen weitergibt.
Mit Erfolg, wie ihm zum Beispiel eine Ausbildungsleiterin der Deutschen Post in Dortmund bescheinigte, wo er rund 40 Azubis zeigte, wie wichtig neben den rechtlichen Grundlagen ihres künftige Berufs Selbstbewusstsein, Kommunikation und die Fähigkeit zur Deeskalation sind. Seine Empfehlungen seien von den Teilnehmenden wie Mantras aufgenommen worden und hätten nachhaltigen Niederschlag in ihren sozialen Netzwerken gefunden.
Ins Gegenüber einfühlen
Dabei versuchte er den angehenden Postlern zu vermitteln, wie wichtig es ist, den Blick zu weiten. „Versetzt euch mal in die Rolle eures Gegenübers“, ist eine der Übungen aus seinem modulhaft aufgebauten Trainingsprogramm mit sechs Bausteinen. Dazu gehört die Verbesserung der Umgangsformen, Stressbewältigung mit Achtsamkeitsübungen, die Stärkung des Selbstbewusstseins, Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit, die Verbesserung der Zuhörerbereitschaft und Motorik sowie Fitness mit Teambildungsübungen.
Indem sich die Jugendlichen in die Rolle ihrer Eltern, Mitschülerinnen und Mitschüler oder ihrer Kolleginnen und Kollegen am Arbeitsplatz versetzen, beginnen sie, ihr Verhalten zu reflektieren. Welche Dimension die Probleme in der Ausbildung erreicht haben, illustriert der Verhaltenstrainer an der aufrüttelnden Zahl, dass jede vierte Ausbildung abgebrochen wird.
Respekt, Wertschätzung, Empathie und Hilfsbereitschaft
„Es geht mir um Respekt, Wertschätzung, Empathie und Hilfsbereitschaft“, unterstreicht Michael Tenbrink. Auch beim kgv sind seine Kenntnisse und Erfahrungen beim Umgang mit jungen Leuten gefragt. Als Fußballtrainer hat er viele Jahre lang mit allen Altersklassen zu tun. Aktuell ist er Trainer der ersten Mannschaft von Fortuna Walstedde.
Wer mehr über sein Angebot erfahren will, das er gern bundesweit publik machen will, kann sich per E-Mail (michael.tenbrink@web.de) an ihn wenden.
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