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Deutsch-afrikanisches Theater bei „Tralla-City“

In einem kulturellen Transitraum

Ahlen

Sechs Fluggäste im Transitraum eines Flughafens. Statt Abflugzeiten und Angaben zum Gate sind auf der großen elektronischen Anzeigentafel ganze Sätze zu lesen wie „Wovor hast du Angst?“ oder „What you are waiting for?“ Die Passagiere sind heller und dunkler Hautfarbe. Aber alle haben die gleichen weißen Koffer.

Dierk Hartleb

Singer-Songwriter Edy Edwards stimmte die Besucher schon während des „Weißen Picknicks“ musikalisch auf den weiteren Abend ein.

Das ist das Szenario am Freitagabend bei „Tralla-City on Tour“ auf dem Büz-Parkplatz, das die Besucher des „Weißen Picknicks“ erwartet, die an den beiden langen Tischen Platz genommen haben. Angekündigt ist das Stück „Black & White ain‘t no colours“, das in Koproduktion des Berliner Theaters Strahl und der „Compagnie Iyasa“ aus Simbabwe entstanden ist. Passend zum Anlass sind viele Gäste in heller Kleidung erschienen. Also alles comme il faut.

Auch das erste Zusammentreffen der verschiedenen Ethnien und Kulturen in dem imaginären Transitraum verläuft zunächst wie viele solcher Begegnungen: Die Protagonisten fremdeln, amüsieren sich über die jeweils anderen, um die eigene Unsicherheit zu überspielen. Wer versteht schon Kalanga (eine der zahlreichen Sprachen, die in Simbabwe gesprochen werden), wenn er in Berlin zu Hause ist oder Deutsch, wenn er aus Simbabwe kommt und erst noch nach Berlin will? Und was ist mit dem Farbigen, der offensichtlich zu keiner Gruppe gehört und plötzlich die beiden Berliner in bestem Deutsch anspricht und sich auch als Berliner zu erkennen gibt?

Im Transitraum eines Flughafens treffen Menschen verschiedener Hautfarben und Kulturen aufeinander und tasten sich zunächst vorsichtig gegenseitig ab. Foto: Dierk Hartleb

Bilder und Vorurteile, die wir voneinander im Kopf haben, purzeln wie ein Kartenhaus zusammen. Das setzt sich auch im weiteren Verlauf weiter fort. Aus anfänglicher ängstlicher Ablehnung des jeweils Fremden wird allmählich ein Nebeneinander mit dem Austausch über Vorurteile. Weil die am besten über gemeinsame Erfahrungen überwinden werden, lassen Regisseurin Kelle und Choreograph Nkululeko Innocent Dube die Schauspielerinnen und drei Frauen und drei Männer singen und tanzen. Das verbindet über alle kulturellen Grenzen hinweg und schafft das gemeinsame Erleben.

Am Ende bildet das sechsköpfige deutsch-simbabwische Ensemble einen kulturellen Transitraum, in dem sich die Beteiligten auf Augenhöhe begegnen und mit ihrer Unterschiedlichkeit ohne Vorurteile umgehen können, gemeinsam lachen und über sich selbst.

Seine bewegendsten Momente hatte das 75-minütige Lehrstück bei den mitreißenden Musik- und Tanzeinlagen, die auch das Publikum mitgehen ließen. Für die eindrucksvolle Leistung gab es am Ende lang anhaltenden Beifall.

Singer-Songwriter Edy Edwards, der die Besucher schon beim Picknick eingestimmt hatte, sorgte dafür, dass es noch weiter stimmungsvoll auf dem zur Theaterarena umfunktionierten Parkplatz zuging.

Den letzten „Tralla-City on Tour“-Abend gestaltet am kommenden Freitag, 17. August, die Initiative „Rock am Schacht“ ab 21 Uhr auf dem Parkplatz am Parkbad.

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