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Marktmusik mit Willibert Pauels

Mix aus Büttenrede und Predigt

Ahlen

Mit lustigem Hütchen und roter Nase stand Diakon Willibert Pauels am Pult der St.-Marien-Kirche und nahm die Westfalen auf die Schippe. Und die Kirchenobersten. Aber er regte auch zum Nachdenken an.

Von Ralf Steinhorst

Humor ist ein Mittel über den Dingen stehen zu können. Der Diakon und Karnevalist Willibert Pauels vermittelte das begeisternd in der Marktmusik. Foto: Ralf Steinhorst

Eine ungewöhnliche Marktmusik, die in Kooperation mit der Kulturgesellschaft stattfand, erlebten die Besucherinnen und Besucher am Samstagmorgen in der St.-Marien-Kirche. Denn lediglich die Einleitung wurde von Kantor Andreas Blechmann, mit Orgelmusik begleitet, denn der bekannte Diakon und Karnevalist Willibert Pauels gab humorvoll einen Mix aus Büttenrede und Predigt.

Gut gelaunt zeigte sich Marktmusik-Initiator Andreas Blechmann beim Blick in die Kirche, selten war die Marktmusik so gut besucht: „Fünf Jahre habe ich gebraucht, um Willibert Pauels hier zu haben.“ Beide kennen sich aus ihrer gemeinsamen Zeit aus Wipperfürth. Die rheinische Frohnatur, die auch aus Fernsehen und Radio bekannt ist, legte gleich seinen Hut mit Brille und roter Nase an, um die Mentalitätsunterschiede von Rheinländern und Westfalen auf die Schippe zu nehmen: „Das höchste Westfalenlob ist: Da kann man nicht meckern.“ Man lache in Westfalen auch gerne, nur später.

Ein Fahrrad für Woelki

Dass Kirche und Humor zusammenhängen, beschrieb er mit einem vermeintlichen Treffen mit dem umstrittenen Kölner Kardinal Woelki. Diesem habe er ein Fahrrad schenken wollen. Der aber habe es nicht angenommen, weil es einen Rücktritt hatte.

Kritisch sah Willibert Pauels die Einengung von Humor durch kulturelle Aneignungen: „Wenn man den Raum des Sagbaren enger macht, ist das Zensur.“ Wie bei Winnetou. Da gehe es nicht um Dokumentation, sondern um eine Botschaft, die jedes Kind verstehe. Denn die Blutsbrüderschaft sei ein Zeichen der Liebe, nicht der Diskriminierung.

Selten war die Marktmusik so gut besucht wie bei dem Büttenreden-Predigt Mix von Willibert Pauels. Foto: Ralf Steinhorst

In Bezug auf den verstorbenen Kölner Kardinal Meißner, den er Kanalmeister nannte, brachte der Diakon Humor und Kirche in eine Reihe. Oft habe es Beschwerden beim Kardinal gegeben, ein Diakon und Karneval passten nicht zusammen.  Der Kardinal aber habe Willibert Pauels immer den Rücken gestärkt. „Nur Fundamentalisten und Fanatiker können nicht über sich selbst lachen“, stellte der Karnevalist fest. Über den Dingen zu stehen, vermöge vor allen Dingen der Humor – aber auch Religion. Die Religion vergifte aber, wenn sie in die Enge führe und damit Angst verbreite. „In dem Moment, wo du lachst, bist du frei – auch von Angst“, führte Willibert Pauels weiter aus. Alle Diktatoren arbeiteten mit der Angst, deshalb führten sie auch einen Kampf gegen das Lachen.

Auch die atheistische Anschauung kritisierte er, sie sehe das Leben nur als biochemischen Prozess. Seele dagegen habe nichts mit Materie zu tun, sie könne nichts zerstören, selbst der Tod nicht. Mit Standing Ovations dankte das Publikum Willibert Pauels für seinen Vortrag.

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