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Abwechslungsreiches Programm

„Musik-Convoy“ macht die Jugendkultur hörbar

Ahlen

Sieben Einzeldarbietungen mit Bands und Solisten, dazu Spaß und Zauberei – das war der „Musik-Convoy“, der am Freitagabend auf dem Parkplatz am Bürgerzentrum Schuhfabrik vorfuhr. Sinn und Zweck war es, das Spektrum der Jugendkultur zu präsentieren.

Christian Feischen

„Alex Fischer“: Bassist Malte Normann und Frontmann Alex Fischer (v.l.), Namensgeber der Band. Foto: Christian Feischen

Nicht zum ersten Mal fuhr am Freitag ein Lkw mit der Aufschrift „Musik-Convoy“ in Ahlen vor, um als Bühne für Live-Auftritte zu dienen. Schon im Dezember 1984 hatte ein Truck des WDR zwecks Übertragung der gleichnamigen Musiksendung in der Wersestadt Halt gemacht. Die Veranstaltung sei zwar auch als Hommage an den damaligen „Musik-Convoy“ des WDR-Fernsehens gedacht, erklärte Erik Biembacher vom Team „Sozialpalast“ aus Münster am Freitag. Vor allem ginge es aber darum, die Jugendkultur vor Ort zu präsentieren.

Und so ging auf dem Parkplatz hinter dem Bürgerzentrum Schuhfabrik vom Nachmittag bis in den Abend hinein ein abwechslungsreiches Programm mit sieben Musikdarbietungen, Zauberei und Poetry-Slam-Texten von Akteuren im Alter von 15 bis 30 Jahren über die Bühne des bunt gestalteten „Musik-Convoys“.

Rap von Kenan aus Ahlen mit selbstgeschriebenen englischen Texten überzeugte ebenso wie Leo‘s freche rhythmische Lyrik in deutscher Sprache. Der Rapper aus Hamm hatte dabei die Begleitmusik, die als Playback vom Laptop kam, selbst komponiert. Ebenso nutzte die Ahlenerin Yagut für ihre Coverversionen bekannter Hits die technischen Möglichkeiten zur Musikeinspielung. Sie bestach vor allem mit ihrer herausragenden Stimme beim Live-Gesang zu Songs wie „Cold Water“ von Justin Bieber oder „One Last Time“ von Ariana Grande.

Dass in Ahlener Proberäumen vom Jugendzentrum Ost über das Juk-Haus bis zum Büz so einiges Hörenswertes entsteht, zeigten auch „Purple Mörtel“, die aus dem Jugendprojekt „Let‘s Make Music“ hervorgegangen sind. Die jungen Musiker hätten gar nicht „Applaus, Applaus“ von den „Sportfreunden Stiller“ spielen müssen: Ohne Zugabe durften sie die Lkw-Bühne nämlich nicht verlassen.

Zwischen Rap und Rock sorgte Nelly Paul für literarische Abwechslung. Ihre Texte im Poetry-Slam-Stil - einem jungen dichterischen Genre, entstanden aus Wettstreiten um die Gunst des Publikums mit selbstverfassten Kurztexten - stimmten derweil nachdenklich: Nelly Paul fragte unter anderem, was „Angst“ oder „Normal sein“ eigentlich bedeuten könne. Dass eine moderne Form von Lesung auch auf einer Jugendbühne funktioniert, zeigte der Beifall für Pauls Texte.

Sehr unterhaltsam der Beitrag des Zauberers „Marcello“: Der führte vor, wie er ein zerschnittenes Seil wieder zu einem ganzen zurückzaubern kann. Auch ließ er einen Geldschein auf der Bühne verschwinden, den eine heranfliegende Drohne aus ganz anderer Richtung wieder zurückbrachte. Die Seriennummer bewies die Identität des Geldes. Den erstaunten Zuschauern erklärte „Marcello“ lapidar: „Das ist eben Magie.“

Akustisch-rockige Töne bot dann das Duo „Zweifelsöhne“ mit Thilo Braunsmann und Umay Kuyumey aus Ahlen dar, die unter anderem den „Murder Song“ von „Aurora“ so überzeugend präsentierten, dass nach einer Zugabe gerufen wurde. Auch „Lion Snake Size“ mit Inka Leifeld an Piano, Bass und Gesang, Sänger Marvin Drewer sowie den Gitarristen René Kober und Simon Barlau kamen ohne Schlagzeugbegleitung bei ihren Interpretationen von Neil Youngs „Heart Of Gold“ oder Tracy Chapmans „Revolution“ aus. Die Hammer Band „Alex Fischer“, benannt nach ihrem Frontmann und Sänger, schlug am späteren Abend härtere Töne an. Die Deutschrock-Songs aus der CD „Freifall“, die im November erscheint, klangen live gespielt beinahe punkig.

Inka Leifeld, René Kober und Marvin Drewer (v.l.; nicht im Bild: Gitarrist Simon Barlau). Foto: Christian Feischen

„Ein reichhaltiges und in sich stimmiges Programm“, resümierte Erik Biembacher vom“Sozialpalast“ gegen Ende des Jugendkultur-Events. In Ahlen, der zweitletzten Station der Münsterland-Tour des „Musik-Convoys“, hätten nach mehrmonatiger intensiver Planung besonders viele mitgemacht, stellte er fest und lobte die Kooperation mit dem Bürgerzentrum. Und dass das Programm tatsächlich qualitativ ansprechend war, bewiesen vor allem diejenigen Besucher, die nicht nur gezielt zu einem Auftritt gekommen waren, sondern über sechs Stunden lang, nur unterbrochen durch kurze Aufwärmphasen im Büz, der Kälte trotzten. So mancher war nämlich gekommen, um die gesamte Open-Air-Veranstaltung bei fast winterlichen Temperaturen mitzuerleben.

Zauberer Marcello
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