Ahlener „Covid-Drive-In-Zentrum“ in Betrieb
Schnelltest als gefragte Momentaufnahme
Ahlen
Großer Ansturm gleich zum Start: Das Covid-Schnelltestzentrum am Ahlener Wersestadion hat am Dienstag seinen Betrieb aufgenommen. Die Fahrzeuge standen am Drive-In-Schalter Schlange, aber die Abfertigung lief zügig.
Die ersten Testwilligen stehen bereits vor dem Tor, da nimmt Maximilian Moneck noch den letzten Feinschliff an der Technik vor. Der Ahlener, gemeinsam mit Benedikt Bartscher Geschäftsführer der Senbax Computer GmbH, hat eigens für das Covid-Schnelltestzentrum am Wersestadion ein Programm geschrieben, um den zügigen wie datenschutzkonformen Ablauf zu gewährleisten.
Seit Matthias Bußmann am Wochenende bekanntgegeben hat, das per Pkw durchfahrbare Zentrum gemeinsam mit dem Mobilen Institut für Gesundheitsausbildung (MIGA) aufbauen zu wollen, ist das Interesse groß. „Allein 230 Online-Anmeldungen waren es am ersten Tag“, sagt der Apotheker. Bis zum Start am Dienstag um 14 Uhr zählte er fast 300. Hinzu kommen die vielen Passanten, die spontan von der August-Kirchner-Straße auf den Parkplatz abbiegen.
Eine Online-Anmeldung ist kein Muss
Ja, es funktioniere auch ohne Online-Formular, bestätigt der Ahlener Arzt Markus Koyro, bevor er die ersten Abstriche vornimmt: „Es gibt noch immer genug Menschen, die über kein Internet verfügen und auch lieber bar bezahlen.“ Für die halten Franz Bußmann und Jan Anton im Empfangszelt ein desinfiziertes Kästchen parat, das an einer Holzlatte befestigt ist und in die vorbeifahrenden Autos gereicht werden kann. Sie gehören zu einer Freiwilligen-Gruppe aus den Reihen der Ahlener Sportgemeinschaft (ASG), den „Kleinstadt-Techno“-Machern und dem Veranstaltungsservice von Stephan Baukmann. Gerade Letztere sind froh, nach Monaten ohne Aufträge wieder etwas Sinnvolles tun zu können.
Noack: „Verantwortungsvoller Umgang“ sinnvoll
Als Gesundheitsbeauftragte der Stadtverwaltung schaut Daniela Noack dem Team zur Mittagszeit noch beim letzten Testlauf über die Schulter. „Wir begrüßen die Einrichtung des Schnelltestzentrums“, sagt sie und rät zu „verantwortungsvollem Umgang“. Niemand solle sich in einer trügerischen Sicherheit wiegen.
Er habe durchaus auch kritische Rückmeldungen erhalten, verweist Matthias Bußmann auf Kommentare im Netzwerk „Facebook“. Doch dass es sich um eine „rein kommerzielle Kiste“ handele, könne er guten Gewissens verneinen. Schließlich biete das Team einen umfangreichen Service an. „Wir sind froh, wenn wir kostendeckend bleiben. Die Preise für so einen Schnelltest liegen zwischen 29 und 72 Euro. Da sind wir mit 35 bis 40 Euro im moderaten Rahmen.“ Darüber hinaus werde jedem Getesteten geraten, sich – auch mit negativem Ergebnis – direkt wieder nach Hause zu begeben, Kontakte zu meiden und die Hygieneregeln zu befolgen. Ein Schnelltest sei eine Momentaufnahme und kein Freifahrtschein für ungehemmte Festtagsbesuche.Covid-Schnelltestzentrum am WersestadionChristian Wolff
Wer den Parkplatz am Wersestadion ansteuert, muss nicht alleine im Fahrzeug sein. „Es können auch gleich zwei Personen getestet werden“, erklärt Arzt Markus Koyro. „Wir verteilen Barcodes und eine persönliche Testnummer. So lassen sich die Ergebnisse, die aus Gründen des Datenschutzes ohne Namen versendet werden, später genau zuordnen.“
Die Abstrichprobe wird innerhalb von 60 Minuten ausgewertet und das Ergebnis an die zuvor registrierte Mailadresse übermittelt. „Wenn es nicht anders möglich ist, rufen wir die Getesteten auch an“, verspricht Apotheker Matthias Bußmann.
Bei einem positiven Testergebnis werden die Daten direkt an das für den Getesteten zuständige Gesundheitsamt übermittelt. Der Betroffene muss sich sofort in häusliche Quarantäne begeben. Ein PCR-Test ist zusätzlich notwendig – über den Hausarzt oder am Feiertag über die Notarztpraxis. Wer zuständig ist, klärt das Gesundheitsamt durch einen persönlichen Anruf. Bis dahin sind alle Kontakte zu meiden.
Stellt sich das Ergebnis als negativ heraus, passiert nichts. Es bedeutet lediglich, dass der Getestete zum Zeitpunkt der Probenentnahme nicht infiziert war.
Auch Menschen von auswärts kommen
„Es kommen auch Menschen, die gar nicht in Ahlen oder im Kreis Warendorf wohnen“, hat Koyro bereits am ersten Tag festgestellt. „Das nächste Zentrum ist in Münster.“ Aber dort gehe es nicht per Pkw, sondern zu Fuß hindurch, was länger dauere, da mehr desinfiziert werden muss. Generell, das zeigt sich am Dienstagnachmittag, kommen die meisten angesichts der bevorstehenden Festtage. „Ich mache das nicht, weil ich jetzt allen Verwandten um den Hals fallen will“, sagt eine Ahlenerin, die bei heruntergelassener Seitenscheibe mit Mundschutz und Barcode in der Hand auf ihren Abstrich wartet. „Es geht mir darum, dass ich dem kleinen innerfamiliären Kreis, mit dem ich Weihnachten verbringe, etwas entspannter entgegentreten kann.“ Dass sie sich dennoch jederzeit infizieren könne, sei ihr sehr wohl bewusst.
Das Ahlener Covid-Schnelltestzentrum hat Heiligabend noch bis zur Mittagszeit geöffnet, macht über die Weihnachtstage Pause und startet am Montag, 28. Dezember, wieder durch. „Wahrscheinlich machen wir auch bis ins neue Jahr weiter“, wagt Bußmann bereits einen Blick voraus.
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