Steigende Corona-Fallzahlen in Ahlen
Schwerpunkt liegt im Südosten
Ahlen
Die zuletzt wieder deutlich gestiegenen Corona-Fallzahlen in Ahlen lassen erste Rufe nach Gegenmaßnahmen laut werden. Kreis und Kommunalpolitik sind besorgt.
Es ist erst einen Monat her: Nur noch einen einzigen aktiven Corona-Fall gab es offiziell am 14. Juli in der Wersestadt, die Sieben-Tage-Inzidenz war auf Null gefallen. Doch wer geglaubt oder auch nur gehofft haben sollte, die Pandemie sei damit vor Ort ausgestanden, hat sich definitiv zu früh gefreut. Seit drei Wochen steigt die Kurve wieder kontinuierlich an. Am vergangenen Wochenende wurden kreisweit 26 Neuinfektionen registriert, davon die Hälfte allein in Ahlen. Ihnen standen neun Gesundmeldungen gegenüber. Im Saldo galten 56 Ahlenerinnen und Ahlener als akut infiziert.
Wieder höchste Inzidenz im Kreis
Die Fallzahl – am 3. August betrug sie 25 – hatte sich also innerhalb von einer Woche mehr als verdoppelt und wieder den Stand von Anfang Juni erreicht, als die dritte Welle noch im Abflauen war. Die lokale Inzidenz hat sich im gleichen Zeitraum sogar vervierfacht, sie liegt aktuell bei 81,9 – damit hat Ahlen erneut die Spitzenposition im Kreis Warendorf eingenommen, der im Durchschnitt auf einen Wert von 33,5 kommt und sich so allmählich auch schon wieder der nächst höheren Inzidenzstufe 2 (35,1 bis 50) nähert, deren Erreichen die Rückkehr zu strengeren Kontaktbeschränkungen nach sich ziehen würde.
Gabriele Hoffmann, Leiterin des Ordnungsamts der Stadt Ahlen, stellt nüchtern fest: „Ich denke, die vierte Welle rollt auch auf uns zu.“ Sie habe aber noch die Hoffnung, dass diese frühzeitig gebrochen werden könne, unter der Voraussetzung, dass die Impfkampagne nicht weiter ins Stocken gerate. Wer sich bislang noch nicht habe impfen lassen, sollte dies jetzt schnellstmöglich tun, schließt sich Gabriele Hoffmann dem eindringlichen Appell an, den Bürgermeister Dr. Alexander Berger bereits Ende vergangener Woche an die Bevölkerung gerichtet hat.
Landrat: Bei Migranten um Akzeptanz werben
Die Forschung nach den Ursachen für die jüngste Entwicklung gestaltet sich nach den Worten der städtischen Rechtsdirektorin schwierig. Wo sie sich angesteckt haben könnten, wüssten die meisten Infizierten in der Regel selbst nicht. Erkennbar sei aber, dass das Virus innerhalb größerer Familien, die unter einem Dach lebten, fast zwangsläufig weitergegeben werde, sobald ein Angehöriger infiziert sei.
Reiserückkehrer aus Hochrisiko- oder Virusvariantengebieten spielen laut Gabriele Hoffmann für das Infektionsgeschehen bisher nur eine untergeordnete Rolle. Anfang Juli habe es drei Fälle in Ahlen gegeben. „Aber im Moment“, so Hoffmann, „ist das für uns kein Thema.“
Heinrich Artmann (FWG)
Landrat Dr. Olaf Gericke hatte am Samstag in einem Zeitungsinterview zum wiederholten Mal darauf hingewiesen, dass sich in Ahlen erkennbar überproportional viele Menschen mit Migrationshintergrund mit Corona anstecken würden. „Wir müssen auf diese Kulturkreise noch stärker zugehen und um Akzeptanz für die Regeln und die Impfung werben“, erklärte Gericke. Die Impfquote sei in bestimmten Wohnquartieren immer noch zu gering. Kreissprecher Felix Höltmann bestätigte am Mittwoch auf Anfrage unserer Zeitung, dass der Schwerpunkt der Neuinfektionen im Ahlener Südosten liegt. Neun Fälle ließen sich auf eine größere Hochzeitsfeier zurückführen, die allerdings außerhalb des Kreisgebietes stattgefunden habe, so Höltmann.
Die Ahlener Kommunalpolitik ist alarmiert. Der Vorsitzende der Freien Wählergemeinschaft (FWG), Heinrich Artmann, sagt: „Wir müssen uns mal Gedanken machen, was wir unternehmen, um die Zahlen wieder runterzukriegen.“ Ahlen treibe die Inzidenz im Kreis erneut hoch, dem gelte es Einhalt zu gebieten. „Sonst sind wir bald wieder die Schmuddelkinder, so ein Image brauchen wir nicht“, findet der FWG-Chef deutliche Worte. Unvorstellbar ist für ihn, dass sich am 18. und 19. September beim „Pöttkes- und Töttkenmarkt“ tausende von Besuchern durch die Fußgängerzone schieben. „Hamm hat den Stunikenmarkt bereits abgesagt“, stellt Artmann fest.
Die Ratsfraktion der Grünen fordert derweil die Ausstattung aller Ahlener Schulen mit Luftfilteranlagen.
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