Ahnenforscher mit Bücherfund
Spur aus Danzig führt nach Ahlen
Ahlen / Danzig
Gibt es in Ahlen noch Nachfahren von Bruno Paul Zaremba und Gertrud Rosenberg? Ein Mann aus Danzig möchte einen Bücherfund an die Familie zurückgeben.
Nur ein paar Koffer, vielleicht einen Handwagen – mehr konnten sie nicht mitnehmen. Das, was die Menschen aus den früheren deutschen Ostgebieten bei Flucht oder Vertreibung bei sich hatten, war höchstens so viel, wie sie tragen konnten. In den meisten Fällen war der übrige Besitz für immer verloren. Jetzt sucht ein Bewohner der heute polnischen Stadt Danzig die ursprünglichen Besitzer eines historischen Buchfundus. Und seine Recherchen führen nach Ahlen.
Der Mann, der für den Polen als „Antenne“ fungiert, heißt Markus Breyer. Als Ansprechpartner im Bereich der Ahnenforschung steht er dem „Bund der Danziger“ schon geraume Zeit bei. Doch jene Anfrage des Danzigers, die er vor einiger Zeit erhielt, sticht unter den üblichen Forschungsaufträgen heraus: „Es geht um einen Mann, dessen Großvater ab 1945 eine Wohnung in Danzig bewohnte. Diesem sind nach der Flucht der Deutschen zum Ende des Zweiten Weltkrieges diverse deutschsprachige Bücher in die Hände gefallen“, berichtet er gegenüber unserer Zeitung. „Nun möchte die bei uns anfragende Person versuchen, diese Bücher den möglichen Nachfahren oder deren Verwandten auszuhändigen.“
Anhand der Breyer bekannten Personendaten konnte er einen kleinen Stammbaum erstellen und fand heraus, dass die Tochter einer Person, die namentlich in einem Buch als Widmung erscheint, im Jahr 1956 in Ahlen wohnhaft war. „Leider sind mir zu diesem Paar lediglich die Namen sowie Geburtsdaten bekannt“, so der Ahnenforscher.
Inzwischen hat Markus Breyer mit Dr. Knut Langewand, Leiter des Kreisarchivs Warendorf, Kontakt aufgenommen. Ihm geht es dabei um die folgenden Personen, die ihm bekannt sind: Bruno Paul Zaremba, geboren am 18. Januar 1898 in Danzig-Zigankenberg, und Gertrud Anna Louise Rosenberg, geboren am 29. September 1906 in Danzig. Sie müssen einst am Winterfeldweg 34 in Danzig-Langfuhr gewohnt haben. „Das genannte Ehepaar ist mit Datum vom 28. November 1956 in der Heimatortskartei Danzig-Westpreußen wohnhaft in Ahlen, Markt 5, registriert worden“, hat Breyer bereits herausgefunden. „Der Ehemann war wohl von Mai 1945 bis März 1948 in Kriegsgefangenschaft, was ich bisher aber nicht zu 100 Prozent verifizieren konnte.
Kreisarchivar forschte mit
Immerhin gibt es nun einen Zwischenstand, der jedoch in einer Sackgasse mündet: „Ich habe in der Meldekartei von Ahlen nach den genannten Personen recherchiert. Bruno Zaremba ist am 7. Juni 1962 in Ahlen verstorben. Seine Ehefrau ist am 27. Dezember 1984 verstorben, ebenfalls in Ahlen“, teilt Dr. Knut Langewand auf Anfrage mit. „Kinder konnte ich anhand der Meldekartei nicht ermitteln.“ Es bestehe aber die Möglichkeit, dass eventuelle Nachkommen in den Geburtenbüchern von Ahlen verzeichnet sind, sofern diese in Ahlen geboren wurden. „Im Kreisarchiv Warendorf sind die entsprechenden Bücher jedoch nur bis 1910 vorhanden.“
Der Mann, der die Bücher mit Ahlen-Bezug derzeit aufbewahrt, möchte namentlich nicht genannt werden. Über Markus Breyer teilt er jedoch mit:
„Ich will diese Bücher nicht verkaufen und auch keinen Profit daraus schlagen. Es geht mir darum, Angehörige zu finden, die diese Werke aufgrund ihrer Geschichte wertschätzen. Und wenn ich das mit Hilfe von Medien oder anderen Menschen schaffen kann, wäre das schön.“ Unter den Druckwerken befindet sich auch eine Bibel. „Diese werde ich, wenn sich niemand findet, an die Danziger Johanneskirche stiften.“
Gerne würde der „Bund der Danziger“ die Suchaktion unterstützen. Viele Vertriebene aus den deutschen Ostgebieten fanden schließlich nach 1945 ein neues Zuhause in Westfalen. Zahlreiche Häuser und Siedlungen entstanden in der Nachkriegszeit in Ahlen, während der Kontakt in die alte Heimat in den meisten Fällen über Jahrzehnte abriss. „Möglicherweise“, so Breyer, „befinden sich Verwandte oder Bekannte der besagten Danziger noch heute unter den Bürgern von Ahlen.“ Seine Hoffnung liege nun in den Lesern unserer Zeitung. „Ich bin für jeden Hinweis dankbar“, sagt er.
Markus Breyer vom Bund der Danziger nimmt Hinweise per E-Mail an ahnenforschung@danziger.info gerne entgegen.
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