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Betrachtungen zum Turiner Grabtuch

Spuren der Geißelung

Ahlen

Die Ausstellung zum Turiner Grabtuch in der St.-Marien-Kirche ist vielbeachtet. Jetzt bot sie den Rahmen für eine meditative Betrachtung.

Von Ralf Steinhorst

Was kann man aus dem Turiner Grabtuch erkennen? Die Pfarreiratsvorsitzende Carola Paulmichl gab wissenschaftliche Einblicke. Foto: Ralf Steinhorst

„Wer ist der Mann auf dem Tuch? – Eine Spurensuche“ heißt die Ausstellung zum Turiner Grabtuch in der St.-Marien-Kirche, die eine Kopie des Grabtuchs zeigt. Dass der Mann auf dem Tuch Jesus Christus sein soll, ist wissenschaftlich nicht belegbar. Aber es gibt andere Fakten, die Carola Paulmichl, Vorsitzende des Pfarreirats von St. Bartholomäus, in einer meditativen Stunde am Mittwochabend aufzeigte. Damit gab sie den Besuchern die Möglichkeit, sich dem Tuch zu nähern.

Die Kopie des Grabtuchs von Turin, das in der Ausstellung zu sehen ist, habe die gleiche Aussage wie das Original, erklärte Carola Paulmichl, es lasse sich zwar nicht beweisen, dass der Mann auf dem Tuch Jesus von Nazareth sei: „Aber das, was der Mann auf dem Tuch erlitten hat, gleicht dem, was Jesus von Nazareth auf sich genommen hat.“

Leichnam eines 1,80 Meter großen Mannes

Das Tuch zeigt den Leichnam eines 1,80 Meter großen nackten Mannes in einer steifen und unnatürlichen Körperhaltung. Der Kopf ist nach vorne gebeugt, der Brustkorb gedehnt. Das rechte Bein ist ausgestreckt, das linke leicht angewinkelt. „Die Wunden sind die eines gegeißelten und ans Kreuz genagelten Menschen“, führte Carola Paulmichl weiter aus. So sind 120 Wundmale als Spuren der Geißelung zu sehen. Die Geißel, auch Peitsche genannt, bestand aus mehreren Riemen mit doppelten miteinander verbundenen Metallkugeln. Der Gekreuzigte auf dem Tuch weist an den Schultern Schürfwunden auf, die vermutlich beim Tragen eines Kreuzes entstanden sind: „Der Mann auf dem Tuch wurde sowohl gegeißelt als auch gekreuzigt.“

Kleinere Blutgerinnsel

Feststellbar sind auch zahlreiche kleinere Blutgerinnsel am Hinterkopf bis zum Haaransatz an der Stirn. Das legt die Vermutung nahe, dass der Mann einen haubenartigen Gegenstand aus Dornengestrüpp getragen hat. Wunden an Händen und Füßen belegen außerdem, dass der Mann mit Händen und Füßen an ein Kreuz genagelt wurde. Übermenschliche Anstrengungen, unerträgliche Schmerzen, verschiedene Schockzustände, wahrscheinliches Ersticken, Kreislaufversagen und ein Herzinfarkt dürften das Sterben beschleunigt haben, bilanzierte Carola Paulmichl: „Der Mann auf dem Tuch hat Unsägliches erlitten.“

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