Comedienne Senay Duzcu in der Stadthalle
Teilzeit-Feministin mit ADHS
Ahlen
„Kleine Kunst und Kabarett“ heißt die Reihe der Kulturgesellschaft, in deren Rahmen die Kölner Comedienne Senay Duzcu am Samstagabend in der Stadthalle spielte. Sie bewies: Die Zeit ist mehr als reif für türkische Frauen auf der großen Bühne.
Das Leben zwischen den Kulturen, der Spagat zwischen türkisch und deutsch - ein Thema für Lehrer und Sozialpädagogen, ein Problem, dem immer wieder mit Programmen und Projekten begegnet wird. Aber was, wenn das gar kein Problem ist, sondern Grundlage für ein ziemlich witziges Bühnenprogramm?
Das lieferte Senay Duzcu am Samstagabend auf Einladung der Kulturgesellschaft im Vorfeld des Weltfrauentags. Mit „Drama Türkin“ kam alles zur Sprache, was das Leben zwischen türkischer Großfamilie, multikultureller Studi-WG und Arbeit in einem deutschen Geldinstitut so ausmacht.
Duzcu in Duisburg geboren
In der viertgrößten Stadt der Türkei sei sie geboren worden, stellte die Wahl-Kölnerin sich vor: „In Duisburg.“ Dort finde man dank Bio-Navi immer dorthin zurück, wo die Türken wohnen. Bio-Navi? Na, die Spur der Sonnenblumenkern-Schalen natürlich: „Kennen Sie das hier in Ahlen auch? “
Ihre deutsch-türkische Stand-up-Reise (nicht Strip up!) führte Senay von Alltagsrassismus („Sie sprechen aber gut deutsch. Und Sie sehen gar nicht aus wie eine Türkin“) zu Alltags-Frauenthemen („Eine Frau träumt nicht von einem Prinzen, sie träumt davon, alles essen zu können, ohne zuzunehmen“).
Passend zum Weltfrauentag klärte sie auch auf, warum ihre Mama als gute türkische Ehefrau immer zwei Meter hinter ihrem Mann geht: damit sie nämlich unbemerkt ins nächste Geschäft zum Shoppen abbiegen kann. Und außerdem habe sie gehört, dass in Deutschland immer noch unentdeckte Bomben in der Erde liegen.
Neben allem Witz und aller Scharfzüngigkeit sprach aus Senay Duzcu auch das Herz, als sie alle Frauen ermutigte, sich selbst zu lieben, sich nichts bieten zu lassen und Zusammenhalt zu praktizieren. Großer Applaus war ihr Lohn für diesen gelungenen Abend.
Luft nach oben in den Gremien
VHS-Leiterin Nadine Köttendorf hatte zuvor in ihrer Begrüßung zu der Kooperationsveranstaltung von VHS, Kulturgesellschaft, Familienbildungsstätte und Gleichstellungsbeauftragten auf die Männerquote im Saal verwiesen und sie auf etwa 20 Prozent geschätzt. In politischen Gremien sei das genau andersherum und deswegen für Frauen „noch Luft nach oben“. Sie appellierte deswegen an die Frauen, sich mehr einzubringen und ihr Licht nicht unter den Scheffel zu stellen.
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