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Nachbildung des Turiner Grabtuchs in der Marienkirche

Wissenschaft und Glaube im Dialog

Ahlen

Die Ausstellung „Wer ist der Mann auf dem Tuch? Eine Spurensuche“ ist seit Sonntag in der Marienkirche zu sehen. Die von den Maltesern kuratierte Wanderausstellung zeigt eine Kopie des Turiner Grabtuches in Originalgröße sowie weitere Exponate, darunter die Nachbildung einer Dornenkrone.

Von Dierk Hartleb

Pfarrer Dr. Ludger Kaulig, Adelheid von Aulock und Carola Paulmichl (v.l.) begrüßten die zahlreichen Besucher des Gottesdienstes zur Eröffnung der Ausstellung mit dem Turiner Grabtuch. Foto: Dierk Hartleb

Die Frage „Wer ist der Mann auf dem Grabtuch? Eine Spurensuche“ steht auch in Ahlen über der Ausstellung, die am Sonntagmorgen in der Marienkirche eröffnet wurde. Gezeigt wird eine Kopie des weltberühmten Turiner Grabtuchs, das das Abbild eines Mannes in Vorder- und Rückansicht zeigt. Von vielen Gläubigen wird es als das Tuch verehrt, in dem Jesus von Nazareth nach seiner Kreuzigung begraben wurde. Wissenschaftlich lässt sich dieser Nachweis allerdings nicht führen, wie Adelheid von Aulock als Kuratoriumsmitglied der von den Maltesern entwickelte Ausstellung in ihrer Rede ausführte. Sie verwies darauf, dass die Kreuzigung als Strafe von 300 vor bis 300 nach Christus praktiziert wurde.

Pfarrer Dr. Ludger Kaulig

In seiner Predigt hatte Pfarrer Dr. Ludger Kaulig zuvor Bezug auf das Matthäus-Evangelium (4.18 ff) genommen, in dem geschildert wird, wie Jesus am Galiläischen Meer die Fischer Pe­trus und Andreas mit den Worten aufforderte: „Folget mir nach, ich will euch zu Menschenfischern machen!“ Kaulig fragte die Anwesenden, wie sie mit einer so direkten Aufforderung heute umgehen würden, und fuhr fort: „Am Anfang steht das Jesus-Ja zu unserem Elend.“

Requisiten für eine Kreuzigung

Adelheid von Aulock stellte klar, dass die Naturwissenschaft bislang nur den Nachweis erbracht habe, dass es sich um das Leichentuch ei­nes Mannes handele. In der begleitendenden Ausstellung werden die angewandten wissenschaftlichen Methoden, mit denen das Leichentuch untersucht worden ist, anschaulich dargestellt. Kernstücke der Ausstellung sind eine originalgetreue Nachbildung des Tuchs sowie die Nachbildung eines Korpus‘, der aus einer 3D-Betrachtung der Spuren am Tuch gefertigt wurde. Des Weiteren werden in Vitrinen eine Dornenhaube und Nägel gezeigt, die zur damaligen Zeit bei einer Kreuzigung Verwendung fanden. Insgesamt umfasst die Präsentation 25 Informationsstelen und sieben Vitrinen.

Bis zum 7. März ist die Ausstellung zum Turiner Grabtuch in der Marienkirche zu sehen. Foto: Dierk Hartleb

Wissenschaftliche Erkenntnisse sind nur die eine Seite der Medaille. Die andere Seite haben Päpste mit Sätzen wie diesen beschrieben: „Das Turiner Grabtuch ist eine Herausforderung an unseren Verstand“, stellte Johannes Paul II. fest. Für Benedikt XVI. bedeutete die Betrachtung des „heiligen Leinens“ die Möglichkeit, mit „den Augen des Glaubens“ das „Licht einer neuen Hoffnung zu erheischen“. Und Franziskus sieht in dem Grabtuch das Gesicht von Männern und Frauen, die vom Leben verletzt und in ihrer Würde missachtet und vom Leid durch Krieg und Gewalt gezeichnet sind. Und zugleich sieht er die Faszination des Grabtuches darin, dass es einlade, „Jesus von Nazareth zu betrachten“. Ausdrücklich dankte Adelheid von Aulock Carola Paulmichl, die sich als Mitglied des Pfarreirates dafür eingesetzt hat, die Ausstellung nach Ahlen zu holen.

Jeden Sonntag zwei Führungen

Diese ist nun bis zum 7. März zu sehen und montags, dienstags, donnerstags und freitags jeweils von 15 bis 17 Uhr, mittwochs und samstags von 10 bis 13 Uhr geöffnet. Öffentliche Führungen finden sonntags um 15 und 16 Uhr statt. Über die zahlreichen Begleitveranstaltungen informiert die Homepage menschen-leben-kirche.de.

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