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Entwidmung des Paul-Gerhardt-Hauses

Auf den Abschied folgt eine neue Aufgabe

Walstedde

Mehr als drei Jahrzehnte hat das Paul-Gerhardt-Haus den evangelischen Christen in Walstedde eine Heimat geboten. Nun wurde es entwidmet. Die Stadt hat das Gebäude am Böcken gekauft und plant, ihm eine neue Aufgabe zu geben.

Von Simon Beckmannund

Zum letzten Gottesdienst im Paul-Gerhardt-Haus waren noch einmal viele Besucher gekommen. Nach und nach brachten die Presbyter die liturgischen Geräte aus der Kirche hinaus, die damit entwidmet wurde. Foto: Simon Beckmann

Mehr als drei Jahrzehnte bildete das Paul-Gerhardt-Haus eine Heimat für die evangelischen Christen im Lambertusdorf. Doch das ist nun vorbei: Am Sonntagvormittag wurde das Kirchengebäude entwidmet.

Zahlreiche Mitglieder der evangelischen Kirchengemeinde Ahlen, zu der Walstedde seit dem Jahr 2007 gehört, und einige Gäste – darunter auch Bürgermeister Carsten Grawunder – wohnten dem letzten Gottesdienst bei und nutzten die Gelegenheit, um persönlich beim Abschied dabei zu sein.

„Es ist ein schmerzlicher Einschnitt für eine Gemeinde, die hier bisher ihren Ort hatte, und es war ein schmerzlicher Beschluss, den das Presbyterium im Dezember 2020 gefasst hat – wohlwissend und selbst spürend, wie traurig die Konsequenzen sind“, betonte Pfarrer Markus Möhl zu Beginn und ergänzte: „Umso mehr begehen wir diesen Gottesdienst mit dem Vertrauen auf Gottes Gegenwart. Er wird da sein, wo auch immer wir Gottesdienst feiern.“

Kostbare Erfahrungen und Begegnungen

Danach übernahm Dr. Tilman Walther-Sollich, Synodalassessor des Kirchenkreises Hamm, das Wort und erklärte, dass der demografische Wandel, veränderte Bedarfe und natürlich auch die Finanzen zu der schweren Entscheidung geführt hätten, das Paul-Gerhardt-Haus zu verkaufen. „Sie verdienen Respekt, dass Sie dies als Gemeinde mitgetragen haben“, entgegnete er und erinnerte im Anschluss an die „kostbaren Erfahrungen und Begegnungen“, die in den vergangenen 36 Jahren in den Räumlichkeiten gesammelt worden seien und stattgefunden hätten: „Das kann Ihnen keiner nehmen.“

Nun sei allerdings die Zeit des Abschieds und für einen neuen Weg gekommen. „Wir ermöglichen heute, dass dieses Haus eine neue Aufgabe bekommt – und die soll von ihrer bisherigen gar nicht so weit entfernt sein“, sagte Walther-Sollich. Es spiele nämlich keine Rolle, was außen dran stehe. „Ob evangelisches Haus oder Gebäude der Stadt Drensteinfurt: Diese Einrichtung soll weiterhin ein Haus für Menschen und die Dorfgemeinschaft sein.“

Dr. Tilman Walther-Sollich

In die gleiche Kerbe schlug Bürgermeister Carsten Grawunder. „Gemeinschaft braucht einen Ort, und dieser Ort wird uns hier erhalten bleiben“, betonte das Stadtoberhaupt. „Wir werden eine gute Nutzung finden und auch Ihnen einen Raum anbieten, in dem Sie sich treffen, Erinnerungen austauschen und Gemeinschaft neu leben können“, versprach er. Ebenso erläuterte er, dass es die Idee gebe, die beiden Kindergärten und die Grundschule einzubinden, damit auch eine generationenübergreifende Gemeinschaft entstehen könne.

Bibel, Altarkerzen und Co. werden in einer Truhe aufbewahrt, bis es für sie eine neue Möglichkeit der Nutzung gibt. Foto: Foto: Simon Beckmann

Pater Johny überbrachte unterdessen Worte des Bedauerns seitens der katholischen Kirchengemeinde St. Regina. „Heute geht eine Ära christlicher, räumlicher Nachbarschaft zu Ende. Dafür gilt Ihnen unser Mitgefühl und unser Verständnis“, richtete sich der Geistliche an die Anwesenden. Die evangelischen Gemeindeglieder würden mit dem Paul-Gerhardt-Haus ein Zentrum verlieren, in dem hervorragende Arbeit in allen Bereichen des kirchlichen und sozialen Lebens geleistet worden sei.

Evangelischer Gottesdienst in katholischer Kirche

Gleichzeitig warf Pater Johny einen Blick in die Zukunft, in der einmal monatlich ein evangelischer Gottesdienst in der katholischen Lambertus-Kirche gefeiert werden soll. „Wir werden unser Bestes geben, den ökumenischen Gedanken weiterzutragen, damit Sie sich bei uns zuhause fühlen werden“, versicherte er.

Abschließend erinnerte Helga Hintzke-Hartwig an die Anfänge des Paul-Gerhardt-Hauses. „Unser besonderer Dank gilt Werner Schulz und Walter Gollan, die sich damals mit unglaublichem Engagement und Sachverstand für die Entstehung und Finanzierung dieses Hauses eingesetzt haben.“ Danach ging die Presbyterin auf die zahlreichen Gruppen wie etwa den Kirchen- und den Posaunenchor ein, die die Räumlichkeiten in den vergangenen 36 Jahren genutzt hätten. Ebenfalls blickte sie auf die unzähligen Gottesdienste und „schönen“ Gemeindefeste zurück. „Als ich mit meiner Familie vor rund 30 Jahren hierhin zog, fanden wir ein lebendiges und vielfältiges Gemeindeleben vor.“ Im Laufe der Zeit sei es im Haus allerdings ruhiger geworden. „Auch, wenn das Paul-Gerhardt-Haus nun als Kirchengebäude geschlossen ist und die Trauer darum bleibt, verabschiedet sich die Gemeinde nicht“, machte die Presbyterin klar. „Wir können in Ahlen eine neue kirchliche Heimat finden.“

Helga Hintzke-Hartwig

Gegen Ende des Gottesdienstes wurde es dann ernst: Die Presbyter trugen die liturgischen Geräte wie etwa die Bibel, Altarkerzen und die Taufschale nach draußen und verstauten diese in einer Truhe. „Diese Gegenstände werden gelagert, bis sie eine neue Verwendung in einer anderen Kirche bekommen“, erörterte Pfarrer Möhl, bevor er alle Anwesenden noch zu einem gemütlichen Beisammensein im Garten einlud.

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