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Stadt will CO₂-Neutralität bis 2040 erreicht haben

Die Klima-Stoppuhr läuft

Drensteinfurt

Das Datum ist gesetzt: Bis zum Jahr 2040 soll die Stadt Drensteinfurt klimaneutral sein. Ein Zeitraum von 17 Jahren, in denen allerdings noch einige Maßnahmen in Gang gesetzt – und finanziert – werden müssen.

Von Dietmar Jeschke

Mit Photovoltaik allein lässt sich der wachsende Energiebedarf in Drensteinfurt,  Rinkerode und Walstedde nicht decken. Die Stadt will daher auch das Thema Windkraft verstärkt in den Fokus rücken.  Foto: Paul Brockötter

10,8 Tonnen Kohlenstoffdioxid: Genauso groß ist – zumindest statistisch betrachtet – der „Klimafußabdruck“ eines jeden deutschen Bürgers. Das soll sich aber ändern. Denn laut Klimaschutzgesetz des Bundes soll Deutschland spätestens im Jahr 2045 klimaneutral sein – bei einem dann noch maximalen CO₂-Ausstoß pro Kopf von etwa einer Tonne.

Dass dies immer noch eine ganze Menge ist, verdeutlichte der städtische Klimaschutzmanager Sebastian Schröder am Montagabend im Ausschuss für Stadtentwicklung, Bau und Umwelt mit einem durchaus plastischen Beispiel. Denn eine Tonne schädliches Klimagas entspricht einem Volumen von über 500 Kubikmetern oder einem Würfel von etwa acht Metern Kantenlänge. „Es geht darum, den Klimafußabdruck deutlich zu reduzieren“, schilderte Schröder. Und das nicht nur in städtischen Einrichtungen und im kommunalen Fuhrpark, sondern auch in privaten Bereichen. Die Rahmenbedingungen dafür seien vor Ort jedoch überaus gut. „Aber es werden durchaus einige Maßnahmen auf uns zukommen“, so Schröder.

Umstellung des Fuhrparks

Um die Rolle der Kommune als Vorreiter in Sachen Klimaschutz zu betonen, hat sich die Stadt nun ein Ziel gesteckt, das deutlich über das der Bundesregierung hinausgeht. Spätestens 2040 – und damit fünf Jahre vor dem Rest der Republik – soll die Klimaneutralität erreicht sein. Und bereits bis zum Jahr 2035 soll die kommunale Fahrzeugflotte mehr oder weniger komplett emissionsfrei laufen. „Die Umstellung des Fuhrparks ist innerhalb von zwölf Jahren zu schaffen“, schilderte Schröder. Die Ausnahme bildeten dabei zumindest einstweilen einige „Großfahrzeuge“, wie sie etwa seitens des Bauhofes oder der Feuerwehr benötigt werden. Denn für diese „Gewichtsklasse“ seien zumindest aktuell keine emissionsfreien Alternativen in Sicht.

Klimaschutzmanager Sebastian Schröder

Einige Probleme bereiten dürfte dazu die ökologische Umrüstung älterer städtischer Gebäude. Denn die, so der Klima-Experte weiter, sei schlichtweg mit hohem Aufwand und dazu mit enormen Kosten verbunden. Und beides lasse gemäß Zielvorgabe nicht mehr lange auf sich warten. Denn bei 35 kommunalen Liegenschaften müssten quasi ab sofort pro Jahr mindestens drei Gebäude auf zumindest annähernd klimaneutralen Standard gebracht werden.

Eine weitere Herausforderung: Gerade für große Gebäudekomplexe, wie etwa für die bereits ins Auge gefasste Teamschule samt Dreingau-Halle, gebe es in Sachen Wärmepumpe und Co. bislang eigentlich keine adäquaten technischen Lösungen. Aber: „Irgendwo müssen mir anfangen“, betonte Schröder, der diesbezüglich nicht nur für den weiteren Ausbau der Solartechnik warb. Denn um den kompletten und gemäß Klimastrategie weiter wachsenden Strombedarf in der Stadt zu decken, reichten selbst PV-Anlagen auf allen Hausdächern nicht aus. Entsprechend gelte es, auch die Windkraft verstärkt in den Fokus zu rücken.

Gas und Öl sind nach wie vor die Hauptenergieträger, wenn es ums Heizen geht. Das soll sich aber in den kommenden Jahren sukzessive ändern.  Foto: Dietmar Jeschke

Eine wesentliche Voraussetzung, um die angepeilte  CO₂-Neutralität tatsächlich zu erreichen, sei dazu die Beteiligung der Bevölkerung. „Das Wichtigste ist, dass wir die Bürger mitnehmen“, erklärte der Klimaschutzmanager auch mit Blick auf die Tatsache, dass von den rund 10.000 im Stadtgebiet zugelassenen Kraftfahrzeugen immer noch rund 97 Prozent mit fossilen Brennstoffen betrieben werden. Dazu sei der private Gebäudebestand im Stadtgebiet relativ alt und in großen Teilen energetisch sanierungsbedürftig.

„Kommunale Wärmeplanung“

Der Stadt komme dabei künftig auch eine gesetzlich geregelte Steuerungsfunktion – namentlich in Form der „kommunalen Wärmeplanung“ – zu. Dazu könnten Konzepte gehören, wie sie zurzeit in Walstedde in Form einer eigenen Energiegenossenschaft angestoßen werden.

Letztendlich, so Schröder weiter, beginne Klimaschutz schon im vermeintlich „Kleinen“. So etwa bei der Vermeidung überflüssiger Verkehre, beim Ausbau des Radverkehrs oder aber bei der Förderung von Dach- und Fassadenbegrünungen. Um die Bürger dabei wie angeregt tatsächlich „mitzunehmen“, sollen künftig vermehrt Info-Veranstaltungen und besondere Aktionen stattfinden.

Stefan Gengenbacher (Grüne)

Ein Vorgehen, das CDU-Fraktionsvorsitzender Markus Wiewel durchaus begrüßt. Auch deshalb, weil die Umsetzung von rein kommunalen Förderprogrammen nicht nur aufwendig, sondern auch finanziell schwierig sei. „Hier ist es besser, den Bürgern entsprechende Möglichkeiten aufzuzeigen“, sagte Wiewel. Das sieht auch die Verwaltung so. „Die Bürger erwarten, an die Hand genommen zu werden“, erklärte Bauamtsleiter Christoph Britten.

Als „ganz gut“, sagte Fraktionsmitglied Stefan Gengenbacher, werten die Grünen den ersten, wenn auch noch etwas abstrakten Aufschlag des kommunalen Klimaschutzkonzepts. „Es bleibt wenig Zeit. Und es braucht viel Geld“, ergänzte Gengenbachers Fraktionskollege Oliver Buchholz. „Aber es ist gut angelegtes Geld. Und was bleibt uns anderes übrig, als diesen Weg nun zu gehen?“

Stadt wünscht sich Klimabeirat

Ähnlich sieht das die CDU-Fraktion. „Es wird definitiv eine Menge Geld kosten“, bestätigte Ratsmitglied Werner Schmidt. „Aber wir kommen nicht drumherum und müssen es ausgeben.“ Rückhalt gab es zudem seitens der SPD. Ausschussmitglied Brigitte Heitbaum regte diesbezüglich einen Blick in Richtung der „Klimakommune Saerbeck“ an, in der bereits zahlreiche themenrelevante Projekte realisiert worden sind, über die im Internet vieles zu erfahren sei.

In der kommenden Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses soll das Thema noch einmal zur Sprache kommen. Bis dahin möchte die Verwaltung erfahren, ob die Politik ihrer Anregung folgt, um – ähnlich wie beim Radwegekonzept – nun auch einen städtischen Klimabeirat zu gründen.

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