1. www.wn.de
  2. >
  3. Münsterland
  4. >
  5. Drensteinfurt
  6. >
  7. Drensteinfurt Seebrücke Ukraine Mahnwache

  8. >

Ein Jahr Mahnwachen vor der Alten Post

Die Werte Europas verteidigen

Drensteinfurt

Was einst mit einer großen Kundgebung vor dem Kulturbahnhof begann, das setzt die Seebrücke-Gruppe mit wöchentlichen Mahnwachen vor der Alten Post fort. Und dies nun seit einem Jahr. Dazu hatte die Gruppe eine besondere Veranstaltung organisiert.

Von Angelika Knöpker

Nach der Mahnwache wurde ein deutsch-ukrainisches Buffet gereicht, das auch dem Bürgermeister schmeckte. Foto: Angelika Knöpker

Seine Bestürzung über den immer noch tobenden Krieg in der Ukraine hat Bürgermeister Carsten Grawunder am Sonntag zum Ausdruck gebracht. Anlässlich einer Aktion der Seebrücke-Gruppe zum einjährigen Bestehen der Mahnwachen sprach er den ukrainischen Familien vor Ort und in deren Heimat sein Mitgefühl aus.

Aktuell leben rund 250 Menschen aus der Ukraine in Drensteinfurt, von denen viele zum Aktionstag in die Alte Post gekommen waren. Der Bürgermeister überraschte mit der brandaktuellen Neuigkeit, dass das Unternehmen Rheinmetall in der Ukraine Panzer herstellen möchte. Er dankte den Akteuren der Seebrücke für ihr ungebrochenes Engagement in schweren Zeiten.

Fotos, Plakate und ein Gästebuch

Jürgen Blümer, Raphaela Blümer, Bettina Reher und Birgit Laubrock vom Organisationsteam hatten großartige Arbeit geleistet, den Saal mit Fotos vergangener Aktionen geschmückt und Plakate in den Farben der Ukraine aufgehängt. Als Zeichen der Solidarität konnten sich die Besucher, zu denen auch Vertreter aller Ratsfraktionen gehörten, in ein ausgelegtes Gästebuch eintragen.

Nach der Mahnwache wartete ein landestypisches Buffet auf die Gäste. Im Mittelpunkt stand dabei das ukrainische Nationalgericht „Boretsch“ mit und ohne Fleisch. Als Angebot aus deutscher Küche gab es einen Teigtaschen-Auflauf und zum krönenden Abschluss süße Köstlichkeiten aus der Ukraine.

Seebrücke-Mitglied Jürgen Blümer begrüßte Tetyana Dagovych zu einem Vortrag. Foto: Knöpker

In einem beeindruckenden Vortrag gab Tetyana Dagovych einen Einblick in die Strukturen ihres Heimatlandes Ukraine und zeigte Gründe für den widerrechtlichen Krieg auf. Die frühere Dozentin an der Uni Münster war vor 19 Jahren mit ihrer Familie nach Deutschland gekommen und ist heute in der Forschung zum Thema „Recht und Literatur“ tätig. Sie hielt ihren Vortrag zweisprachig. „Die Ukraine – eine persönliche Sicht“ betitelte sie ihre Ausführungen.

Kurs eines stabilen Friedens

Lebendig erzählte sie von ihrer Heimat Dnipro im östlichen Teil des Landes. Grünen-Sprecher Jürgen Blümer warf parallel Bilder an die Wand, die ihre Stadt vor und nach dem Einmarsch russischer Truppen zeigten. Sie bezeichnete ihr Heimatland, das flächenmäßig größer als Deutschland oder Frankreich ist, als klein, gemütlich und freundlich. Sie lobte Präsident Selenskyj für seinen Kurs eines stabilen Friedens. „Er war bereit zu Kompromissen, aber nicht zur Unterwerfung“, sagte sie.

Viele Interessierte waren in die Alte Post gekommen, um sich die Fotoausstellung anzusehen und den Vortrag zu hören. Foto: Knöpker

Putin gehe es in seinem Größenwahn nicht darum, eine Situation zu finden, in der es allen gutgehe. Ihm gehe es vielmehr darum, alle anderen zu unterdrücken. Die marode russische Wirtschaft sei ausschlaggebend für den Krieg gewesen.

„Die Ukraine ist verwundet und stark“, machte die Referentin deutlich, dass Menschen heute bereit seien, für ihr Land zu sterben. Der europäische Traum habe eine neue Bedeutung bekommen. Jetzt gehe es nicht nur darum, sich Europa anzuschließen; jetzt gehe es darum, das Europa, in dem moralische Werte ihr volle Gültigkeit entfalten, zu verteidigen.

Der eigentliche Hass, den die russische Propaganda ständig befeuere, gelte nicht der Ukraine, sondern dem angeblich dekadenten, verfallenen Europa und speziell Deutschland, da Russland den Mythos über die eigene Größe und Macht auf der Mythologisierung des Zweiten Weltkrieges aufbaue.

Startseite