Beschulung von ukrainischen Kindern
„Müssen irgendwie miteinander klarkommen“
Drensteinfurt
55 Kinder und Jugendliche, die wegen des Krieges aus der Ukraine geflüchtet sind, gehen aktuell in Drensteinfurt zur Schule. Das stellt die Einrichtungen vor Herausforderungen. Es gilt, mit Sprachbarrieren, Regelverstößen und Traumata umzugehen.
260 ukrainische Flüchtlinge leben aktuell in Drensteinfurt – davon 90 Kinder und Jugendliche. Zur Integration der ukrainischen Familien gehört auch, dass der Nachwuchs beschult wird. 55 unter 17-Jährige besuchen derzeit eine Grund- oder die weiterführende Sekundarschule. Dass das nicht immer ganz problemlos funktioniert, wurde am Donnerstagabend im Schulausschuss deutlich.
„Wir sind eigentlich überrollt worden von der Menge“, berichtete Teamschulleiterin Anja Sachsenhausen den Ausschussmitgliedern. Die Kinder bekämen in der Gruppe DaZ-Unterricht (Deutsch als Zweitsprache) und seien darüber hinaus auf die Regelklassen verteilt worden, um Anschluss zu finden. „Deshalb mussten auch schon Klassen geteilt werden.“ Die gesamte Schulgemeinschaft versuche, alle Neuankömmlinge mit offenen Armen aufzunehmen. „Wir drücken da auch ganz viele Augen zu. Aber irgendwann sind auch unsere Kapazitäten erschöpft“, bezog sich Sachsenhausen sowohl auf die personellen als auch auf die mentalen Ressourcen.
Teamschulleiterin Anja Sachsenhausen
Derzeit besuchen 34 ukrainische, aber auch 32 russische Schülerinnen und Schüler die Teamschule. Natürlich gebe es da Konflikte, die von beiden Seiten ausgingen und die in ähnlicher Form beispielsweise auch zwischen russischen, türkischen und syrischen Kindern aufträten. „Aber da tritt irgendwann auch eine Art Gewöhnungseffekt ein, am Anfang ist das weitaus häufiger vorgekommen“, so Sachsenhausen, die zudem betonte, dass es vor Ort eine „unheimlich engagierte Schulsozialarbeit“ gebe, die vieles auffange.
Dennoch seien Regelverstöße an der Tagesordnung. Denn es gebe, gerade bei den pubertierenden Jugendlichen, auch einige, „die wollen gar nicht hier sein und haben keinerlei Ambitionen, sich hier zu integrieren“, schilderte Anja Sachsenhausen. „Das kann ich sogar verstehen, und trotzdem müssen wir alle irgendwie miteinander klarkommen.“ An der Schule sei eine sogenannte „Trauma-Gruppe“ eingerichtet worden, in die ausgewählte Schülerinnen und Schüler ein Mal pro Woche freiwillig gehen könnten.
Zusammenarbeit mit dem Kreisjugendamt
Für die Grundschulen berichtete die Rinkeroder Rektorin Jutta Nienhaus, dass es auch bei den jüngeren Kindern Traumata gebe. Da man nicht über eine städtisch finanzierte Schulsozialarbeit wie die Teamschule verfüge, arbeite man an dieser Stelle mit dem Jugendamt des Kreises Warendorf zusammen, das entsprechende psychologische Beratung anbiete. Aber der Wille zur Integration sei gerade bei den Grundschülern durchaus gegeben.
„Wir versuchen, mit ganz viel Lächeln Vertrauen aufzubauen und eine Beziehung herzustellen“, so Nienhaus. „Die Kinder staunen, saugen alles auf, haben ganz viele Fragen.“ Das Zusammenleben funktioniere „halt irgendwie“, auch dadurch, dass die Schüler untereinander toll miteinander umgingen und etwa Patenschaften für die Flüchtlingskinder übernähmen.
An der KvG-Grundschule werden zurzeit neun, an der Rinkeroder Schule vier und an der Lambertusschule Walstedde acht Kinder aus der Ukraine unterrichtet. Hinzu kommen Schülerinnen und Schüler unter anderem aus Syrien, Afghanistan und dem Irak, die ebenfalls besondere Unterstützung benötigen. Alle Schulen halten dafür zusätzliches Personal vor, beispielsweise finanziert aus dem Paket „Bildung und Teilhabe“.
Startseite