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Natur-Spaziergang der Landfrauen

Auf der Spur von Habicht, Fink und Schwalbe

Alverskirchen

„Bitte fühlen Sie doch mal“, forderte Udo Wellerdieck auf und deutete auf eine große quer gestreifte Feder in seiner Hand. Der Naturführer und Vogelstimmenexperte, der auf Einladung des Landfrauenverbandes nach Alverskirchen gekommen war, zog bereits zu Beginn des naturkundlichen Abendspazierganges die Teilnehmenden in seinen Bann.

Auf dem Weg durch den Breiten Busch erklärte Udo Wellerdiek (l.) das Verhalten der Singvögel. Foto: Landfrauenverband

„Diese Feder stammt von der größten europäischen Eule, dem Uhu“, berichtete der Naturexperte, während die Abendspaziergänger sich vom samtigen Rand der Feder überzeugten. „Der Uhu ist wieder auf dem Vormarsch und gar nicht mehr so selten“. Im angrenzenden Tiergarten Wolbeck, aber auch auf Alverskirchener Gebiet sei der Uhu in den vergangenen Jahren nachgewiesen worden. Seine Gewölle seien aufgrund der darin enthaltenen Knochenreste unverwechselbar. Das besonders weiche Gefieder mache es ihm möglich, lautlos zu fliegen.

Die naturkundliche Führung führte ausgehend vom Breiten Busch über einen Feldweg durch ein weiteres Waldgebiet bis hin zum Hof Kreikenberg. Wellerdieck lud die Gruppe immer wieder zum Verweilen ein und machte auf naturkundliche Phänomene aufmerksam. Dabei gaben die Vorkommnisse am Wegesrand immer wieder Anstoß für den gemeinsamen Austausch.

Naturführer Udo Wellerdiek (rechts) präsentierte den Teilnehmer die Feder eines Uhus. Der imposante Vogel ist auch in Alverskirchen wieder nachgewiesen worden.  Foto: Landfrauenverband

„Als ich ein Kind war, waren die Gräben voll mit Schlüsselblumen“, erzählte eine Landfrau und zeigte auf vereinzelte Exemplare im Graben. „Die Schlüsselblume braucht sehr viel Feuchtigkeit“, erklärte daraufhin Wellerdieck. Der Rückgang dieser Pflanze sei das Resultat der Entwässerung und letztendlich des Klimawandels. „Haben Sie schon mal probiert, mit den Zähnen einen Kirschkern zu knacken?“, fragte Wellerdieck in die Runde und machte auf den Gesang des Kernbeißers aufmerksam. „Der größte heimische Fink macht seinem Namen alle Ehre und interessiert sich nicht für das Fruchtfleisch, sondern für die sehr gehaltvollen Inhaltsstoffe des Kerns“.

Naturführer Udo Wellerdieck

Auf die Frage, was ein Habicht fresse, lautete die prompte Antwort eines Teilnehmers „Meine Hühner“. Wellerdieck konnte dies nur schmunzelnd bestätigen. „Die Hauptbeute des Habichts sind Vögel. Sein Jagdrevier ist der Wald“. Wellerdieck wies auf die Querbänderung des Gefieders hin, die gerade im schnellen Flug zwischen den Bäumen für den Betrachter nur noch als Graubraun zu erfassen sei und so eine optimale Tarnung für die Jagd darstelle. An einem noch unbestellten Acker beobachteten die Naturfreunde einen Kiebitz, der unmittelbar in der Nähe eines markierten Nestes verweilte. Hier war das genaue Fokussieren mit dem Fernglas von den Teilnehmenden gefragt. „Jedes einzelne Kiebitznest ist heutzutage besonders wertvoll, um dem Schwund dieser Art entgegenzuwirken“, erklärte der Vogelexperte.

Auf dem Milchviehbetrieb Kreikenberg wurden die Rauch- und Mehlschwalben thematisiert. Beide Arten bauen ihre Nester in den Ställen des Kuhstalls. Landwirt Norbert Kreikenberg berichtete, dass sich über 30 Nester in den Stallgebäuden befinden. Während die Rauchschwalbe offene Lehmnester baut, bevorzugt die Mehlschwalbe beinahe geschlossene Nester. „Die Mehlschwalbe ist dabei besonders schlau. Sie übernimmt die alten Nester der Rauchschwalben und baut sie weiter“, so Kreikenberg.

Auf dem Rückweg waren die Vogelstimmen im Wald verstummt, nur der Gesang des Rotkehlchens sorgte für eine stimmungsvolle Atmosphäre in der Abenddämmerung. Die Landfrauen bedankten sich bei Udo Wellerdieck für die vielen interessanten Informationen, und waren sich einig, dass die vielen Eindrücke sie für die heimische Vogel- und Pflanzenwelt sensibler gemacht haben.

Gruppenfoto vor dem Tennentor des Michviehbetriebes von Norbert Kreikenberg: In seinem Kuhstall bauen Rauch- und Mehlschwalben ihre Nester. Foto: Landfrauenverband
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