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Beeren- und Spargelhof Hengemann

Auf die Direktvermarktung gesetzt

Everswinkel

Die Spargelcremesuppe auf dem Hof Hengemann ist über die regionalen Grenzen hinaus bekannt – auf dem Hof wird auf Direktvermarktung gesetzt. Und neben dem Spargel kommen bei dem Everswinkeler Landwirt nun auch die Beeren ins Spiel – alles rein biologisch angebaut.

Von Mario Bulla

Ludwig Hengemann erntet in diesem Jahr zum ersten Mal seine schwarze Johannisbeere. Foto: Marion Bulla

Ludwig Hengemann betreibt in der dritten Generation den Spargelhof Hengemann an der Straße Mehringen 15 in Everswinkel. Seit knapp 40 Jahren baut seine Familie idyllisch an der 100-Schlösser-Fahrrad-Route gelegenem Familienbetrieb in Everswinkel Spargel an. Und das mit großem Erfolg. Besonders die Spargelcremesuppe ist bis über die Grenzen hinaus berühmt. „Die kommt sehr gut an“, sagt Ludwig Hengemann und fügt an, die Kunden würden oft nach dem Rezept fragen, und das gebe er gerne weiter. Trotzdem käme kaum jemand an ihre Suppe ran. „Das liegt sicher an unseren großen Töpfen“, vermutet Seniorchefin Sabine Hengemann.

Sie würden generell auf Direktvermarktung setzen. Aus diesem Grund hätten sie auch in Zeiten von Corona sehr gute Umsätze erzielt. Auch Krankenhäuser, andere Einrichtungen und Restaurants hätten viele ihrer Erträge abgenommen. Er selbst könne absolut nicht bestätigen, dass durch Corona und dem Krieg in der Ukraine die Gäste ausblieben. Die Familie Hengemann bietet zudem auch Gastronomie an.

„Die Leute wollen wieder raus und essen gehen“, hat Ludwig Hengemann beobachtet, denn die Spargel-Sonntagsbuffets seien seit April fast komplett ausverkauft. Der entsprechende Gastronomie-Bereich bietet Platz für 120 bis 200 Plätze.

Allerdings sah das am Anfang der Saison noch anders aus. „In diesem Jahr ist der Spargelverkauf etwas schleppend angelaufen“, erzählt Ludwig Hengemann, der insgesamt etwa 35 Mitarbeiter beschäftigt. Das habe wohl daran gelegen, dass sie aufgrund des milden Klimas schon Anfang April den ersten Spargel stechen konnten.

Spargelhof Hengemann Foto: Foto: Marion Bulla

„Das war zu früh. Die Leute kaufen erst Mitte April Spargel, das ist einfach so“, weiß der gelernte Landwirt aus Erfahrung. Erstaunt zeigt er sich auch, dass der Juni so gut läuft. „Das ist eigentlich in der Regel ein sehr schwacher Monat. In diesem Jahr läuft der Verkauf aber sehr gut“, bilanziert der Spargelbauer. Acht bis zehn Hektar also 400 bis 600 Kilogramm Tagesernte bewirtschaftet die Familie jedes Jahr. Die Stangen werden nach dem Stechen zunächst sortiert, auf Länge geschnitten und dann klassifiziert. Für sechs Stunden geht es schließlich ins 1,5 Grad kalte Eiswasser, um violette Stellen zu vermeiden. 80 Prozent des verkauftem Spargels wird am Ende geschält.

Ludwig Hengemann hat seit diesem Jahr neben dem Spargel noch weitere Spezialitäten im Programm. Der 28-jährige Jungbauer hat ein neues Konzept entwickelt. Er baut neben dem beliebten Stangengemüse ebenso Johannisbeeren und Aroniabeeren an.

„Wir wollten etwas, das nach dem Spargel geerntet werden kann. Aktuell haben wir die erste Johannisbeerernte“, zeigt der Landwirt sich mehr als zufrieden. Denn der Ertrag verspricht erfolgreich zu werden. „Etwa 200 Kilogramm pflücken unsere rumänischen Mitarbeiter pro Tag“, erklärt Hengemann.

„Ich mag Saft sehr gerne und möchte die meisten Früchte auch versaften oder daraus Schnaps brennen lassen“, erklärt der Landwirt.

Auch die Aroniabeere habe Zukunft. Die Pflanze sei robust, brauche wenig Dünger und werde erst im August erntereif.

Also soll jetzt alles nach und nach in Angriff genommen werden. „Die kann man gut biologisch anbauen. Das war mir wichtig. Ökologisch und nachhaltig. Da muss die Landwirtschaft hin“, ist der Jungbauer sicher. Deshalb gibt es bei den Beeren auch im Mittelgang Streifen von Klee, um den Beerenpflanzen genug Mittel zur Verfügung zu stellen.

Eines treibt den Jungunternehmer allerdings um. Die Löhne der rumänischen Pflücker sind derzeit gerade so zu stemmen.

„Aber wenn der Mindestlohn von zwölf Euro im Oktober kommt, dann müssen wir 2023 maschinell ernten. Das ist leider wirtschaftlicher für uns“, muss Hengemann zugeben. Übrigens baut Ludwig Hengemann sowohl die Johannisbeere als auch die Aroniabeere biologisch nach dem Zertifikat „Lacon“ an – also rein biologisch.

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