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Ein Münzfund, der für Aufsehen sorgte

Der Schatz von Everswinkel

Everswinkel

War es vielleicht ein durchreisender Kaufmann, der aus Furcht vor Räubern und Verfolgern eilig ein Loch in den Boden einer Wallhecke grub und dort vorsichtshalber sein Vermögen deponierte? Oder war es ein vermögender größerer Bauer, der einen Teil seiner Ersparnisse nicht „auf die hohe Kante“, sondern in den tiefen Boden legte?

Klaus Meyer

Blick auf die Bauerschaft Erter. Irgendwo dort, in einer früheren Wallhecke, wurde vor 700 Jahren der Münzschatz vergraben. Ein kleiner Teil davon ist derzeit in einer Ausstellung zu sehen. Foto: Klaus Meyer

Es lässt sich nicht mehr rekapitulieren, was damals vor etwa 700 Jahren in der Everswinkeler Bauerschaft Erter geschah. Tatsache ist aber, dass ein nicht unerheblicher Schatz dort im Boden versenkt wurde – und für Jahrhunderte verborgen blieb. Erst 1859 tauchte er wieder auf. Rodungsarbeiten an jener Wallhecke östlich des 1498 erstmals erwähnten Hofes Westholt förderten einen Krug zutage – gefüllt mit Münzen.

Über 500 Silbermünzen, fast ein Kilogramm schwer, aus verschiedenen Prägestätten stammend und alle im Zeitraum von 1273 bis etwa 1313 entstanden. Ein Sensationsfund, der von damals bekannten Numismatikern beschrieben und ausgewertet wurde und als „Everswinkeler Münzschatz“ in die Geschichte einging. 443 Münzen wurden seinerzeit vom Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens – Abteilung Münster – für die dortige Münzsammlung angekauft.

Fünf Jahre später, 1864, sollen an dem Hof Westholt und vermutlich in der selben Wallhecke weitere Münzen gefunden worden sein, wie Dr. Wilhelm Engels aus Bielefeld in seinem Aufsatz „Nachlese zum Münzfund von Everswinkel“ im Jahr 1905 beschrieb. Allesamt Münzen, die „ein ziemlich einheitliches Bild des südwestfälischen Münzumlaufs kurz nach 1313“ zeigen würden. Weitere 80 Münzen, die ebenfalls Everswinkel zugerechnet werden, finden 1865 in einem Bericht von Hermann Grote zur Abtei Werden Erwähnung. Somit summiert sich der Everswinkeler Münzschatz auf insgesamt wohl mehr als 580 Münzen. Der größte Teil ist heute Bestandteil des Münzkabinetts des LWL-Museums für Kunst und Kultur in Münster.

Übrigens: 13 Münzen des von Engels 1905 in seinem Aufsatz beschriebenen Schatzes waren über Jahrzehnte verschollen. Anfang dieses Jahres wurden sie wiederentdeckt – in der Münzsammlung des Museums der Stadt Warendorf. Sie waren um 1904 vom „Verein für Orts- und Heimatkunde im Kreis Warendorf“ gesichert und von Julius Schwieters 1905 in den „Warendorfer Blättern“ (Ausgabe 6) veröffentlicht worden. Dann verlor sich ihre Spur. Heute sind sie die „Stars“ in der augenblicklichen Hanse-Ausstellung „Der ehrbare Kaufmann – Waren, Wege, Währungen“, die noch bis zum 8. September im Warendorfer Rathaus zu sehen ist. Und der Kaufmann oder Bauer, der sie damals vergraben hat? Er wird wohl für immer ein Geheimnis der Geschichte bleiben.

► Die Geschichte des Münzschatzes von Everswinkel hat der Beckumer Münzexperte Stefan Wittenbrink aufgearbeitet. Sie ist Teil des in diesem Jahr erschienenen 2. Bandes der Schriften der Altstadtfreunde Warendorf „Stadt- und statt Museum – Handel, Hanse, Warendorf“.

13 des ehemals über 580 Münzen umfassenden Schatzes von Everswinkel sind noch bis September im Warendorfer Rathaus ausgestellt und Teil der dortigen Hanse-Ausstellung. Foto:
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