Naturnahe Gartengestaltung ist keine Zauberei
Logenplatz im Wiesen-Paradies
Everswinkel
Die wahre Idylle liegt im Hinterhof. Aber der ist eigentlich auch gar keiner mehr. Dazu wiegen sich da viel zu viele Wildblumen, Gräser, Blühpflanzen und Kräuter im Sommerwind. Zahllose bunte Blütenköpfe recken sich in die Höhe, bilden einen etwa 200 Quadratmeter großen Teppich, der immer wieder sein Aussehen verändert. Ein ganz neues Gartengefühl.
Und mittendrin Hummeln, Bienen, Schmetterlinge, die diese Oase für eine willkommene Zwischenlandung nutzen. Man mag gar nicht glauben, dass man sich mitten im Vitus-Dorf befindet, nur einen Steinwurf von der stark frequentierten Bergstraße entfernt. Für Gaby, Verena und Theo Kortmann ist das fast ein bisschen wie Urlaub vor der eigenen Haustür.
Was eine Saatgutmischung mit dem Namen „Kräuterduftwiese“ so ausmachen kann. Vorher war auf diesem Streifen hinter dem Wohnhaus, der die Asphaltfläche der früheren Hofstelle umschließt, lediglich Rasen. Eine Problemzone. „Wir hatten jedes Jahr einen verbrannten Rasen“, erzählt Gaby Kortmann. Kein so schöner Kontrast zu den prächtigen Hortensienbüschen vor der Heckenpflanzung. Tochter Verena hatte die Idee: Warum nicht diese Fläche in eine Wildblumen-Wiese umwandeln? Als Mitarbeiterin der Firma Nebelung lag die Lösung nahe. „Ich habe mich extra für eine niedrige Mischung entschieden.“ Anfang Mai wurde schließlich eingesät. Gaby und auch Theo Kortmann waren skeptisch. „Oh, was sieht das alles trostlos aus“, dachte er sich im Mai, und seine Tochter bekam schon Zweifel: „Was habe ich nur angerichtet?“ Doch Erfolge benötigen bekanntlich etwas Vorlauf. Ab Juni wendete sich das Blatt. „Und dann blühte es Tag für Tag mehr auf“, blickt Theo Kortmann mehr als zufrieden von dem im vergangenen Jahr geschaffenen Familien-Logensitz mitten in der Grünfläche auf das Blütenmeer. „Hier sitzen wir am Wochenende gerne und lassen es uns gut gehen.“ Glaubt man gerne.
„Natürlich gibt es hier auch versiegelte Fläche – es ist halt ein Hof“, räumt Kortmann ein. Das Gebäude hat etwa 100 Jahre in den Mauern stecken. Den landwirtschaftlichen Betrieb hat sein Vater Mitte der 80er Jahre aufgegeben. Früher parkten zu Vitus die Wohnwagen der Kirmesleute im Hof. Damals, als die Bergstraße noch Spaßmeile war und dort Fahrgeschäfte standen. Die Zeiten haben sich geändert. Auch in puncto Gartengestaltung. Das Bewusstsein verändere sich mehr in Richtung Natur und Insektenschutz. Blühstreifen, wie man sie heute überall an Ackerrändern sehe, „hat es vor ein paar Jahren noch nicht gegeben. Da hat ein Umdenken stattgefunden“.
Der ökologische Gedanke war die Triebfeder für die Umgestaltung des eigenen Grünbereichs. „Ich bin ja etwas geprägt durch meine Tätigkeit“, schmunzelt Verena Kortmann. „Ich gehe mehrmals am Tag da hinein. Das hat etwas Meditatives“, ist sie von der Wildblumen-Kulisse begeistert, die praktisch ganz sich selbst überlassen bleibt. „Wenn es mal vier Wochen nicht regnen würde, würde man natürlich mal gießen.“
Ihre Eltern hat Verena Kortmann mit der Kräuter-Duftwiese längst überzeugt. Und einen praktischen Nutzen hat Gaby Kortmann auch ausgemacht. „Der Rasenschnitt passt jetzt in die Biotonne“, schaut sie auf das kleine Reststück am Ende der Fläche. „Sonst mussten wir den immer separat wegbringen.“ Wenn das Wetter mitspielt, haben Kortmanns noch einige paradiesische Wochen vor sich. „Das blüht jetzt bis Oktober durch. Immer wieder etwas anderes“, freut sich Verena Kortmann. Und für die Fortsetzung im nächsten Jahr ist gesorgt: Es ist eine mehrjährige Mischung.
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