Konzert zum Patronatsfest St. Agatha
Orgel und Trompete im Zwiegespräch
Alverskirchen
Mit einem musikalischen Hochgenuss endete das diesjährige Patronatsfest in der St.-Agatha-Kirche. Unter dem Motto „Freudig loben unsere Zungen“ hatte die Gemeinde zu diesem Musikereignis eingeladen. Kirchenmusiker Thomas Kraß an Orgel und Klavier sowie Philipp Seidel aus Warendorf an der Trompete boten ein kurzweiliges Intermezzo geistlicher Musik.
Nach der Begrüßung durch Pfarrer Pawel Czarnecki richtete sich die Aufmerksamkeit auf die erste Empore in der Kirche, wo sich die beiden Musiker in Position gebracht hatten. Den Anfang bildete das „Chanson de Matin“ des englischen Komponisten Edward Elgar (1857-1934). Zart und fast zurückhaltend entlockte Seidel – Schüler bei Georg Potthoff – seiner Trompete dabei weiche Klänge. Mit sauberen Sprüngen zwischen hohen und tiefen Tönen erzeugte er eine andachtsvolle Stimmung. Am Schluss führte die Melodie bis in die höchsten Höhen, um nach einer spannungsgeladenen Pause den Zuhörer wieder mit einem tiefen Ton zu erden.
Dann stand die Improvisationskunst von Thomas Kraß im Mittelpunkt. Mit Leichtigkeit tänzelten seine Finger über die Tasten eines E-Piano mit der im Programm überschriebenen Klavier-Improvisation. Er verbreitete mit perlenden Klängen ein „wohliges, angenehmes Gefühl“, wie eine Zuhörerin es formulierte.
Händel hätte seine Freude gehabt, wäre er bei diesem Konzert dabei gewesen. Der englische König Georg I. hatte im 18. Jahrhundert bei Händel die Wassermusik in Auftrag gegebenen. In mitreißender Art präsentierten Kraß und Seidel daraus „Hornpipe“ im neuen Gewand. „Swinging Händel“, so war die Bearbeitung durch Kraß überschrieben. Der Funke des Swing sprang schnell über auf die Zuhörer, viele bewegten ihren Oberkörper im Rhythmus der Musik. Erfrischend warfen sich beide Musiker die musikalischen Bälle zu. Das Publikum war so begeistert, dass es, kaum war der letzte Ton verklungen, in spontanen Applaus ausbrach.
Den nutzten die Musiker, um ihren Platz zu wechseln, denn das weitere Konzert fand auf der Orgel-Empore statt. Mit dem „Allegro“ aus der Sonate Nr.2 des italienischen Komponisten und Violinisten Giovanni Viviani (1638-1698) musizierten nun Orgel und Trompete miteinander. Die Orgel als Königin der Instrumente trat hier zunächst in einer dienenden Funktion als Begleitinstrument auf. Im Mittelpunkt stand das Solo-Instrument, eine strahlende Trompete. Man bekam fast das Gefühl, die auf der historischen Pohlmann-Orgel von 1836 thronenden Engel würden mit ihren Fanfaren in einen Lobgesang mit einstimmen.
Mit einem prägnanten Auftakt begann das folgende Präludium zum ersten Gemeindegesang, das von Kraß ideenreich und kunstvoll intoniert wurde. Mit der Melodie des von Philipp Nicolai 1599 komponierten Liedes, „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ und einem Text, der 2003 anlässlich der 800-Jahr-Feier der St.-Agatha-Kirche entstand, stimmte die Zuhörerschaft in einen kräftigen Gesang mit ein. In der zweiten Strophe gesellte sich auch die Trompete von Seidel in den Lobgesang auf die Pfarrpatronin hinzu.
Mozart komponierte das Werk „Alleluja from Exultate, Jubilate“ während seiner letzten Italien-Reise 1773 in Mailand. Das für Chor und Orchester vorgesehene Werk hier in der Fassung für Orgel und Trompete zu hören, gehörte zu den besonderen Hörgenüssen dieses Abends. Zu hören war ein Zwiegespräch zwischen zurückhaltender Orgel und strahlender Trompete. Auch im folgenden Stück, „Let the Bright Seraphim“ von Händel, führten die Musiker das Zwiegespräch fort.
Bei der Improvisation über das Lied zur Pfarrpatronin, „Freudig loben unsere Zungen“, war der Organist ganz in seinem Element. Beginnend mit einem unisono, fast tänzerisch vorgetragenen Thema aus fünf Tönen, verspielt, sich steigernd im Tempo wie auch in der Registrierung, bis zum strahlenden Tutti führte er in die Melodie ein, um in einem langgezogenen Ritardando zum Höhepunkt des Konzertes hinzuführen.
Im kräftigen Gemeindegesang vereinigten sich alle, die Stimmen der Zuhörer, die strahlende Trompete und die kräftigen Töne der Pohlmann-Orgel zum Lied, „Freudig loben unsere Zungen, dich Patronin Agatha“. Statt der historischen Schriftrolle, die zum Patronatsfest bis in die 1960er Jahre für diesen Gesang in der Kirche aushing, wurden mit den Programmzetteln kleine Liedheftchen ausgegeben, damit das Lied auch von auswärtigen Gästen mitgesungen werden konnte. Ein heute sicherlich selten zu hörender kräftiger, textsicherer Gemeindegesang im Einklang mit Orgel und Trompete.
Mit tosendem Applaus und Standing Ovation zollte das Publikum den beiden Musikern ihren Respekt und Dank für dieses gelungene Konzert. In der geforderten Zugabe kam Johann Sebastian Bach (1685-1750) mit „Jesus bleibet meine Freude“ zum Zuge und rundete einen musikalischen Hochgenuss, dargeboten von zwei hervorragenden Musikern in einer feierlich-sakralen Umgebung, ab.
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