Fünftklässler der Waldorfschule bringen Mozart-Oper auf die Bühne
Zauberhafte Wunderkinder
Everswinkel
Der Schulsaal der Freien Waldorfschule ist bis zum Bersten gefüllt. Es müssen sogar noch weitere Stühle bereitgestellt werden, um dem Besucherandrang am Samstagnachmittag Herr zu werden. Sie alle sind gespannt auf das, was 32 Fünftklässler an diesem Tag auf die Bühne bringen. Denn es ist nicht nur ein einfaches Theaterstück, sondern ganz große Kunst.
Unter der Leitung ihrer Musik- und Klassenlehrerin Anka Müller-Tiburtius führen die Kinder „Die Zauberflöte“ von Wolfgang Amadeus Mozart auf. Es ist das erste Mal, dass sie die Oper öffentlich präsentieren. Zuvor gab es drei schulinterne Aufführungen.
„Ich bin ja eine Fachfrau für Lust haben und auch darin, den inneren Schweinehund an die Leine zu legen. Sozusagen der Martin Rütter der 5. Klasse“, erzählt Anka Müller-Tiburtius und lacht ob der Erinnerung der Probenanfänge. Sie hätten sich im Laufe der Jahre in den Aufführungen immer weiterentwickelt. Von der englischen Sprache bis hin zum Stabreim, und nun werde eben gesungen, bemerkt sie, bevor der Maestro selbst in Gestalt von Milo das Wort ergreift.
Mozart wundert sich über das Klavier und fragt, wo denn das Orchester sei. Doch Steffen Gnegel, der die Schüler musikalisch am Klavier begleitet, kann ihn beruhigen und erklärt, es sei eine Schulaufführung. „Bestimmt Wunderkinder, so wie ich eines war. Die Musik darf niemals das Ohr beleidigen auch in der schauerlichsten Lage nicht“, muss der Komponist noch loswerden.
Besucher-Stimme
Das passiert an diesem Tag nicht. Die Töne sitzen, es ist ein wahrer Ohrenschmaus. Die Zehn- bis Elfjährigen glänzen in ihren Rollen. Jeder für sich. Ob Tamino, ganz wunderbar verkörpert von Amos, dessen Stimme klar und hell ist, oder Pamina, die von Lotta gespielt wird und mit ihrem wunderbaren Gesang die Zuhörer bewegt. Auch Papageno kommt gut an bei den Besuchern. Emilia punktet neben gesanglichem Können ebenso mit ihrem Talent zur Komik. Souverän und komisch gibt die Fünftklässlerin den Vogelfänger.
„Ganz großartig“, „Gänsehautfeeling“, „Was für schöne Stimmen“ – die Besucher finden schon in der Pause jede Menge lobende Worte für die grandiosen Leistungen der jungen Darsteller. Zu Recht. Die Aufführung ist unglaublich professionell, wenn man bedenkt, wie jung die Waldorfschüler sind. Die „Zauberflöte“ zu bringen ist schließlich kein Pappenstiel und äußerst anspruchsvoll. Diese Kinder schaffen es, dass der Zuschauer von Anfang bis Ende voll dabei bleibt und sich am Schluss mit Tamino und Pamina sowie Papageno und Papageno freut über die Macht der Liebe. Und auch die Tatsache, dass im Ensemble zehn Inklusionskinder mit unterschiedlichen Fördergutachten sind, ist ein herausragender Aspekt.
201 Stunden hätten sie in der Klasse gesungen, 52 Stunden lang hat Steffen Gnegel in die Tasten gehauen und sie an 30 Tagen begleitet. Diese beeindruckenden Zahlen sind im Programmheft zu lesen. Am Ende gibt es stehenden Applaus. Die Besucher sind so begeistert, dass sie die Kinder nicht ohne eine Zugabe von der Bühne lassen.
Die wird ihnen gern gewährt. Das Projekt ist im Übrigen Bestandteil von „Waldorf 100“. Das Konzept der Waldorfpädagogik wird in diesem Jahr beachtliche 100 Jahre alt.
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