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Frauen im Bau-Handwerk

Keine Angst vor der Männerdomäne

Kreis Warendorf

Wenn Mädchen sich für Ausbildungsberufe interessieren, belegen eher Kauffrau, Arzthelferin oder Friseurin Spitzenplätze. Für das Bau-Handwerk interessieren sich dagegen nur wenige Frauen – immer noch. Dabei boomt die Branche und wird immer vielschichtiger. Es gibt allein 200 Ausbildungsberufe. Um mehr Frauen von der Arbeit zu begeistern, hat sich jetzt die Initiative „Frau liebt Bau“ gegründet. Nicht nur zum Weltfrauentag (8. März) wollen sie für eine höhere Frauenquote in der Baubranche sorgen, darunter auch Sarah Kosmann, Bauphysikerin aus Westkirchen.

Peter Sauer

„Frau-liebt-Bau-Mitinitiatorin“ Sarah Kosmann hat sich spezialisiert: „Bauphysik formt den Charakter eines Gebäudes.“ Foto: Peter Sauer

Hart auf dem Bau arbeiten und sich trotzdem Machosprüche anhören müssen und belächelt werden - auf vielen Baustellen ist das die Realität. „Die Sprüche stecken wir locken weg“, sagt Bauphysikerin Sarah Kosmann„ „doch was mich richtig nervt ist die Tatsache, dass Frauen im Bau absolut unterrepräsentiert sind“. Laut Bundesagentur für Arbeit waren 2016 nur 13 Prozent im Baugewerbe beschäftigt. Besonders gering ist der Frauenanteil bei den Fachkräften im gewerblich-technischen Bereich, bei den Selbstständigen und den Inhaberinnen.

Um das zu ändern hat Sarah Kosmann, die in Westkirchen ein Ingenieurbüro mit dem Schwerpunkt Bauphysik und Energieeffiziente Gebäudeplanung betreibt, mit vier anderen selbstständigen Frauen die Initiative „Frau liebt Bau“ gegründet. „Wir wollen zeigen, wie vielfältig das Baugewerbe sein kann und dass auch junge Frauen und Mütter in einem Beruf rund um den Bau erfolgreich und nachhaltig Karriere machen können.“

Gerade auch, weil Frauen wie Sarah Kosmann selbst erfahren, wie gut dies funktioniert: „Nach der Elternzeit mit meinem dritten Kind habe ich mich 2018 als Bauphysikerin selbstständig gemacht. Mittlerweile habe ich sogar Kunden aus dem Rheinland und der Pfalz.“ Die 33-Jährige betont, das gerade aufgrund des hohen Fachkräftemangels und veralterten Belegschaften Frauen gute Aussichten auf einen Job im Bereich der Baubranche hätten und das bei sehr guter Vergütung.

Die fünf ehrenamtlichen Initiatorinnen von „Frau liebt Bau“ haben sich per Facebook (Gruppe „Mompreneurs“) kennen und schätzen gelernt. Sie waren sich schnell über ihre gemeinsamen Ziele einig. Gerade, weil sie vielfältige berufliche Erfahrungen gemacht haben, wollen sie zeigen, dass Frauen – aller Vorurteile zum Trotz – im Baugewerbe erfolgreich sein und sich trotz Familie auch selbstständig machen können. Ihre einzelnen Arbeitsbereiche verdeutlichen, wie vielfältig das Baugewerbe aufgestellt ist: Sie arbeiten in den Bereichen Nachhaltiges Bauen, Bauphysik, Schallpegelmessung, Lichtplanung, Photovoltaikanlageplanung, Umweltakustik und klassische Architektur.

„Bau ist schön, weil unglaublich vielfältig. Man muss viele Aspekte im Kopf haben und kann sich trotzdem in einer Richtung spezialisieren“, sagt die diplomierte Bauingenieurin Sarah Kosmann, deren Vater sie schon als Jugendliche in ihren Zielen unterstützte.

„Wir wollen gerade auch anderen jungen Frauen und Mädchen Mut machen, einen Bauberuf zu studieren und auch, dass Selbstständigkeit sich mit Familie und kleinen Kindern gut vereinbaren lässt“, sagt die Mutter dreier Kinder zwischen einem Jahr und sechs Jahren. Kosmann hat sich 2018 als Bauphysikerin selbstständig gemacht. Eine Kollegin von ihr hat sich selbstständig gemacht, „weil deren früherer Arbeitgeber keine Vereinbarungsmodelle von Familie und Beruf Mutter unterstützte“. Kein Einzelfall.

Am 8. März um 10 Uhr startet die Expertinnenrunde im Internet. Foto: Frau liebt Bau

Das Hauptmanko liegt für Sarah Kosmann darin, „dass Frauen in der Baubranche keine positiven Vorbilder haben“. Die Initiative „Frau liebt Bau“ veranstaltet daher am Weltfrauentag (8. März), ganz zeitgemäß einen weltweit offenen Livestream auf YouTube. Hier werden die fünf Bauexpertinnen und berufstätigen Mütter Kristin Engels, Maria Goldberg, Lena Kehl, Sarah Kosmann und Heike Wessels Fragen rund um ihre Arbeit beantworten, eigener beruflicher Werdegang und Tipps zu Karriereleiter, Quereinstieg & Co. inklusive. Im Anschluss kann man sie mit Fragen „löchern“. Alles per Konferenzschaltung auf den eigenen Computer oder das Smartphone – um etwas zu bewegen und zu verändern.

„Von Berlin über Dresden nach München, bis nach Ennigerloh und Osnabrück tauschen wir uns regelmäßig telefonisch aus.“ Das Interesse ist groß. Seit die Homepage im Internet und bei Facebook steht, haben sich schon mehr als zwei Dutzend Frauen gemeldet. (www.frau-liebt-bau.de)

► Auch Kooperationen mit Bildungsträgern laufen bereits an, wie etwa mit dem Friedrich-Albert-Lange-Berufskolleg Duisburg, der Hochschule Ruhr West in Mülheim und mit der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus. undefined

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