Ahlen wird bis 23. Oktober zum „Museum der Menschheit“
An der Nahtstelle der Stadt
Ahlen
An der Nahtstelle der Stadt, an der die Köln-Mindener-Eisenbahn-Linie die Stadt Ahlen in zwei Teile zerschneidet, macht Ruben Timman die Zerrissenheit der Stadt zwischen Münsterland und Ruhrgebiet sichtbar – mit den Porträts der vier Kinder, die neugierig, aber ernst in die Kamera schauen. Die Ausstellung „Museum der Menschheit“ macht einen „Lost Place“ im Kreis Warendorf zur Bühne.
Ruben Timman liebt Kontraste. Junges Leben in einer Industrieruine. Nicht von ungefähr platzierte der holländische Fotograf die Porträts der vier Kinder in den ausgeschlagenen Seitenwänden der alten Stärkefabrik Hundhausen in Ahlen am Gebrüder-Kerkmann-Platz. Reizvoller könnte der Gegensatz kaum sein zwischen dem Lost Place und dem Geschäftszentrum auf der gegenüberliegenden Seite.
An der Nahtstelle der Stadt, an der die Köln-Mindener-Eisenbahn-Linie die Stadt in zwei Teile zerschneidet, macht Timman die Zerrissenheit der Stadt zwischen Münsterland und Ruhrgebiet sichtbar – mit den Porträts der vier Kinder, die neugierig, aber ernst in die Kamera schauen.
„Museum der Menschheit“ nennt Timman seine Ausstellung mit 70 großformatigen Porträts von ein mal zwei bis drei mal sechs Metern, die er 2019 in anderer Form bereits in Warburg gezeigt hat. Dort war der Geschäftsführer des Sozialverbandes Innosozial, Dietmar Zöller, auf sie aufmerksam geworden und hatte Kontakt zum Autor geknüpft.
Würde und Schönheit entdecken
„Würde und Schönheit kann ich bei allen Menschen entdecken und sie haben das Recht, in Würde fotografiert zu werden“, beschreibt Timman sein Credo als Fotograf. Bei mehreren öffentlichen Foto-Shootings lichtete er zahlreiche Ahlener ab, von denen jetzt 45 in der Freiluftausstellung zu sehen sind.
Die anderen 25 sind Bestandteil seiner umfangreiche Sammlung, die seit der ersten Reise 2001, die Timman nach Vietnam führte, entstanden sind. Seit 2019 verfügt das „Museum der Menschheit“, bis dahin ohne festes Domizil, auch in einer ehemaligen Munitionsfabrik in Zaandam bei Amsterdam über ein eigenes Haus.
Zöller hofft mit der Ausstellung auf eine Signalwirkung, dass die Zugewanderten als Teil der Stadtgesellschaft begriffen werden und mit ihrer sprachlichen, sozialen und kulturellen Identität als Bereicherung angesehen werden.
Fasziniert von der Tradition
Bei Timman läuft Zöller damit offene Türen ein.
Der Dokumentationsfotograf zeigte sich bei seinen Besuchen in Ahlen fasziniert von der Tradition des Bergbaus, die er in großformatigen Porträts unter dem Mannschaftsgag der ehemaligen Zeche Westfalen verewigt hat.
Wie eine Kunstspur zieht sich die Ausstellung von dort durch die Stadt, um schließlich am Kunstmuseum am westliche Tor der Innenstadt zu enden. Begleitet wird die Ausstellung, die am 23. Oktober endet, von einem umfangreichen Rahmenprogramm.
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