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Auf der Suche nach dem zweiten Schloss

Harkotten bekommt Bronzemodell

Füchtorf

Der Metallbildhauer Paul Tönnißen stellt ein Bronzemodell der Doppelschlossanlage Harkotten her. Die aufwendige Arbeit im Maßstab 1:600 wird von Vital.NRW mit knapp 11 000 Euro gefördert. Die restlichen 6000 Euro übernimmt der Förderverein.

Ulrike von Brevern

Zwischen Grundmodell (links) und fertigem Bronzemodell (rechts) von Haus Harkotten, die Metallbildhauer Paul Tönnißen zeigt, liegen verschiedene Abformungsstufen, unter anderem in Silikon (blau, auf dem Tisch. Die Grundplatte aus Bronze, die die Zeichnung ersetzen wird, befand sich beim Werkstatttermin gerade beim Gießer. Foto: Ulrike von Brevern

Auf Harkotten vor den Toren des Sassenberger Ortsteils Füchtorf ist eine seltene Schlossanlage zu bestaunen: Gleich zwei Schlösser teilen sich ein und dasselbe Grundstück. Die von Kettelers bauten auf ihrem Teil einer Vorgängerburg ein Renaissance-Schloß, wenig später folgten die von Korffs auf dem anderen mit einem klassizistischen Herrenhaus. Auch da letzteres teilweise zu besichtigen ist, lockt die Anlage Touristen an. Doch immer wieder bekommt Hausherrin Myriam Freifrau von Korff die Frage zu hören: „Wo ist denn eigentlich das zweite Schloss?“

Tatsächlich hat der Gast, der über das großzügige Rondell hinweg zum Herrenhaus blickt, wenig Chance das angrenzende Renaissance-Schloss zu entdecken. Das wird in der Werkstatt von Metallbildhauer Paul Tönnißen, im Beckumer Ortsteil Vellern offensichtlich. Hier entsteht ein Bronzemodell der gesamten Anlage, das im Rahmen von Vital.NRW mit knapp 11 000 Euro gefördert wird. Für die übrigen rund 6000 Euro stehen der Förderverein von Haus Harkotten und die Eigentümerfamilie gerade.

Auf dem großen Tisch in der Mitte der penibel aufgeräumten Werkstatt liegt ein maßstabgetreuer Bauplan. Gerade einmal 63 Millimeter lang und rund 30 Millimeter hoch ist das Bronzemodell des Herrenhauses, das Tönnißen gemeinsam mit den übrigen Gebäuden, darunter auch die winzige Kapelle, probeweise platziert hat. Etwa im rechten Winkel und genau im Rücken des von Korffschen Hauses wartet das Modell des Renaissance-Schlosses auf die abschließende Bearbeitung.

Die Abbilder im Maßstab 1:600 herzustellen, ist aufwendig, demonstriert der Künstler. Der detaillierten Federzeichnung, die auf Fotos und Bauzeichnungen beruht, folgt eine vereinfachte Grundform aus Holz oder Wachs.

In einer Abformung aus Silikon entsteht dann ein Wachsmodell, das wiederum mit Keramik abgeformt wird. Erst in dieses Keramikmodell fließt dann die 1200 Grad heiße Bronze. An den fertigen Häuschen wird das eine oder andere Detail schließlich wieder nachziseliert.

Die Idee für das Bronzemodell entstand beim wissenschaftlichen Beirat des Fördervereins, erzählt Freifrau von Korff. „Der Besucher muss einen Begriff davon bekommen, dass es hier einen wirtschaftlich völlig autarken Betrieb gab, und das schon im Mittelalter“, so die Überlegung nach einem kritischen Rundgang. Allerdings kommt der Besucher auf dem auch privat genutzten Gelände längst nicht überall hin.

Die große Bronzeplatte, auf der neben Wasserläufen, Wegen und Feldern der Anlage auch noch eine Legende der Gebäude samt QR-Code für ausführlichere Infos Platz findet, wird derzeit gegossen. Da das ganze Model barrierefrei sein soll, stellten die Texte Tönnißen noch einmal vor eine besondere Herausforderung. Er musste sich dafür die Blindenschrift erklären lassen und sie dann zunächst spiegelverkehrt schreiben.

In den kommenden Wochen wird das rollstuhlgerecht unterfahrbare Modell öffentlich zugänglich mit Blick auf Haus Harkotten installiert. Die Antwort auf die Frage nach dem zweiten Schloss klärt sich dann ganz ohne Worte.

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