Deutliche Unterschiede bei Jungen und Mädchen
Mehr Alkoholvergiftungen bei Kindern und Jugendlichen
Kreis Warendorf
Die Verführung ist groß, nicht nur wegen der vermeintlich coolen Vorbilder in Film und Musik: 2021 mussten 21,3 Prozent mehr Kinder und Jugendliche im Kreis Warendorf wegen einer Alkoholvergiftung im Krankenhaus behandelt werden.
Zu jung zu tief ins Glas geschaut: Mussten 2020 im Kreis Warendorf noch 47 Kinder und Jugendliche im Alter von zehn bis unter 20 Jahre in einem Krankenhaus wegen einer akuten Alkoholvergiftung behandelt werden, so waren es 2021 sogar 57. Das ist eine Steigerung von 21,3 Prozent.
Diese Zahlen gehen aus einem aktuellen Bericht des Statistischen Landesamts NRW hervor. „Damit verlief die Entwicklung im Kreis Warendorf gegen den Landestrend", sagt Michael Lobscheid von der Krankenkasse IKK classic, "landesweit nahm die Zahl um 7,4 Prozent ab.“ Und Lobscheid ergänzt: "Man darf nicht vergessen, diese Zahlen sind nur die Spitze des Eisbergs. Bei weitem nicht alle Kinder und Jugendlichen mit einem Vollrausch landen auch im Krankenhaus, die Dunkelziffer ist entsprechend hoch“. Kinder und Jugendliche, die im Kreis Warendorf wegen einer Alkoholvergiftung behandelt wurden und ihren Wohnsitz außerhalb des Kreises haben, fließen übrigens nicht in die Statistik ein
Die Entwicklung zwischen Jungen und Mädchen im Kreis Warendorf war dabei sehr unterschiedlich. Während die Zahl bei den Jungen unverändert war, stieg die Zahl bei den Mädchen um 43,5 Prozent. „Allerdings sollte man diese Zahlen nicht überinterpretieren. Denn: Im Jahr 2020, als die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie begannen, sank die Zahl der wegen Alkoholmissbrauchs stationär behandelten Kinder und Jugendlichen um 48,4 Prozent“, so Michael Lobscheid.
Trügerische Vorbilder
Warum manche Jugendliche so viel trinken, wissen selbst die Experten nicht ganz genau. Klar ist aber: Viele Kinder und Jugendliche glauben, dass Alkohol sie erwachsen, selbstbewusst, attraktiv, sexy oder mutig macht - gerade wie großen Vorbilder in Musik, Film, Fernsehen und den Sozialen Medien. Außerdem sind die alkoholischen Mixgetränke immer noch sehr beliebt. Die große Gefahr. Mixgetränke werden immer noch unterschätzt, den bei ihnen schmeckt man den Alkohol nicht wie bei Bier, Schnaps oder Wein. Die Wirkung setzt aber sehr schnell ein.
Michael Lobscheid
„Eine Hauptursache für den hohen Alkoholkonsum bei uns ist sicherlich auch der niedrige Preis", sagt Michael Lobscheid. "Deutschland ist eines der wenigen Länder in Europa, wo man sich noch immer für ein Taschengeld zu Tode trinken kann. Hinzu kommt, dass Alkohol an Kiosken und Tankstellen fast rund um die Uhr verfügbar ist, die Hersteller für ihre Produkte frei werben dürfen und der Jugendschutz oft nur auf dem Papier besteht." Michael Lobscheid fordert daher: "Die Alkoholprävention bei Kindern und Jugendlichen sollte noch weiter ausgebaut werden.“
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