Liesborner Evangeliar
Kunstschatz vor der Rückkehr
Liesborn
Das Liesborner Evangeliar kann in das Museum Abtei Liesborn zurückkehren. Der Rückkauf für rund drei Millionen Euro wird durch mehrere Sponsoren möglich.
Landrat Dr. Olaf Gericke fädelte den Rückkauf der mittelalterlichen Handschrift von nationaler Bedeutung auf der TEFAF in Maastricht ein, einer der weltweit größten Kunst- und Antiquitätenmessen.
Erst am Samstag einigte sich der Landrat auf der Messe mit der Besitzerin des Evangeliars, der amerikanischen Kunsthändlerin Dr. Sandra Hindman. Damit der Kauf endgültig unter Dach und Fach kommt, muss aber erst noch der Warendorfer Kreistag zustimmen.
Bereits vor zwei Jahren hatte der Kreis vergeblich versucht, das mehr als 1000 Jahre alte Evangeliar zu erwerben – damals sollte es sogar knapp sechs Millionen Euro kosten.
Das Buch stammt aus dem Kloster Liesborn und wird ungefähr auf das Jahr 980 datiert. „Das Werk gehört zu den ganz wenigen ottonischen Werken, die sich noch in privater Hand befinden“, erklärt Dr. Bennie Priddy, der frühere Leiter des Museums Abtei Liesborn, den Wert des Evangeliars.
Dr. Bennie Priddy
Priddy hatte bereits 1987 versucht, das Evangeliar bei Christie‘s in London zu ersteigern. Vergeblich. Das Buch ging damals nach Oslo – in die Privatsammlung von Martin Schoyen, der es für 1,14 Millionen D-Mark ersteigert hatte. Ein Preis, der die finanziellen Möglichkeiten des Kreises und der hiesigen Kunstfreunde damals überstieg.
Das Evangeliar umfasst das Neue Testament – also die Überlieferungen der vier Evangelisten. „Es wurde auch im Gottesdienst benutzt“, erzählt Priddy, der das Buch als „wunderschön“ beschreibt – obwohl es eigentlich nur Text und keine Illustrationen aufweist. „Aber es ist eben ein Buch, aus dem mindestens 800 Jahre gelesen wurde“, erklärt Priddy – konkret bis zur Aufhebung der Abtei im Jahr 1803.
Bei der Versteigerung in London und auch bei einer Ausstellung des Evangeliars im Jahr 2003 in Liesborn habe er es selbst in Händen gehalten, erzählt der frühere Museumsleiter, der immer der Meinung war, dass „dieses Buch nach Liesborn gehört“.
Geschrieben wurde das Evangeliar von einem Diakon namens Gerwin. Dem Damenstift vermacht hat es die Äbtissin Berthilduis. Nach der Aufhebung der Abtei wurde es 1803 der Universität Münster übergeben; danach kam es in den privaten Verkauf – weitere Wege führten erst nach Hamm und später nach Philadelphia und Kalifornien.
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