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Thomas Kutschaty zu Besuch auf dem Biohof Schwienheer

Gemüse für den Vegetarier

Füchtorf

Thomas Kutschaty, SPD-Landesvorsitzender und ehemaliger NRW-Justizminister, war zu Besuch auf dem Biohof Schwienheer. Der bekennende Vegetarier fühlte sich hier sichtlich wohl.

Von Ulrike von Brevern

Thomas Kutschaty hörte auf dem Biohof Schwienheer interessiert zu – auch bei Kritik. Vor der Kulisse des Tomatengewächshauses (kleines Foto) überreichte (v.l.) Patrick Schwienheer seinen Gästen Kutschaty, Annette Watermann-Krass und Bernhard Daldrup (v.l.) einen Gemüsekorb. Foto: Ulrike von Brevern

„Wie gut, dass Sie hier Gemüse anbauen“, sagt Thomas Kutschaty, SPD-Landesvorsitzender und ehemaliger NRW-Justizminister leise zu Patrick Schwienheer, nachdem er das obligatorische Gastgebergeschenk – einen Weidenkorb voll knackigem Gemüse vor der Kulisse des eindrucksvollen Tomaten-Gewächshauses entgegengenommen hat: „Ich bin nämlich Vegetarier“, gesteht er verschmitzt. Spätestens zu diesem Zeitpunkt ist deutlich, der Politiker fühlt sich wohl auf dem Hof des Füchtorfer Bio-Landwirts. Am Ende wird er doppelt so lange bleiben wie geplant.

Thomas Kutschaty ist auf „Sommertour“ im Land unterwegs. Noch rund 70 Termine stehen auf seinem Programm. Auf dem Hof Schwienheer kommt er mit einem Tross von rund 30 Begleitern: Sassenberger SPD-Politiker sind darunter aber auch lokale Abgeordnete. Der SPD-Bundestagskandidat Bernhard Daldrup ist dabei, der gleich zu Beginn bekennt: „Wir sind heute hier, um etwas zu lernen.“ Thema: Regionale Lebensmittelversorgung.

Ernährung ist eine Schlüsselfrage der Zukunft

Die Landtagsabgeordnete Annette Watermann-Krass steckt tiefer im Thema und hat Zahlen parat. Schließlich gehört sie der Enquete-Kommission des Landtages zur Zukunft der Landwirtschaft an. 500 Prozent Selbstversorgung gebe es im Regierungsbezirk Münster beim Schweinefleisch. Bei Obst und Gemüse dümpelt die Rate dagegen im niedrigen zweistelligen Bereich. Vielfalt in der Produktion, aber auch das Thema Großhandel sei wichtig, um eine regionale Versorgung anzupacken.

Da verweist Patrick Schwienheer auf seine eigenen, sehr positiven Erfahrungen – nicht mit dem konventionellen, aber mit dem Bio-Großhandel. Er verkaufe inzwischen 97 Prozent seines Gemüses über nur einen Großhändler. Der Grund: „Wir können uns auf die festen Anbauabsprachen verlassen. Die Menschen beim Bio-Großhandel Weiling stehen auch für ein anderes System des Handels.“

Das Thema Ernährung sei eine Schlüsselfrage der Zukunft, gibt Thomas Kutschaty als Motto aus. Beim Hofrundgang hört er dann vor allem zu und fängt erst später an, Schwienheer interessiert zu löchern. Der Biolandwirt ist ein offener und auskunftsfreudiger Gastgeber, aber er sorgt auch für Konfrontation. Gerade bei der SPD wolle er eine Lanze für das Thema Saisonarbeit brechen. „Wir sind stolz, dass wir sie haben“, sagt er über die Saisonarbeitskräfte nicht nur auf seinem Hof, sondern auch auf anderen Höfen in Füchtorf. Gerade die Spargelbauern hätten mit deutschen Arbeitskräften keine guten Erfahrungen gemacht. Doch der Verwaltungskram sei zu aufwendig und die Beschäftigungszeit zu kurz. Vier oder fünf Monate wie jetzt während der Coronazeit wären besser. Schwienheer gibt seiner langjährigen Mitarbeiterin Miora Samson die Gelegenheit, dem Spitzenpolitiker die Situation ihrer rumänischen Landsleute direkt zu schildern. Rumänien sei durchaus ein teueres Land, sagt sie. „Brot kostet genau soviel wie hier.“ Die Saisonkräfte hätten zuhause keine Arbeit und bekämen auch keine. Sie lebten neun Monate mit ihren Familien von dem in Deutschland verdienten Geld. Das sei knapp.

Freundliche Atmosphäre

Überzeugen können beide Kutschaty in diesem Punkt nicht. Es müsse etwas dafür getan werden, dass Berufe in der Landwirtschaft attraktiver werde, sagt er später auf Nachfrage. Dass die Arbeit als Erntehelfer deutschen Arbeitskräften zu hart sei, lässt er nicht gelten: „Andere arbeiten auch hart.“

Doch die freundliche Atmosphäre trübt das nicht. Schwienheer bringt auch noch das Thema Wasser an den Politiker, das ihm ähnlich wie anderen Füchtorfer Landwirten auf der Seele brennt. „Was erwarten Sie von der Politik?“, fragt Kutschaty ruhig. „Anpacken“, lautet die Antwort des Biolandwirts.

Was er nun vom Besuch in Füchtorf mitnimmt? „Dass wir mehr tun müssen für den ökologischen Landbau“, sagt Kutschaty und dass das, was er hier gesehen hat, „vorbildlich“ sei.

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