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„Selbstständiges Wohnen“ an der Elisabethstraße eingeweiht

Lena zieht in ihre erste eigene Wohnung

Sassenberg

An der Elisabethstraße ist das neue Apartmenthaus für Menschen mit Beeinträchtigung offiziell eingeweiht. Der LWL investierte in Steine, Digitales und Personal. Die neuen Bewohner sind stolz.

Von Ulrike von Brevern

Lena Schmitfranz (l.) ist stolz darauf, mit Lena Ostholt und Nachbar Sascha Vennemann jetzt Gäste in der eigenen Wohnung begrüßen zu können. Foto: Ulrike von Brevern

Lena Schmitfranz führt stolz in ihre neue Wohnung oben unter dem Dach. Seit Anfang Januar lebt sie hier. Zum ersten Mal außerhalb ihres Elternhauses. Das helle Apartment ist großzügig geschnitten: Ein Wohnraum mit Küchenzeile, ein großes Schlafzimmer, ein kleiner Raum für die Waschmaschine und ein großes Bad - groß genug, damit auch ein Rollstuhlfahrer hier problemlos zurechtkäme. Aber einen Rollstuhl braucht Lena nicht.

14 Mieterinnen und Mieter

Anderthalb Jahre hat sie mit wachsender Spannung auf ihr erstes eigenes Zuhause gewartet. (Die WN berichteten) Sie gehört zu den ersten 14 Mieterinnen und Mietern, die jetzt in das neue Wohnhaus für junge Menschen mit erhöhtem Unterstützungsbedarf an der Elisabethstraße eingezogen sind. Am Dienstag wurde das Gebäude, das der Landschaftsverband Westfalen Lippe (LWL) von seiner eigens gegründeten Projektgesellschaft SeWo GmbH für rund drei Millionen Euro gebaut hat, offiziell eingeweiht. Es ist eins von insgesamt 15 Häusern, die im Programm „Selbstständiges Wohnen“ (SeWo) geplant sind und das einzige, das davon im Kreis Warendorf entstehen wird.

Wie es die Tradition verlangt, erhält Lena Schmitfranz (2.v.l.) stellvertretend für alle Bewohner von  LWL-Direktor Dr. Georg Lunemann sowie den Sewo-Vertreterinne Bianca Rodekohr und Annette Schmidt zum Einzug Brot und Salz überreicht. Foto: Ulrike von Brevern

„Es ist ein glücklicher und stolzer Tag für unsere Stadt“, sagte Bürgermeister Josef Uphoff und dankte zugleich der Pfarrgemeinde St. Marien und Johannes, die das Grundstück vorgehalten hatte. „Ihr habt eine tolle Nachbarschaft und kurze Wege“, rief er den jungen Leuten zu.

Digitalisierung fördert Inklusion

LWL-Direktor Dr. Georg Lunemann machte auf die besondere Ausstattung des Hauses aufmerksam. „Wir setzen Digitalisierung ein, um Inklusion zu fördern“, nannte er eine Besonderheit des Gebäudes. So ist nicht nur Smartes Wohnen im herkömmlichen Sinne möglich, bei dem Heizungs- oder Rollladen per Handyapp gesteuert werden. Auch ganz spezielle Bedarfe sind abzudecken, erläutert Daria Ananev später beim Rundgang durch das Gebäude. „Die Wohnung kann sich dem Bewohner anpassen statt andersherum.“ 

Bei strahlendem Sonnenschein konnten (v.l.) Mieterin Nele Lohmann, Quartiersmanagerin Lena Ostholt sowie Daria Ananev (SeWo) das Bauprojekt an der Elisabethstraße präsentieren. Foto: Ulrike von Brevern

Zu baulichen Anpassungen für die Bewohner zählen breite Türen, Türantriebe auch für die Terrassen, die zu jeder Wohnung gehören, oder auch ein ganz spezieller Schalter für die Küche: Er sieht wie ein Lichtschalter aus, schaltet aber den gesamten Strom im Küchentrakt aus, damit nichts vergessen werden kann. Bei Lena zum Beispiel sendet die Haustürklingel zusätzlich zum Geräusch ein Lichtsignal, falls sie ihre Hörgeräte gerade einmal nicht trägt.

Sozialverträgliche Mieten

Knapp 50 Quadratmeter ist jede der Wohnungen groß und trotz der technischen Finessen müssen die Mieten sozialverträglich sein, erläutert Manfred Lensing, der das Küken im Haus, den 19-jährigen Max Strothmann besucht. Max wohnt in einer der beiden Zweier-WGs und ist mit seinem neuen Zuhause ebenfalls „superglücklich“. Lensing ist hier eigentlich gar nicht zuständig, leitet aber für den Träger, den Caritasverband im Kreisdekanat Warendorf, eine stationäre Einrichtung an anderer Stelle im Kreis.

Maximilian Strothmann freut sich über seine neue Wohnung, die er mit einem Mitbewohner teilt. Foto: Ulrike von Brevern

Der LWL sorgt durch seine Investition aber nicht nur für erträgliche Mieten, sondern beschäftigt zunächst für einen Projektzeitraum von zwei Jahren auch zusätzlich Personal, das den jungen Menschen zur Seite steht, um ihren Schritt in die Selbstständigkeit zu beherrschen. Lena Ostholt etwa gehört dazu, die sich als Quartiersmanagern um die Einbindung in die Nachbarschaft kümmert.

Unterstützung beim Selbstständigewerden

Morgens ehe sie zur Arbeit gehen und nachmittags, wenn sie zurückkommen, können die überwiegend Mitzwanziger auf Begleitung zählen. Nachts gibt es zudem die Möglichkeit, des „Unterstützungsrufs“. Pflegerische Tätigkeiten zählen aber nicht zum Programm. 

Lena Schmitfranz ist schon komplett eingerichtet. Ihre Schleifen und ihre Schneekugelsammlung hat sie von zu Hause  mitgenommen. Foto: Ulrike von Brevern

Lena hat im vergangenen Jahr, als sie auf ihre neue Wohnung gewartet hat, gelernt einzukaufen, ihre Woche zu planen oder auch zu waschen. Nicht alles klappt auf Anhieb, gibt sie zu. Neulich war das T-Shirt, das sie gewaschen hat, plötzlich zu klein. „War wohl zu heiß“, sagt sie lapidar. Dafür freut sie sich, Sascha Vennemann als Nachbarn zu haben, den sie schon aus der Krabbelgruppe kennt. „Es ist spannend“, hatte Lena Schmitfranz in ihrer Rede als Vertreterin der Mieter bei der Eröffnungsfeier gesagt. „Ich bin stolz und glücklich, hier zu wohnen. Mir geht es super hier!“ Dafür erhielt sie nicht nur von den Ehrengästen, sondern besonders auch von ihren Mitbewohnern Beifall.

 Feierstunde im Pfarrheim. Foto: Ulrike von Brevern
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